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Warum Twitter Donald Trump nicht sperrt


Trotz Prügel-Video und Blut-Tweet
Warum Twitter Donald Trump nicht sperrt

ap, Barbara Ortutay

28.07.2017Lesedauer: 4 Min.
Trotz übler Verunglimpfungen und verbaler Ausfälle darf Donald Trump weiter twittern.Vergrößern des BildesTrotz übler Verunglimpfungen und verbaler Ausfälle darf Donald Trump weiter twittern. (Quelle: Reuters-bilder)
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Nach Donald Trumps jüngstem Prügelvideo gegen CNN wurden wieder Forderungen an Twitter laut, den Account des US-Präsidenten zu sperren. Doch das Netzwerk sträubt sich: Mit seinen Tiraden liefert Trump die beste kostenlose Werbung für den Kurznachrichtendienst.

Twitter will den Account von Donald Trump nicht sperren, ob sich der US-Präsident nun an die Richtlinien des Netzwerks hält oder nicht. Das haben die Verantwortlichen deutlich gemacht. Überraschend kommt das nicht. Denn die Tweets des Präsidenten lenken viel Aufmerksamkeit auf den strauchelnden Kurznachrichtendienst, selbst wenn die Angriffe auf Journalisten und politische Gegner klar dem Anspruch von Twitter widersprechen, eine Plattform für den friedlichen Austausch zu bieten.

Trump soll mehrfach gegen die Twitter-Regeln verstoßen haben

In der Vergangenheit sperrte das Unternehmen schon mehrfach die Konten von Benutzern, die gegen seine Regeln verstoßen haben. Bei Trump war das nach Ansicht seiner Kritiker schon vielfach der Fall.

Schon vor dem Amtsantritt des Präsidenten forderten liberale Aktivisten, Autoren und andere Twitter-Nutzer Trumps Ausschluss aus dem Netzwerk. Kürzlich wurden die Appelle erneut laut, als der 71-Jährige ein Video teilte, das ihn beim Ringen mit einem Mann zeigt, dessen Kopf durch ein CNN-Logo ersetzt wurde. Journalistenverbände verurteilten das Video als Aufruf zur Gewalt gegen Reporter.

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Twitter verbietet Belästigungen und Hassrede. Doch bei der Bewertung gibt es großen Spielraum. So mag es zwar geschmacklos sein, in einem Tweet über eine Fernsehmoderatorin zu schreiben, sie hätte nach einem Facelifting heftig geblutet - mit Blick auf die Twitter-Richtlinien liegt solch einee Aussage aber allenfalls in einer Grauzone.

Auf die Frage nach Trump erklärte Twitter, das Unternehmen äußere sich nicht zu persönlichen Accounts. Doch Vorstandschef Jack Dorsey erklärte im Mai auf NBC, es sei "wirklich wichtig, direkt von der Führung zu hören", um Menschen zur Verantwortung zu ziehen und Diskussionen offen anstatt hinter verschlossenen Türen zu führen.

Auch unternehmerisch ergibt das Sinn. Durch Trumps ständige Kurznachrichten landet Twitter immer wieder in den Schlagzeilen und gewinnt im Idealfall neue Nutzer hinzu.

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Doch bisher geht diese Hoffnung offenbar nicht auf. Die durchschnittliche Zahl der aktiven Nutzer im zweiten Quartal dieses Jahres stieg zwar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um fünf Prozent auf 328 Millionen, wie Twitter am Donnerstag mitteilte. Doch gemessen am ersten Quartal 2017 stagniert der Wert. Die Aktie des Netzwerks stürzte nach Bekanntgabe der Zahlen im vorbörslichen Handel in New York um mehr als neun Prozent auf 17,75 Dollar (rund 15 Euro) ab.

Twitter macht weiter keinen Gewinn

Den Sprung in die Gewinnzone hat Twitter noch nie geschafft. Am Donnerstag meldete das in San Francisco ansässige Unternehmen einen Quartalsverlust von 116 Millionen Dollar oder 16 Cent pro Aktie. Ein Jahr zuvor betrug das Minus 107 Millionen oder 15 Cent pro Aktie. Der Umsatz ging von 602 Millionen Dollar um fünf Prozent auf 574 Millionen Dollar zurück und lag damit knapp über den gedämpften Erwartungen der Analysten.

Verfechter der Meinungsfreiheit sind sich einig, dass Trump besser bei Twitter bleiben sollte. Emma Llanso vom Center for Democracy & Technology betont, die Tweets des US-Präsidenten seien "eindeutig politisch relevante" Beiträge und würden sogar in Gerichtsverfahren gegen Trumps Politik zitiert. So zog etwa ein US-Berufungsgericht im Juni Kurznachrichten des Präsidenten heran, um dessen Einreiseverbot gegen Menschen aus sechs überwiegend muslimischen Staaten außer Kraft zu setzen.

"Den Präsidenten auf angemessene Weise zur Verantwortung zu ziehen"

Es sei verständlich, dass es so viel Druck auf soziale Netzwerke gegeben habe, gegen Hetze vorzugehen, sagt Llanso. Doch was Trumps gewaltige Präsenz auf Twitter angehe, wolle sie lieber kein Privatunternehmen darüber entscheiden lassen, was erlaubt sein solle und was nicht, betont die Expertin. Stattdessen "sollten wir lieber zu den Instrumenten unserer Demokratie greifen, um den Präsidenten auf angemessene Weise zur Verantwortung zu ziehen".

Diese Meinung teilt die Twitter-Spitze offenbar. Erst kürzlich kündigte das Netzwerk an, zehn Mal so viele Hetz-Konten zu sperren wie vor einem Jahr. Genaue Zahlen wurden allerdings genannt. Trump war natürlich nicht betroffen.

Er verteidigte im Juni noch einmal seine Präsenz in den sozialen Medien. Die Mainstream-Medien wollten nicht, dass er seine "ehrlichen und ungefilterten Botschaften" verbreiten könne, twitterte der Präsident.

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Twitter bietet Trump eine Plattform, um direkt mit der Welt zu interagieren, ohne Mittler wie die Nachrichtenmedien. Doch wenn dieser direkte Kontakt für die Menschen so wichtig ist, ist es nach Ansicht von Fürsprechern der Meinungsfreiheit ebenso wichtig, dass der Präsident selbst zuhört - und jedem ermöglicht, seine Nachrichten zu sehen. Denn Trump hat sein Twitterkonto für einzelne Nutzer blockiert, weswegen ein Gerichtsverfahren gegen ihn läuft.

Zu den Betroffenen gehört nach eigenen Angaben die Komikerin Dana Goldberg. Sie verglich Trumps Vorgehen damit, als würde der Präsident "eine Rede zur Lage der Nation halten und die Fernseher von Leuten sperren, die (Hillary) Clinton gewählt haben".

Goldbergs Vergehen? Sie habe Trump in einem Tweet wegen seines Umgangs mit dem krebskranken Senator John McCain als "traurigen Mann" bezeichnet, erzählt sie: "Die Tatsache, dass ich vom Präsidenten der Vereinigten Staaten blockiert wurde, ist irrsinnig."

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