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USA geht kaputt: Marode Häuser, Straßen, Brücken in ganz Amerika


Marode Häuser, Straßen, Brücken
"Der Schock sitzt tief" - Amerika geht kaputt

dpa, Von Hannes Breustedt

Aktualisiert am 03.04.2015Lesedauer: 3 Min.
Die 2007 eingestürzte Mississippi-Brücke in Minneapolis, Minnesota.Vergrößern des BildesDie amerikanische Infrastruktur ist noch schlechter als die deutsche: die 2007 eingestürzte Mississippi-Brücke in Minneapolis. (Quelle: ap-bilder)
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Die Explosion, die das Trendviertel East Village vor über einer Woche ins Chaos gestürzt hat, wird in New York eine bleibende Narbe hinterlassen. Nicht nur wegen der zwei Toten, 22 Verletzten und drei zerstörten Wohnhäuser - "der Schock sitzt tief", sagen Anwohner der Ausgehmeile rund um den St. Marks Place noch Tage danach. Viele Amerikaner überall in den USA stellen sich darüber hinaus die Frage: Wie kaputt ist ihr Land?

Auf den ersten Blick ist eine solche Katastrophe ein schreckliches, aber lokales Ereignis. Doch die New Yorker Tragödie wirft ein Schlaglicht auf die desolate Infrastruktur in der weltgrößten Volkswirtschaft. Auch in Deutschland wird oft über schlechte Autobahnen oder uralte Eisenbahnbrücken geklagt - aber in den USA ist das Problem viel gravierender: Eine gesperrte marode Brücke zwischen Wiesbaden und Mainz hier - eingestürzte Hochhäuser dort, das verdeutlicht ganz gut den Unterschied zwischen beiden Ländern.

Straßen, Brücken, Dämme, Flughäfen und Seehäfen - vieles von dem, wo sich das öffentliche Leben der Vereinigten Staaten abspielt, ist in einem maroden Zustand. Experten warnen schon lange vor den Risiken, dennoch bleibt eine entschlossene Reaktion seit Jahren aus. Die Gründe sind vor allem politische.

Keine Seltenheit

Als Ursache der Explosion in Manhattan haben Experten eine defekte Gasleitung ausgemacht. So etwas ist in New York keine Seltenheit. Die Versorgungssysteme sind veraltet und müssten dringend überholt werden. "Dies ist ein sehr wichtiger Moment, um unsere Situation mit Blick auf unsere Gebäude und Infrastruktur zu prüfen", sagt Bürgermeister Bill de Blasio. Erst vor einem Jahr hat eine Gasexplosion in Harlem acht Menschen getötet.

Für die Gasleitungen im Gebäude in East Village war zwar der Privateigentümer zuständig. Doch auch für die Stadt und ihre Behörden sollte der Unfall ein Weckruf sein, mahnt Experte Adam Forman. Sein Zentrum für eine Zukunft in der Stadt (Center for an Urban Future) hat herausgefunden, dass mehr als die Hälfte der öffentlichen Gasleitungen in New York vor 1960 verlegt wurden.

"Es sind diese Leitungen, durch die - entweder durch Korrosion oder mangelhafte Installation - die meisten gefährlichen Gaslecks entstehen", erklärt Forman. Zwar sei es den beiden großen Versorgern ConEdison und National Grid gelungen, die Zahl der Löcher seit 2003 um 30 Prozent zu reduzieren. Doch die Lage bleibe kritisch. Und Gasleitungen sind bei weitem nicht das einzige Problem.

Bedarf: fast 50 Milliarden Dollar

In New York haben laut Forman 184 Brücken, von denen etliche als mangelhaft und womöglich einsturzgefährdet gelten, und über 1600 Kilometer an Wasserleitungen mehr als 100 Jahre auf dem Buckel. Auch große Teile des U-Bahn-Systems sind veraltet. Die Kosten, um die Infrastruktur in Ordnung zu bringen, taxiert Forman auf fast 50 Milliarden Dollar taxiert. Allein für New York.

Aber nicht nur Big Apple kämpft mit Verfall, ganz Amerika ist betroffen. Meldungen über einstürzende Brücken oder Unfälle durch riesige Schlaglöcher gibt es in den USA regelmäßig. Die weltgrößte Volkswirtschaft findet sich im Infrastruktur-Ranking des World Economic Forum nur auf Platz 16 - hinter den Euro-Ländern Portugal und Spanien, wo in den letzten Jahren massiv gespart werden musste. "Warum kümmern wir uns nur darum, wenn es zu Tragödien kommt?", fragt Analyst Robert Puentes von der Brookings Institution.

Das Problem sei vor allem die Instandhaltung, meint der Experte. "Wir machen einen super Job, wenn es darum geht, neue Sachen zu bauen." Nachdem die Objekte dann feierlich eingeweiht wurden, kümmere sich aber häufig keiner mehr richtig darum. Die Bestandspflege kostet viel Geld, aber niemand in Washington wolle sich mit Steuererhöhungen bei den Wählern unbeliebt machen.

Steuern zahlen Amerikaner nicht gern

Am deutlichsten wird das Dilemma im sogenannten Highway Trust Fund, der für den Großteil der Reparaturen an Straßen, Brücken und am restlichen Verkehrs- und Schienennetz aufkommt. Der Topf wird über die Benzinsteuer finanziert, deren Anhebung amerikanische Politiker, seien es Republikaner oder Demokraten, seit 1993 scheuen. Dem Fonds droht deshalb schon seit Jahren das Geld auszugehen - bis zum 31. Mai muss eine Lösung her, um die Pleite zu vermeiden.

Doch ein dauerhafter Finanzierungsplan ist derzeit nicht in Sicht. Steuern zahlen, um das öffentliche Leben am Leben zu halten, ist in Amerika noch unbeliebter als hierzulande. Das gilt vor allem für jene, die so viel Geld haben, dass sie die Reparatur der New Yorker Infrastruktur mit einem Schlag bezahlen könnten.

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