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Michael Cohen: "Trump hat mir auf seine Art gesagt, dass ich lügen soll"


"Donald Trump ist ein Rassist, ein Hochstapler, ein Betrüger"

Von t-online, dpa, afp, dru

Aktualisiert am 27.02.2019Lesedauer: 4 Min.
Greift Donald Trump hart an: Michael Cohen, der frühere Anwalt des US-Präsidenten.Vergrößern des BildesGreift Donald Trump hart an: Michael Cohen, der frühere Anwalt des US-Präsidenten. (Quelle: Pablo Martinez Monsivais/ap)
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Michael Cohen hat Donald Trump vor dem US-Kongress schwer belastet. Der Anwalt bezeichnete seinen früheren Chef als Betrüger, für den zu lügen völlig normal sei.

In einer denkwürdigen Anhörung hat der frühere Anwalt von Donald Trump den US-Präsidenten vor dem US-Kongress als Betrüger und Lügner bezeichnet. Michael Cohen, der einräumte, für seinen Chef gelogen zu haben, fällte bei der Anhörung in Washington ein vernichtendes Urteil über den Charakter des Präsidenten. Er sagte wörtlich: "Donald Trump ist ein Rassist, ein Hochstapler, ein Betrüger."

Cohen beschuldigte Trump, im Wahlkampf 2016 schon vorab von gehackten E-Mails der Demokraten gewusst zu haben, mit denen seiner Rivalin Hillary Clinton geschadet werden sollte. Er führte weiter ins Feld, dass sich Trump noch nach dem Einzug ins Weiße Haus darum bemühte, die Zahlung an seine angebliche Sex-Affäre Stormy Daniels zu kaschieren.

Bei der im ganzen Land mit Spannung verfolgten Anhörung stellte der Ex-Anwalt Trump als unaufrichtigen Egoisten dar, dem es nie um das Wohl des Landes, sondern immer nur um seine eigene Bereicherung gegangen sei. Zu lügen sei völlig normal für Trump im Umgang mit der Öffentlichkeit gewesen, sagte Cohen. Auch er habe gelogen. Er habe es getan, um Trump zu schützen, sagte der Anwalt. "Ich schäme mich, dass ich dazu beigetragen habe, Herrn Trumps unerlaubte Handlungen zu verschleiern, statt auf mein eigenes Gewissen zu hören", sagte Cohen. Dafür wolle er den Kongress um Entschuldigung bitten.

"Er hat mir auf seine Art gesagt, dass ich lügen soll"

So habe er auch über ein geplantes Bauprojekt Trumps in Moskau, das letztlich nicht zustande kam, vor dem US-Kongress die Unwahrheit gesagt, erklärte Cohen. Trump habe ihn nicht direkt zur Lüge angewiesen, so arbeite er nicht. Allerdings habe ihm Trump während des Wahlkampfes in die Augen geschaut und gesagt, es gebe kein Russland-Geschäft, obwohl die Verhandlungen noch liefen. Dann sei Trump rausgegangen und habe das amerikanische Volk belogen, indem er dasselbe gesagt habe. "Er hat mir auf seine Art gesagt, dass ich lügen soll."

Cohen hatte zunächst erklärt, die Pläne für den Trump-Tower in Moskau seien im Januar 2016 aufgegeben worden. Später räumte er unter anderem ein, noch bis ungefähr Juni 2016 versucht zu haben, eine Genehmigung der russischen Behörden für das Projekt zu erhalten. Trumps persönliche Anwälte hätten seine Erklärung vor dem Kongress über den Zeitrahmen des Bauprojekts überprüft und geändert, bevor er sie abgegeben habe, so Cohen.

Cohen legt "unwiderlegbare" Dokumente vor

Cohen legte dem Ausschuss nach seinen Angaben "unwiderlegbare" Dokumente vor, die seine Anschuldigungen gegen den Präsidenten beweisen würden. Darunter war die Kopie eines Schecks, mit dem der Präsident ihn für die Zahlung von Schweigegeld an Pornostar Stormy Daniels sowie an Ex-Playmate Karen McDougal entschädigt habe, sagte Cohen.

