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Parteitag der Demokraten: Michelle Obama sprach Donald Trump Charakter ab


Parteitag der Demokraten
Als Michelle Obama Trump den Charakter absprach


Aktualisiert am 18.08.2020Lesedauer: 4 Min.
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Video-Botschaft von Michelle Obama: "Donald Trump ist der falsche Präsident für unser Land."Vergrößern des Bildes
Video-Botschaft von Michelle Obama: "Donald Trump ist der falsche Präsident für unser Land." (Quelle: ap)

Michelle Obama, Bernie Sanders und sogar ein paar Republikaner: Die Demokraten präsentieren zum Start ihres Parteitags ein breites Bündnis gegen Trump – die Ex-First-Lady setzt dabei das Ausrufezeichen.

Am Ende eines seltsamen Politikabends war es Michelle Obama, die den Ton setzte. Sie sagte, dass sie Politik "hasse" und bot jenen Amerikanern, denen es ähnlich ging, eine Abrechnung mit Donald Trump an, in der es nicht um Politik ging, sondern um Charakter.

"Donald Trump ist der falsche Präsident für unser Land", sagte die frühere First Lady direkt wie noch nie. Er sei dem Job als Präsident schlichtweg nicht gewachsen und biete dem Land nur "Chaos, Spaltung und einen kompletten Mangel an Mitgefühl", so Obama am ersten Abend des Parteitags der Demokraten. Ausschnitte aus ihrer Rede sehen Sie oben im Video oder hier.

Obama lieferte damit den Höhepunkt zum Auftakt der Veranstaltung der Demokraten, an der diese Biden offiziell zum Präsidentschaftskandidaten krönen wollen. Es war das erste Parteitreffen, das virtuell stattfand. Üblicherweise sind die "Party Conventions" bombastische Veranstaltungen mit Zehntausenden Gästen. Die Demokraten hatten ihre Veranstaltung im Zuge der Corona-Krise nach und nach geschrumpft – und jegliches Vor-Ort-Programm gestrichen.

Mehrere Republikaner sprechen für Biden

Schon der Auftaktabend geriet somit höchst ungewöhnlich. Durch das Programm führte Schauspielerin Eva Longoria aus einem zuschauerlosen Studio in Los Angeles, viele der Redner live aus ganz Amerika zugeschaltet für Kurzauftritte. Andere wie Obama hatten ihre Reden vorab aufgezeichnet. Es war kein großes Spektakel, doch Choreografie und Technik funktionierten.

Die Demokraten wollten der Nation am ersten von insgesamt vier Abenden vor allem zeigen, wie breit ihre Anti-Trump-Koalition aufgestellt sei. Dafür konnten sie sogar mehrere republikanische Wähler und frühere Funktionsträger gewinnen, die Biden ihre Unterstützung aussprachen.

Den wichtigsten Kurzauftritt hatte John Kasich, der frühere Kongressabgeordnete und Gouverneur des Bundesstaates Ohio, der 2016 selbst Präsidentschaftskandidat der Republikaner werden wollte, aber letztlich Trump im parteiinternen Rennen unterlegen war. Er sagte in seinem Einspielfilm, dass ein Auftritt wie seiner in "normalen Zeiten nicht möglich" sei, doch dass Amerika nun an einer Wegscheide stehe. Dazu stand er tatsächlich auf einem Feld – an einer Weggabelung. Trump, so Kasich, verstoße gegen die Prinzipien der Republikaner. Er glaube daran, dass Biden "das Land vereinen" könne.

Sanders' Vergleich mit Kaiser Nero

Kasichs Auftritt sollte die Wechselwähler ansprechen und den Wählern der Republikaner gewissermaßen die Erlaubnis geben, ausnahmsweise für einen Demokraten zu stimmen. Der 68-Jährige sagte, er sei sich sicher, dass Biden nach der Wahl keinen Linkskurs einschlagen werde – genau das behaupten Trump und seine Verbündeten unablässig.

Interessieren Sie sich für die US-Wahl? Unser Washington-Korrespondent Fabian Reinbold schreibt über seine Arbeit im Weißen Haus und seine Eindrücke aus den USA unter Donald Trump einen Newsletter. die dann einmal pro Woche direkt in Ihrem Postfach landet.

Kurz darauf sprach Bidens parteiinterner Konkurrent Bernie Sanders, der genau diesen Linkskurs personifiziert. Das zeigte die heikle Balance an diesem Abend.

Der Senator aus Vermont attackierte ebenfalls Trumps Krisenmanagement der Corona-Krise. "Nero fiedelte, während Rom brannte. Trump golft", sagte Sanders in Anspielung auf Trumps zahlreiche Besuche auf dem Golfplatz, während die Corona-Pandemie in den USA nach wie vor außer Kontrolle ist.

Sanders, der im parteiinternen Rennen um die Nominierung anfangs vor Biden gelegen hatte, forderte seine Anhänger auf, für den moderaten Biden zu stimmen, der schließlich auch etwa für einen Mindestlohn in Höhe von 15 Dollar eintrete. Doch wahrhaft linke Positionen lassen sich bislang in Bidens Programm nicht entdecken.

So sagte Sanders, der daheim vor gehacktem Holz Platz genommen hatte, von der Wahl hänge nicht weniger als das Schicksal der US-Wirtschaft und der Demokratie ab. Dass 2016 wohl viele von Sanders' Anhängern nicht für die demokratische Kandidatin Hillary Clinton zur Wahl gingen, gilt als ein Grund für ihre Niederlage gegen Trump.

Trump wird für Tote verantwortlich gemacht

Während Sanders also den linken Rand absichern und Kasich die Republikaner und Wechselwähler anziehen sollte, fiel es Michelle Obama zu, eine womöglich erschöpfte Wählerbasis der Demokraten zur Stimmabgabe zu motivieren.

Beim Parteitag im Jahr 2016 hatte sie noch den denkwürdigen Satz "When they go low, we go high" gesagt und dafür tosenden Applaus geerntet. Damit meinte sie grob, dass man sich nicht auf das Niveau der politischen Gegner begeben sollte. In diesem Jahr, ohne Publikum, sagte sie, das Prinzip sei immer noch richtig. Dazu gehöre aber auch, die Wahrheit über Trump auszusprechen.

Ihr Ehemann Barack Obama wird am Mittwoch reden, am Donnerstag wird dann Biden die Nominierung als Kandidat offiziell im Rahmen einer Ansprache akzeptieren.

Die in den USA so heftig tobende Corona-Krise mit bislang mehr als 170.000 Toten bildete am ersten Abend den roten Faden. Zugeschaltet wurden auch immer wieder Bürger, die nun wirtschaftliche Probleme und Schicksalsschläge erleiden müssen. Die Tochter eines 65-jährigen Corona-Todesopfers aus Arizona machte den Präsidenten selbst für den Tod verantwortlich. Sie berichtete, dass ihr Vater Trump gewählt habe und dessen Äußerungen Glauben geschenkt habe. Das Vertrauen in Trump, sagte sie, "hat er mit seinem Leben bezahlt".

Auch Michelle Obama legte dem Publikum nahe, es gehe bei der Wahl im November um Leben und Tod. Man müsse so entschieden für Joe Biden zur Wahl gehen, "als ob unser Leben davon abhängt."

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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