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Epstein-Affäre: Trumps Nixon-Moment


Epstein-Affäre
Trumps Nixon-Moment

  • Bastian Brauns
MeinungVon Bastian Brauns

24.07.2025 - 11:40 UhrLesedauer: 4 Min.
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US-Präsident Donald Trump (Archivbild): Die Epstein-Affäre gefährdet seine Präsidentschaft. (Quelle: Nathan Howard)
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Donald Trump steht unter Druck wie nie zuvor. Die Epstein-Akten drohen, die schwindende Glaubwürdigkeit des US-Präsidenten endgültig zu zerstören. Statt Transparenz liefert er Ablenkungsmanöver und wirkt damit nur noch verdächtiger.

Donald Trump ist bekanntermaßen ein Meister der Ablenkung. Immer, wenn es eng für ihn wird, schwenkt er die Scheinwerfer auf andere. Mal sind es angebliche Verschwörungen der "Deep State"-Eliten, mal groteske Vorwürfe gegen Barack Obama, den er nun wahlweise als Hochverräter oder Strippenzieher einer jahrelangen "Coup"-Intrige darstellen will.

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Aber hinter allen Ablenkungsmanövern des US-Präsidenten verbirgt sich die eine Wahrheit: Nichts belastet Donald Trump derzeit so sehr wie die Akten um den toten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein, mit dem er über viele Jahre ein freundschaftliches Verhältnis gepflegt zu haben scheint.

Umfragen im Sturzflug, auch bei den Republikanern

Der Präsident steckt ohnehin seit Wochen in der Defensive. In den Umfragen taumelt er immer weiter nach unten. Egal, ob die Politikfelder Migration, Wirtschaft oder Zölle heißen. Am schlimmsten aber steht es für Trump in der Epstein-Angelegenheit. Auf die Frage, wie er mit den Epstein-Ermittlungsakten umgeht, liegt er fast 42 Punkte im negativen Bereich. Das ist der schlechteste Wert seiner politischen Karriere. Laut einer Reuters-Umfrage fordern 79 Prozent der Amerikaner, darunter auch drei Viertel der Republikaner, die vollständige Veröffentlichung der Akten. Nur vier Prozent wollen, dass alles unter Verschluss bleibt.

Dass Trumps Name in den geheimen Unterlagen mehrfach auftaucht, bestätigte jetzt erneut eine Recherche des in diesem Fall besonders umtriebigen "Wall Street Journal" – eine konservative Zeitung, die zum einflussreichen Murdoch-Imperium gehört und eigentlich traditionell republikanische Perspektiven einnimmt. Justizministerin Pam Bondi soll den Recherchen des "WSJ" zufolge Trump bereits im Mai dieses Jahres über seinen Namen in den Dokumenten informiert haben. Ob es sich um beiläufige Erwähnungen handelt oder um mehr, ist zwar unklar.

Verdächtige Vertuschungen

Klar ist aber, dass Trump alles daransetzt, diese Information kleinzureden und zugleich zu verhindern, dass weitere Details an die Öffentlichkeit gelangen. Das Motto von Trumps Krisenkommunikation erinnert an den altbekannten Kinderreim: Epstein, Epstein, alles muss versteckt sein. Doch kein Tag vergeht, an dem nicht neue, für Trump ungünstige Details bekannt werden.

Dabei wäre Transparenz im Fall Epstein das Gebot der Stunde. Und zwar ganz ungeachtet der Rolle Donald Trumps. Zu viele Fragen im Fall Epstein blieben bislang tatsächlich unbeantwortet. Nicht nur, um das Vertrauen der vielen Opfer in den Rechtsstaat wiederherzustellen, sondern auch, um den toxischen Verschwörungsmythen den Boden zu entziehen, die seit Jahren gedeihen, gerade innerhalb der Trump-Bewegung. Wer half Epstein bei seinem globalen Missbrauchsnetzwerk? Welche einflussreichen Kreise deckten ihn? Und welche Namen stehen in den 300 Gigabyte Beweismaterialien, von denen bislang kaum etwas veröffentlicht wurde?

