Hat sie Details über Trump? Weitere Wendung in der Epstein-Affäre

Die Affäre um Jeffrey Epstein zieht immer weitere Kreise. Nun könnte eine Aussage Trump in Bedrängnis bringen.
Lange Zeit erzählte Ghislaine Maxwell quasi nichts über ihre Rolle in Jeffrey Epsteins Netzwerk um Sex und Missbrauch. Selbst als sie im Jahr 2021 wegen der Anwerbung von Frauen und minderjährigen Mädchen für Epsteins sexuellen Missbrauch vor Gericht stand, machte sie keine Aussage zu ihrer Verteidigung. Schließlich wurde sie zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt.
Bei anderen Gelegenheiten stritt sie ihre Beteiligung am Sexhandel von Epstein ab. In einem Zivilprozess wegen Verleumdung wurde sie 2016 dafür kritisiert, sich dumm zu stellen.
- Immer neue Details: Epstein-Verbindungen werden für Trump zum Problem
- Epstein, Epstein, alles muss versteckt sein: Kommentar zu Trumps Ablenkungsmanöver
Doch das könnte sich nun ändern. Offenbar sammelt sie im Gefängnis neue Beweise, nachdem ihre Anwälte zuvor Berufung gegen die Verurteilung eingelegt hatten. Und tatsächlich wollen auch das Justizministerium sowie das Repräsentantenhaus mit Maxwell sprechen. Sollte sie auspacken, könnte auch Donald Trump in Bedrängnis geraten.
Ghislaine Maxwell plant offenbar neue Aussage
Ihr Bruder Ian Maxwell erklärte nun der "New York Post": "Sie wird dem Gericht wichtige neue Beweise vorlegen, die der Verteidigung bei ihrem Prozess im Jahr 2021 nicht zur Verfügung standen, was einen erheblichen Einfluss auf den Ausgang des Prozesses gehabt hätte."
Die Familie setzt sich im Hintergrund offenbar stark dafür ein, den Prozess gegen Maxwell neu aufzurollen – und sie letztlich früher aus dem Gefängnis zu bekommen. Ihr Anwalt David Oscar Markus betont, im ersten Verfahren habe es an Fairness gefehlt. Angeblich habe Epstein bereits vor seinem Tod 2019 eine Vereinbarung mit den Behörden getroffen, die Maxwell vor Strafverfolgung schützen soll. Darauf beziehen sich die Anwälte nun in der Berufung.
Der Oberste Gerichtshof wurde eingeschaltet, eine Entscheidung gab es bisher nicht – aber eine Empfehlung aus dem Weißen Haus. Von dort hieß es, der Einspruch solle abgelehnt werden. US-Präsident Trump selbst könnte bei einer Aussage Maxwells schließlich in den Fokus geraten.
Es ist bekannt, dass er jahrelang mit Epstein befreundet war, beide besuchten zusammen Partys. Trump sagte noch 2002: "Ich kenne Jeff seit 15 Jahren. Toller Typ. Es macht viel Spaß, mit ihm Zeit zu verbringen. Man sagt sogar, dass er schöne Frauen genauso mag wie ich, und viele von ihnen sind jünger." Zudem gibt es Vorwürfe, Epstein habe Trump Frauen besorgt. Daher besteht der Verdacht, auch Trump sei Kunde des Sexhandels mit Minderjährigen gewesen, den Maxwell und Epstein betrieben. Trump weigerte sich zuletzt, weitere Akten über Epstein herauszugeben – obwohl er dies im Wahlkampf angekündigt hatte.
Republikaner wollen Maxwell vorladen
Ausgerechnet aus seiner eigenen Partei kommt nun der Ruf, Maxwell noch einmal vorzuladen. So hat der republikanische Abgeordnete Tim Burchett Maxwell zu einer Aussage vor dem Aufsichtsausschuss des Repräsentantenhauses vorgeladen. Demnach soll die Zeugenaussage am 11. August in der Federal Correctional Institution Tallahassee stattfinden, wo Maxwell inhaftiert ist. Letztlich muss allerdings der Ausschussvorsitzende James Comer die Vorladung ausstellen. Burchett zeigt sich diesbezüglich aber optimistisch.
