Machtkampf im Weißen Haus Tech-Investor: "Vielleicht sitzt Musk in zwei Jahren in Haft"

Albert Wenger stammt aus Franken. In den USA macht der Start-up-Unternehmer erfolgreiche Geschäfte. Jetzt wagt er eine brisante Prognose zu Musks Zukunft.
Aufgewachsen ist Albert Wenger im beschaulichen Franken. Zum Studium zog es ihn in die USA. Heute ist er risikofreudiger Unternehmer und besitzt beide Staatsbürgerschaften. Im Interview mit dem Magazin "Stern" liefert er nun eine erstaunliche Prognose zur Zukunft von Tech-Unternehmer und Donald-Trump-Berater Elon Musk: "Es gibt eine fünfzigprozentige Chance, dass Musk vielleicht in zwei Jahren im Gefängnis sitzt und Starlink Trump oder dem Staat gehört."
Wenger ist Partner von Union Square Ventures. Das New Yorker Unternehmen investiert erfolgreich in Start-ups wie den Finanzdienstleiter Etsy oder die Cloud-Plattform Twillo. Der deutsch-amerikanische Unternehmer beobachtet im Weißen Haus einen Machtkampf zwischen dem ultrakonservativen Flügel um Steve Bannon, der eine gesellschaftspolitische Wende in den USA will, und Tech-Unternehmern wie Musk, die vor allem auf Deregulierung dringen. Die Tech-Fraktion fordert, dass der Staat neue technische Entwicklungen nicht durch Gesetze behindern soll. Das geht von Anwendungen bei der Künstlichen Intelligenz (KI) bis zum autonomen Fahren.
Wengers Warnung: "Wer glaubt, dass Trump einfach alles umsetzt, was Elon Musk will, der unterschätzt Trump." Der Machtkampf sei also offen. Ebenso wie Musks Zukunft.
Musk leitet im Weißen Haus die Regierungsstelle Doge: das Departement of Government Efficiency, eine staatliche Agentur für effizientere Regierungsarbeit, die vor allem durch radikale Entlassungen von Staatsbediensteten auffällt. Nach Verlusten seines Autokonzerns Tesla kündigte Musk aber zuletzt seinen Rückzug an. Die "New York Times" bezifferte die Kosten seiner bisherigen Regierungsarbeit auf 135 Milliarden Dollar.
Der deutsch-amerikanische Unternehmer Wenger verfolgt nicht nur die politischen Entwicklungen aufmerksam. In seinem Buch "Die Welt nach dem Kapital" analysiert er die Folgen der KI-Entwicklungen für Wirtschaft und Gesellschaft. Der Start-up-Förderer dringt auf einen radikalen Umbau – von der Bildung bis zur Finanzierung der Sozialsysteme. Dem "Stern" sagte er: "All das sind Systeme, die wir im Industriezeitalter aufgebaut haben und die fürs Industriezeitalter gedacht waren. Für diese radikal neuen Technologien braucht es neue Lösungen."
Ein Experiment und ein paar Empfehlungen für Europa
Dabei ist Wenger überhaupt nicht pessimistisch, was Europas Nachholbedarf in Sachen KI betrifft. "Man sollte aufhören, nur in die USA zu schauen. Es gibt hier alles, was man braucht. Aber der Staat muss sich dahinterklemmen." Eine seiner Forderungen: mehr Zutrauen in private Risikokapitalgeber wie in den USA.
Wagniskapitalgeber Wenger denkt dabei durchaus auch unkonventionell. In den USA finanziert er einen Feldversuch zum bedingungslosen Grundeinkommen. 128 Menschen erhalten fünf Jahre lang 500 Dollar – ohne Vorgaben. Wengers Beobachtung: "Die Menschen fühlen sich wohler, sind gesünder, haben mehr Zeit für Freunde und Familie. Sie investieren in sich selbst, das heißt oft Weiterbildung."
- www.stern.de: "Tech-Investor: "Vielleicht sitzt Elon Musk in zwei Jahren im Gefängnis"
- www.nytimes.com: "What Elon Musk Didn’t Budget For: Firing Workers Costs Money, Too"