Revolte in den eigenen Reihen

Aber statt dabei zu helfen, Antworten zu liefern, gerät Trump immer weiter in einen Abwehrkampf, den er selbst für seine Verhältnisse außergewöhnlich heftig führt. Dabei liefert er nicht nur seinen größten Kritikern bei den Demokraten Munition. Selbst in den eigenen Reihen wächst der Unmut. Obwohl Trump die Angelegenheit eigentlich für beendet erklären will, fordern nun republikanische Kongressabgeordnete, Epsteins verurteilte Komplizin, Ghislaine Maxwell, anzuhören.

Eine parteiübergreifende Mehrheit verlangt die Herausgabe sämtlicher Ermittlungsunterlagen. Im Netz fragen prominente Unterstützer wie Joe Rogan oder Elon Musk, warum Trump die Freigabe blockiert. Sogar Trump-nahe Abgeordnete wie Marjorie Taylor Greene warnen, dass die Basis sich abwenden werde, wenn er die versprochene Transparenz nicht liefert.

Ausgerechnet Trumps früherer Privatanwalt Todd Blanche, den er nun als stellvertretenden Generalstaatsanwalt eingesetzt hat, will sich jetzt ebenfalls mit Ghislaine Maxwell treffen. Das Signal soll nun sein: Wir verheimlichen nichts, sondern stellen uns an die Spitze der Aufklärung. Trump schlägt Haken um Haken und wirkt dabei immer unglaubwürdiger. Auch, weil er zugleich immer neue Ablenkungsmanöver startet.

Ablenkung durch Vorwurf des Hochverrats gegen Obama

Als die Empörung über die Epstein-Akten gerade einen neuen Höhepunkt erreichte, beschuldigte Trump kurzerhand seinen Amtsvorgänger Barack Obama. Und zwar wegen dessen dereinst eingeleiteter Russland-Ermittlungen um mögliche Wahlmanipulationen. Trump sprach von Hochverrat und ließ ein manipuliertes Video verbreiten, das den Ex-Präsidenten von FBI-Agenten abgeführt zeigt. Doch egal wie infam und zugleich absurd Trumps Behauptung ist, auch diese Ausweichbewegung wirkt wie ein weiterer Beweis dafür, wie sehr ihn die Epstein-Affäre in die Enge treibt.

Das Gefährliche für Trump: Es geht längst nicht mehr um Epstein allein. Es geht um Glaubwürdigkeit. Und zwar um seine eigene und die der Institutionen, die er zu verteidigen vorgibt. Das mag angesichts von Trumps notorischen Lügen, die sein Markenkern sind, überraschen. Aber auch bei ihm gilt: Wer Transparenz predigt und gegen "verlogene Eliten" wettert, der kann auf Dauer nicht zugleich die Aufklärung eines der größten Missbrauchsskandale der letzten Jahrzehnte blockieren, nur weil der eigene Name in den Akten steht.

Ein perfekter Sturm braut sich zusammen

Wenn Trump nichts zu verbergen hätte, könnte er sich als Aufklärer inszenieren. Denn selbst Trumps schärfste Gegner räumen ja ein, dass die bloße Erwähnung noch kein Beweis für irgendeine Schuld ist. Aber solange Trump an seinem eigenen Versteckspiel festhält, bleibt der üble Verdacht, er könnte mit der Sache zu tun haben.

Es ist noch immer zu früh, um zu beurteilen, ob die Epstein-Affäre für Trump wirklich zum politischen Verhängnis wird und er womöglich sogar abtreten muss. Aber für den US-Präsidenten könnte die Gemengelage zu einem perfekten Sturm werden: schlechte Umfragen, die Wut einer desillusionierten Basis und der anhaltende Druck einer Öffentlichkeit, die Antworten verlangt. Hinzu könnten Inflations-Probleme infolge der Zölle kommen, die weiteren Unmut schüren würden.

Die Epstein-Akten könnten sich für Trump als das erweisen, was einst die Watergate-Affäre für den früheren US-Präsidenten Richard Nixon war. Nicht nur ein Skandal, sondern ein Symbol für etwas, das einfach nicht verschwinden will. Ein Problem folgt Trump wie ein bleierner Schatten: Es trägt den Namen Jeffrey Epstein.

Verwendete Quellen
  • wsj.com: "Justice Department Told Trump in May That His Name Is Among Many in the Epstein Files" (Englisch)

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