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US-Präsident Donald Trump misstraut sogar seinem eigenen Team


Der isolierte Präsident
Trump misstraut sogar dem eigenen Team

ap, Jonathan Lemire

Aktualisiert am 15.05.2017Lesedauer: 4 Min.
Donald TrumpVergrößern des BildesDonald Trump (Quelle: ap-bilder)
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Die Entlassung von FBI-Chef Comey sorgt immer noch für viel Unruhe im Weißen Haus: Präsident Trump ließ wichtige Personen in seinem Team lange darüber im Dunkeln - oder informierte sie überhaupt nicht.

Es wird immer einsamer um Donald Trump: Vier Monate ist der US-Präsident mittlerweile im Amt, und sein Misstrauen gegen einige seiner wichtigsten Mitarbeiter im Weißen Haus wächst. Er baut vor allem auf eine Handvoll Angehörige und einige langjährige Vertraute. Die Versuche des Weißen Hauses, die Aufregung über die FBI-Affäre und die Untersuchungen des Kongresses zu möglichen Russland-Verwicklungen einzudämmen, haben die Lage noch zugespitzt. Beim mächtigsten Mann Amerikas sorgt das für Ärger.

Deutlich wurden die Isolationstendenzen Anfang vergangener Woche bei der Entlassung von FBI-Direktor James Comey, der die Aufsicht über die Untersuchung möglicher Verstrickungen von Trumps Wahlkampfteam mit Russland hatte. Aus Angst, dass seine Entscheidung durch ein Leck in seinem eigenen Team vorzeitig bekannt würde, ließ Trump zentrale Personen im Dunklen, als er über sein Vorgehen nachdachte.

Sein Kommunikationsstab hatte gerade eine Stunde Zeit, bevor man die Entscheidung dem amerikanischen Volk erklären musste. Chefstratege Stephen Bannon soll laut Regierungskreisen erst aus dem Fernsehen davon erfahren haben.

Als die Verteidigung der Regierung nicht so einschlug, wie Trump das erwartet hatte, versuchte er die Sache selbst zu übernehmen - und bereitete mit seiner offenen Drohung gegen Comey weiteres Kopfzerbrechen. "James Comey sollte hoffen, dass es keine "Aufnahmen" unserer Gespräche gibt, bevor er beginnt, an die Presse zu leaken!", schrieb Trump am Freitag auf Twitter.

Für ein Weißes Haus, das an Chaos gewöhnt ist, könnte Trumps Verhalten in der Sache Comey schwerwiegende und langfristige Folgen haben. Trumps Entscheidung scheint den Geheimdienstausschuss des Senats bereits bekräftigt zu haben, eine mögliche Einflussnahme Russlands auf die US-Wahlen zu untersuchen. Dazu wurde der ehemalige Nationale Sicherheitsberater und Trump-Vertraute Michael Flynn vorgeladen.

Comeys Anhänger haben zudem schnell deutlich gemacht, dass sie ihn gegen Angriffe von Trump verteidigen werden. So stellten sie die Aussage des Präsidenten infrage, wonach Comey Trump gesagt habe, dass gegen ihn persönlich in der Russland-Affäre nicht ermittelt werde.

Mehrere Personen aus dem Umfeld des Präsidenten sagen, dass sein Vertrauen in einen kleinen Kreis bei der Comey-Entlassung das wachsende Misstrauen Trumps in sein eigenes Personal verdeutlicht. Zu dem engsten Kreis zählen seine Tochter Ivanka, sein Schwiegersohn Jared Kushner, dazu seine Wahlkampfsprecherin Hope Hicks und sein langjähriger Bodyguard Keith Schiller. Letzterer wurde von Trump auch damit beauftragt, Comey den Brief mit seiner Entlassung zu überbringen. Dagegen steht Berater Bannon nach Aussagen aus dem Trump-Umfeld am Rand, seit er mit Kushner aneinandergeraten ist.

Trump taucht ab

Trump verbrachte den größten Teil der Woche außer Sichtweite - eine bemerkenswerte Tatsache für den Präsidenten, der sonst oft mehrfach am Tag vor die Kameras tritt. Ihm bereitet die Vielzahl von Lecks im Weißen Haus Kopfzerbrechen, aus denen zahlreiche Medien gespeist werden, wie rund ein Dutzend Mitarbeiter des Weißen Hauses und aus dem Umfeld des Präsidenten bestätigten.

Nach der Entscheidung, Comey zu feuern, wurde Trump von seinen Beratern gesagt, dies könne auf ein positives Echo bei den Demokraten stoßen. Schließlich war unter Comey kurz vor der Wahl die E-Mail-Affäre um Hillary Clinton nochmals hochgekocht - ein möglicher Grund für deren Niederlage.

Kritik an der Kommunikationsabteilung

Als die positive Reaktion ausblieb, wandte sich Trumps Zorn nicht nur gegen die Demokraten. Seiner eigenen Kommunikationsabteilung nahm er übel, dass diese es nicht schnell genug geschafft hatte, mehr Republikaner in die Medien zu bekommen, um die Entscheidung und den Präsidenten zu verteidigen. Trump sieht sich selbst zunehmend als einziges wirksames Sprachrohr des Weißen Hauses.

Der Präsident empfinde die Berichterstattung über seine Entscheidung unfair, heißt es. Dass sein Team widersprüchliche Geschichten zur Begründung geliefert habe, glaube er nicht - ungeachtet der Tatsache, dass sich die Erklärungen des Weißen Hauses für Comeys Entlassung innerhalb von 48 Stunden grundlegend geändert haben.

Zunächst hatte die Regierung argumentiert, der Grund für Comeys Abgang sei sein Umgang mit der E-Mail-Affäre um Clinton und Trump sei nur einer Empfehlung des Justizministeriums gefolgt. Dann sagte Trump aber, er habe Comey schon lange feuern wollen.

"Trump ist wie ein Quarterback, der vor die Angriffslinie gerät"

"Die Herausforderung, die sie haben, ist, dass der Präsident sich manchmal so schnell bewegt, dass sie kein Team um ihn formieren können, das das organisiert", sagt Newt Gingrich, ehemaliger Vorsitzender des Repräsentantenhauses und Trump-Vertrauter. Zur Erklärung bemüht er einen Vergleich aus dem American Football: "Trump ist ein bisschen wie ein Quarterback (der spielgestaltende Rückraumspieler), der vor die Angriffslinie gerät."

Um die Probleme besser in den Griff zu bekommen, erwägt Trump nun, sein Kommunikationsteam aufzustocken, wie es aus seinem Umfeld heißt. Dazu will er unter anderem Produzenten des Fernsehsenders Fox News anheuern. Der Kanal des Medienmoguls Rupert Murdoch ist einer der meistgesehenen US-Nachrichtensender. Auch wenn er stets seine Überparteilichkeit betont, wird der Sender von Beobachtern einhellig dem konservativen und republikanischen Spektrum zugerechnet.

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