Der Scheck über 35.000 Dollar – von Trump persönlich unterzeichnet – soll eine Teilerstattung für das Schweigegeld gewesen sein. Die Frauen hatten vor der Wahl 2016 behauptet, eine Sex-Affäre mit Trump gehabt zu haben. Da dieses Geld kurz vor der Wahl geflossen war, geht es womöglich um strafbare Versuche, die Umstände der Zahlung im Nachhinein zu verschleiern.

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Der Anwalt beschuldigte Trump weiter, vorab von der Veröffentlichung gehackter E-Mails der Demokraten durch Wikileaks im Wahlkampf 2016 gewusst zu haben. Trump habe gewusst, dass sein langjähriger Vertrauter Roger Stone mit Wikileaks-Gründer Assange über die Veröffentlichung der E-Mails gesprochen habe. Cohen fügte hinzu, er sei bei einem Telefonat zwischen Trump und Stone anwesend gewesen, in dem Stone Trump darüber informiert habe, dass Wikileaks innerhalb weniger Tage E-Mails publik machen werde, die Hillary Clinton schaden werden. Tatsächlich rückten sie die Demokratin in ein schlechtes Licht.

Cohen sagte, er zwar habe keine direkten Beweise dafür, dass Trump oder sein Wahlkampfteam 2016 Geheimabsprachen mit Russland getroffen hätten. Er habe aber den Verdacht, dass Trump von einem Treffen von Vertretern des Wahlkampfteams mit Russen im Juni 2016 gewusst habe. FBI-Sonderermittler Robert Mueller untersucht, ob es solche Geheimabsprachen gegeben hat. Cohen kooperiert mit Mueller.

Den Vorwurf des Rassismus begründete Cohen mit mehreren Aussagen, die Trump ihm gegenüber gemacht haben soll. "Einmal fragte er mich, ob ich ein von einem Schwarzen geführtes Land benennen könne, das kein 'Drecksloch' sei. Das war, als Barack Obama Präsident der Vereinigten Staaten war", sagte Cohen. "Als wir einmal durch ein Brennpunktviertel in Chicago fuhren, sagte er, dass nur Schwarze so leben könnten."

Hitzige Diskussionen vor Beginn der Anhörung

Cohen erschien am Mittwoch in einem dunklen Anzug mit blauer Krawatte vor dem Ausschuss des Repräsentantenhauses. Die anwesenden Republikaner versuchten in ihren Fragen an den Anwalt, wieder und wieder dessen Glaubwürdigkeit zu untergraben. Cohen räumte dabei wiederholt ein, Fehler gemacht zu haben, für die er die Konsequenzen tragen muss. Der Anwalt wurde im Dezember wegen Meineids sowie Steuer- und Finanzdelikten zu drei Jahren Gefängnis verurteilt – Delikte, die er großteils im Dienste Trumps begangen hat. Darunter die Schweigegeldzahlung an Stormy Daniels, die als illegale Wahlkampffinanzierung eingestuft wurde, sowie seine Lügen vor dem Kongress.

Der Beginn der Anhörung wurde überschattet von einer hitzigen Diskussion zwischen Demokraten und Republikanern. Die Konservativen wollten Cohens Aussage verschieben. Der Republikaner Mark Meadows – ein Vertrauter von Trump – argumentierte, den Ausschussmitgliedern seien Cohens Eingangsstatement und andere Dokumente nicht rechtzeitig übergeben worden. Der demokratische Ausschussvorsitzende Elijah Cummings ließ über den Antrag der Republikaner abstimmen, das Komitee lehnte es mit der Mehrheit der Demokraten ab.


Der 52-jährige Cohen, der mehr als ein Jahrzehnt für Trump gearbeitet hat, ist eine zentrale Figur in mehreren Affären um den Präsidenten. Er hat sich von ihm abgewendet und ihn mit Aussagen vor Gericht in Bedrängnis gebracht. Trump wirft ihm vor, zu lügen.

Der Demokrat Cummings erklärte, es gehe bei der Anhörung um die Suche nach der Wahrheit. Cohen riskiere viel, wenn er nicht die Wahrheit sage. "Die Aussage von Herrn Cohen ist der Beginn eines Prozesses, nicht das Ende", fügte er hinzu.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa, AFP
  • Übertragung der Anhörung von Michael Cohen
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