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Sturm auf US-Kapitol: Erhielten Milizen Unterstützung aus dem Inneren?


Gut organisiert und mit Ortskenntnis
Erhielten Milizen Unterstützung direkt aus dem Kapitol?

  • Jonas Mueller-Töwe
Von Jonas Mueller-Töwe

Aktualisiert am 14.01.2021Lesedauer: 3 Min.
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Trump-Unterstützer im Kapitol: Wurden einige von ihnen durch republikanische Politiker unterstützt?Vergrößern des Bildes
Trump-Unterstützer im Kapitol: Wurden einige von ihnen durch republikanische Politiker unterstützt? (Quelle: Michael Nigro/imago-images-bilder)

Immer mehr Indizien deuten auf gut vorbereitete Gruppen, die den Sturm auf das Kapitol vorantrieben.

Neu aufgetauchte Videoaufnahmen und Audio-Mitschnitte legen den Verdacht nahe, dass organisierte Gruppen eine größere Rolle beim Sturm auf das US-Kapitol spielten, als bislang angenommen. Zuvor war darüber bereits spekuliert worden, da einige der Beteiligten beispielsweise spezielle Kabelbinder mit sich führten, die möglicherweise für Geiselnahmen hätten verwendet werden können. Auch war mindestens eine Gruppe ausgemacht worden, die offenbar arbeitsteilig ins Gebäude vordrang.

Video und Funksprüche

Nun zeigt ein Video aus dem Inneren des Kapitols, wie einzelne Angreifer mit Ortskenntnis ganze Gruppen anleiteten. In den Aufnahmen, die der Fotojournalist Jeremy Lee Quinn anfertigte, ist zu sehen, wie eine Gruppe sich in einem Raum abspricht. Eine Frau mit Megafon gibt der Gruppe dabei Anweisungen und Informationen über die umliegenden Räume und das weitere Vorgehen.

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Etwa zeitgleich berichtete der "Guardian" darüber, dass mindestens zwei der Angreifer über die Funk-App "Zello" kommunizierten. "Wir sind in der Hauptkuppel", wird eine Frau aus dem Mitschnitt zitiert. "Wir rocken das. Sie schmeißen Granaten, sie beschießen Leute mit Paintballs, aber wir sind hier drin." Und: "Wir haben eine gute Gruppe: 30 bis 40 von uns. Wir bleiben zusammen und halten uns an den Plan." Der "Guardian" identifizierte die Sprecherin mutmaßlich als Miliz-Anführerin aus Ohio, die den rechtsextremen "Oath Keepers" angehört.

"Alles, wofür wir trainiert haben"

Dem Bericht zufolge habe ihr Gesprächspartner ohne Hintergrundgeräusche aus einer ruhigen Umgebung geantwortet: "Gott segne euch und Gott sei Dank. Macht weiter." Ein weiterer Sprecher habe hinzugefügt: "Jess, mach dein Ding. Das ist, was wir erreichen wollten. Alles, wofür wir trainiert haben." Derzeit versucht der kanadische Sicherheitsforscher John Scott-Railton, in einer parallelen Untersuchung weitere Angreifer zu identifizieren, die offenbar mit Funkgeräten ausgestattet waren.

Die Ortskenntnis einiger Angreifer verleitet Beobachter zu Spekulationen, dass Gruppen möglicherweise im Vorfeld oder sogar während des Sturms auf das Kapitol aus dem Inneren des Parlaments unterstützt wurden. Die Bürochefin der demokratischen Abgeordneten Ayanna Pressley gab gegenüber dem "Boston Globe" an, alle Notfallknöpfe im Büro der besonders gefährdeten Politikerin seien offenbar vor dem Sturm entfernt worden.

Verdacht gegen Polizeibeamte und Abgeordnete

Bislang sind zwei Polizisten der Capitol Police suspendiert, gegen zehn weitere wird ermittelt. Vor allem aber ist die Führungsebene in der Kritik. Beamte, die am Einsatz teilnahmen, geben an, die Führungskräfte seien während der Lage weder sicht- noch hörbar gewesen. Ermittlungsergebnisse seien ignoriert, standardisierte Vorbereitungen nicht getroffen worden. Unter anderem Polizeichef Steven Sund trat deswegen bereits zurück.

Über Verdachtsmomente gegen die Beamten der Polizei hinaus gehen allerdings Berichte, dass auch einzelne besonders energische Unterstützer des scheidenden US-Präsidenten Donald Trump unter den republikanischen Abgeordneten von Beginn an in die Planung der Proteste eingebunden waren – und möglicherweise gezielt einen Tag zuvor mit der Demonstration verbundene Besuchergruppen durch das Kapitol führten.

Gruppenführungen am Tag vor Angriff?

Demnach seien die Gruppen, die entgegen der Covid-19-Beschränkungen eingelassen worden seien, auch der Sicherheit gemeldet worden. In einem offenen Brief fordern demokratische Abgeordnete eine Untersuchung. Sowohl Abgeordnete als auch Beamte der Kapitol-Polizei befürchten, einzelne Republikaner könnten mit den Angreifern zusammengearbeitet haben. Die Nähe einiger Abgeordneter beispielsweise zum rechtsextremen "QAnon"-Verschwörungsmythos ist offenkundig.

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Unstrittig ist, dass vor allem der Abgeordnete Paul Gosar aus Arizona die Demonstration förderte, unterstützte und mit einem der Organisatoren in engem Austausch stand. Ein weiterer Abgeordneter, Bill Johnson aus Ohio, trainierte laut "Yahoo News" mit einer von einem Ex-Navy-Seal geführten Gruppe, die einen Konvoi nach Washington anführte, das Schießen. Der ehemalige Soldat wurde laut mehreren Medienberichten bereits vom FBI befragt.

Zusätzliche Brisanz erfahren die Verdachtsmomente, da sich viele Republikaner weigern, neu installierte Sicherheitsmaßnahmen im Kapitol zu respektieren. So heißt es seitens Reportern und Polizei, dass viele Abgeordnete versuchen, die Metalldetektoren zu umgehen. Am 20. Januar soll die Amtseinführung des neu gewählten Präsidenten Joe Biden auf den Stufen des Kapitols stattfinden. Das Heimatschutzministerium hat deswegen bereits eine Woche früher als üblich Sicherheitsposten eingerichtet. Nationalgardisten sind im Kongress stationiert.

Aufgrund des Angriffs auf das Kapitol hat das FBI bereits 70 mutmaßliche Beteiligte angeklagt und insgesamt 170 Ermittlungsverfahren eingeleitet. Es könnten noch hunderte Folgen, wie der zuständige Bundesanwalt Michael Sherwin zuletzt mutmaßte. Im Raum stehen auch Verdachtsmomente des Straftatbestands der "Verschwörung". Möglicherweise seien die Rohrbomben platziert worden, um Polizeikräfte zu binden.

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