Epstein-Komplizin Ghislaine Maxwell gibt Details zu 100 Personen preis

Ghislaine Maxwell hat gegenüber dem US-Justizministerium ausgepackt – über rund 100 Personen aus dem Umfeld des verstorbenen Sexualstraftäters Jeffrey Epstein. Ihre Aussagen könnten neue Bewegung in einen Fall bringen.
Ghislaine Maxwell hat bei einem Verhör durch das US-Justizministerium Angaben zu "100 verschiedenen Personen" gemacht, die in Verbindung mit dem verstorbenen Sexualstraftäter Jeffrey Epstein stehen sollen. Das erklärte ihr Anwalt David Oscar Markus am Freitag vor Journalisten in Tallahassee, Florida.
"Sie wurde zu jeder einzelnen Person befragt und hat alle Fragen beantwortet", so Markus. Maxwell habe keine Aussage verweigert und auch nicht auf ihr Aussageverweigerungsrecht nach dem fünften Zusatzartikel der US-Verfassung gepocht.
Maxwell gilt als langjährige Komplizin Epsteins. Die 63-Jährige verbüßt derzeit eine 20-jährige Haftstrafe wegen Menschenhandels und Verschwörung zur sexuellen Ausbeutung Minderjähriger. Sie war im Dezember 2021 in New York verurteilt worden. Epstein wurde vorgeworfen, zahlreiche Mädchen und junge Frauen missbraucht und Prominenten zugeführt zu haben. Der Milliardär wurde 2019 erhängt in seiner Gefängniszelle in New York aufgefunden. Zuletzt veröffentlichten US-Medien Dokumente und Fotos, die auf ein früher enges Verhältnis zwischen Epstein und Trump schließen lassen.
"Alles wurde gefragt"
Das Gespräch fand laut Markus am Donnerstag und Freitag mit dem stellvertretenden Justizminister Todd Blanche statt. Es sei das erste Mal gewesen, dass Maxwell die Gelegenheit erhalten habe, ausführlich über ihre Rolle und Epsteins Netzwerke zu sprechen. "Sie wurde zu allem befragt, was man sich vorstellen kann – zu allem", sagte Markus.
Hoffnung auf Gnade von Trump?
Rechtsexperten spekulieren, ob Maxwells Aussagen auch im Kontext eines möglichen Gnadengesuchs an Präsident Donald Trump stehen könnten. Ihr Anwalt betonte, man habe zwar bisher keine konkreten Forderungen gestellt, fügte aber hinzu: "Wir hoffen, dass er diese Macht auf eine richtige und gerechte Weise ausübt." Maxwell sei im Gegenzug für ihre Aussagen bislang keine Strafmilderung angeboten worden.
Trump selbst sagte am Freitag auf dem Weg nach Schottland zu Journalisten, er habe "nicht darüber nachgedacht", Maxwell zu begnadigen. Zuvor hatte er betont: "Ich darf das tun, aber ich habe es bisher nicht in Erwägung gezogen." Mit der Befragung der Epstein-Komplizin will die US-Regierung enttäuschte Anhänger besänftigen.
Trump unter Druck
Trump ist in dem Fall im eigenen Lager unter Druck geraten, weil seine Regierung nicht wie versprochen Licht in den Skandal gebracht hat. Ein kürzlich veröffentlichter Bericht des FBI und des Justizministeriums hatte erklärt, es gebe "keine glaubwürdigen Hinweise" auf eine sogenannte "Kundenliste" oder auf eine Erpressung prominenter Personen durch Epstein. Die Öffentlichkeit reagierte teils mit Misstrauen auf diese Darstellung. Eine Umfrage der Quinnipiac University zeigte, dass viele US-Bürger die Neubewertung der Epstein-Ermittlungen durch die Trump-Regierung kritisch sehen.
Das "Wall Street Journal" hatte zudem berichtet, dass das Justizministerium Trump bereits im Mai darüber informiert habe, dass sein Name in den Epstein-Akten mehrfach auftauche. Dies wies Trump nun zurück: "Nein, ich wurde nie – nie darüber informiert", sagte Trump am Freitagabend nach seiner Ankunft in Schottland dazu.
Unterdessen tauchten im Internet zunehmend mit KI generierte Fotos und Videos auf, die Trump und Epstein mit minderjährigen Mädchen zeigen. Mindestens sieben gefälschte Fotos sowie ein Fake-Video seien in Onlinediensten im Umlauf und millionenfach aufgerufen worden, teilte die Aufsichtsbehörde Newsguard am Freitag mit.
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Weitere Anhörung im August
Für den 11. August ist Maxwell außerdem zur Aussage vor dem US-Kongress geladen. Ob sie sich dort äußern wird, ist laut ihres Anwalts noch offen: "Wir müssen noch entscheiden, ob sie antworten wird oder nicht."
Das Justizministerium kündigte an, die Inhalte des Maxwell-Verhörs "zum richtigen Zeitpunkt" öffentlich zu machen.