- Trumps sexuelle Übergriffe: Sein Anwalt soll sich um 100 Frauen "gekümmert haben"
"Wir müssen diesen Dreckskerlen eine Botschaft senden", schrieb Burchett in einer auf X veröffentlichten Erklärung und bezog sich dabei auf die Liste der Klienten und anderer Unterstützer Epsteins, die vermutlich in den verbleibenden Epstein-Akten enthalten sind. "Wir müssen der Sache auf den Grund gehen, Leute. Es sind vier Jahre vergangen, und wir müssen das nicht länger tolerieren."
Trump habe er im Vorfeld nicht darüber informiert. Er wisse aber, dass er "Gegenwind bekommen werde und die Leute hier oben sauer auf mich sein werden. Aber letztendlich und in aller Aufrichtigkeit werde ich meinem Schöpfer in dieser Angelegenheit Rede und Antwort stehen."
Der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, sieht das hingegen kritisch: "Kann man sich darauf verlassen, dass sie die Wahrheit sagt? Ist sie eine glaubwürdige Zeugin? Ich meine, diese Person wurde zu vielen, vielen Jahren Gefängnis verurteilt für schreckliche, unaussprechliche, verschwörerische Taten und Taten gegen unschuldige junge Menschen." Er schickte die Abgeordneten am Dienstag einen Tag früher als geplant in die Sommerpause – kurz bevor eine Abstimmung über die Freigabe der Epstein-Akten anstand.
Auch Trumps Regierung will mit Maxwell sprechen
Allerdings hat auch die Regierung bereits Kontakt zu Maxwell aufgenommen. So hatte das Justizministerium angekündigt, Todd Blanche, den stellvertretenden US-Generalstaatsanwalt, auf Anweisung von Justizministerin Pam Bondy nach Florida zu schicken, um sich mit Maxwell zu treffen. Maxwells Anwälte erklärten am Dienstagabend, sie hätten mit Blanche gesprochen, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.
Maxwells Anwalt David Oscar Markus bestätigte auf X, "dass wir in Gesprächen mit der Regierung sind und dass Ghislaine immer wahrheitsgemäß aussagen wird".
Was wird Ghislaine Maxwell aussagen?
Was genau Maxwell aussagen wird, ist noch unklar, doch Zeugenaussagen früherer Opfer legen nahe, wie weit es gehen könnte. "Wenn sie einige der Leute verrät, von denen sie Videos hat, werden sie nicht glücklich sein", sagte Virginia Giuffre, die von Epstein sexuell missbraucht worden sein soll. Zu Maxwells Rolle erklärte sie: "Ghislaine war bösartig. Sie war böse. Sagen wir es so: Epstein war Pinocchio und sie war Meister Geppetto. Sie war diejenige, die die Fäden in der Hand hielt."
Teresa Helm, ein weiteres Opfer, berichtet über Maxwell: "Sie war gerissen, erfolgreich und sehr wortgewandt." Sie glaube, Maxwell werde einfach einen Deal machen, um freigelassen zu werden. "Das wäre tragisch für alle Frauen, die überlebt haben."
Spencer Kuvin, der 2007 als Anwalt mehrere Opfer vertrat, betonte, Maxwell habe die Mädchen beschafft und dafür gesorgt, dass seine Häuser weltweit für Epstein und seine Freunde bereitstanden. "Sie kennt alle Freier und alle Opfer, denn sie hat die ganze Drecksarbeit erledigt."
- nypost.com: "Ghislaine Maxwell preparing ‘new evidence’ ahead of highly anticipated meeting with feds, her brother explains" (englisch)
- morgenpost.de: "Gefahr für Donald Trump? Epsteins 'Zuhälterin' könnte auspacken"
- cbsnews.com: "House committee subpoenas Epstein associate Ghislaine Maxwell to sit for deposition" (englisch)
- theguardian.com: "Congress to subpoena Maxwell amid political firestorm over Epstein files" (englisch)