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Militante planten möglicherweise Geiselnahmen – Ex-Militärs beteiligt


Sturm auf US-Kapitol
Militante planten wohl Geiselnahmen – Ex-Militärs beteiligt


08.01.2021Lesedauer: 4 Min.
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Ein Maskierter in der Senatskammer des Kapitols: Mehrere Männer wurden mit den Spezialhandschellen gesichtet. Mindestens einer von ihnen ist ein Ex-Militär.Vergrößern des Bildes
Ein Maskierter in der Senatskammer des Kapitols: Mehrere Männer wurden mit den Spezialhandschellen gesichtet. Mindestens einer von ihnen ist ein Ex-Militär. (Quelle: Win McNamee/getty-images-bilder)

Unter den Extremisten, die den US-Kongress angriffen, waren offenbar Militärs, Polizisten und Milizionäre. Sie waren mutmaßlich auf weitaus Schlimmeres vorbereitet.

Am Sturm auf das US-Kapitol haben sich offenbar gut organisierte Gruppen beteiligt. Bilder zeigen Männer in Tarnfleck, schusssicheren Westen, taktischer Ausrüstung, Spezialhandschellen und Waffen. Offenbar war es eine dieser Gruppen, die als eine der ersten ins Gebäude eindrang, schnell die Sicherheitskräfte der Capitol Police vor sich hertrieb und gut ausgerüstet in die Kongresskammern vordrang. Mindestens ein Ex-Militär der Luftwaffe wurde bereits identifiziert, auch die von Sicherheitskräften nach mehrfacher Warnung erschossene "QAnon"-Anhängerin Ashli Babbitt war eine Veteranin der Luftwaffe.

Offizier im Ruhestand

Während das FBI immer mehr Fahndungen ausschreibt und mit Bildmaterial nach Verdächtigen sucht und der US-Kongress das Versagen der Capitol Police untersuchen will, nehmen Journalisten und Forscher die Spur der Männer und Frauen auf, die das Kapitol in Angst und Schrecken versetzten. Einer von ihnen ist John Scott-Railton an der Universität von Toronto. Mithilfe zahlreicher Twitter-Nutzer wertet er online verfügbares Bild- und Videomaterial aus. Und hat damit erste Erfolge erzielt.

Innerhalb eines Tages hat Scott-Railton offenbar einen Ex-Militär ausfindig gemacht, der sich in taktischer Einsatzkleidung Zutritt zum US-Senat verschaffte. Der Mann habe an einer Militärakademie studiert, lange über eine Sicherheitsfreigabe verfügt und sei nun ein Offizier im Ruhestand. Namentlich nannte Scott-Railton ihn nicht.

Auf Bildern ist er am Sprecherpult des Senats zu sehen, während er Spezialhandschellen aus Plastik in der Hand hält. Da mehrere Männer diese Handschellen mit sich führten, spekuliert der Forscher über möglicherweise geplante Geiselnahmen. In "QAnon"-Gruppen wird seit Langem von Massenverhaftungen und Hinrichtungen geträumt, die angebliche "Feinde des Volkes" wie Parlamentarier treffen sollen. Unbekannte hatten vor dem Kapitol auch einen Galgen errichtet. Ein Reuters-Reporter berichtete, er habe von mindestens drei Randalierern gehört, sie wollten Vizepräsident Mike Pence finden und exekutieren.

FBI fahndet nach Ex-Militär und Gruppe

Der Ex-Militär sei zu einem frühen Zeitpunkt auch in das Büro der Top-Demokratin Nancy Pelosi eingedrungen, die dem Repräsentantenhaus vorsteht, schrieb Scott-Railton unter Berufung auf einen Videobericht von "ITV". Der Forscher hat seine Erkenntnisse eigenen Angaben zufolge bereits an das FBI weitergeleitet, das mittlerweile nach dem Mann fahndet.

Besondere Aufmerksamkeit zieht auch eine Gruppe von Extremisten auf sich, die sich in Camouflage Zugang zum Kapitol verschafft. Der Reporter Brendan Gutenschwager hat ein Video des Moments aufgenommen, Scott-Railton geht der Szene nach. Auf den Bildern ist ein möglicherweise einstudiertes, arbeitsteiliges Vorgehen zu sehen.

Zwei Männer zerstören das Fenster des Gebäudes mit einem erbeuteten Polizeischild und einer Holzlatte, sobald das Hindernis beseitigt ist, steigen Männer in Camouflage hindurch. Im Hintergrund sind Rufe zu hören, die zu lauten scheinen: "Los, los, los!" und "Tötet sie!". Im Vorfeld der US-Wahlen waren bereits mehrere schwere Gewalttaten durch Rechtsextremisten an Politikern verhindert worden – Sicherheitsbehörden rechneten mit weiteren Anschlägen.

Mittlerweile fahndet auch das FBI nach mehreren der Männer mit dem Bildmaterial. Demnach bewegten sich einige der im Video zu sehenden Verdächtigen auch innerhalb des Gebäudes gemeinsam. Der vordere im Bild befindliche Mann mit dem markanten Pullover und Mütze ist derselbe, der wenig später einen Polizisten mehrere Treppen durch das Gebäude jagt, wie auf anderen Videos zu sehen ist. Mehreren lokalen Medien zufolge stammt er aus Des Moines in Iowa.

Die neuen Erkenntnisse befeuern Spekulationen, dass es sich bei dem Angriff um einen koordinierten Putschversuch des US-Präsidenten Donald Trump handelte, der von Teilen der Sicherheitsbehörden unterstützt wurde. Laut einer Stellungnahme eines Washingtoner Polizisten, die er auf Facebook veröffentlichte und die von "Politico" zitiert wurde, nutzten einige der Militanten ihre Dienstausweise von Militär und Polizei um Sicherheitsabsperrungen zu überwinden.

Bericht: Alliierte gehen von Putschversuch aus

"Business Insider" berichtete darüber hinaus, dass Sicherheitsbeamte mehrerer US-Verbündeter davon ausgehen, dass der Angriff von Regierungsstellen und Beamten in Sicherheitsbehörden unterstützt wurde. "Ich kann nicht glauben, dass das Versäumnis ein Versehen war, eine vernünftige Polizeikette aufzustellen", sagte demnach ein französischer Polizeibeamter, der mit der US-Polizei genau solche Objektschutzlagen bei Demonstrationen trainiert. "Das sind sehr erfahrene Polizeibeamte, aber sie unterstehen dem Bund, und das heißt, dass sie letztendlich dem Präsidenten berichten. Das muss untersucht werden."

Wenn Verdächtige zweifelsfrei identifiziert und ihnen Verbrechen nachgewiesen werden, könnten ihnen Jahre im Gefängnis drohen. Die "Washington Post" schreibt über mehrere mögliche Straftatbestände: aufrührerische Verschwörung, Beschädigung öffentlichen Eigentums, Überschreitung von Staatsgrenzen zur Verübung von Verbrechen. "Täuschen Sie sich nicht: Mit unseren Partnern werden wir diejenigen zur Verantwortung ziehen, die an der gestrigen Belagerung des Kapitols teilgenommen haben", teilte FBI-Chef Christopher Wray in einer Stellungnahme mit.

Besonderes Augenmerk wird seine Behörde dabei dem Verdächtigen widmen, der mehrere Rohrbomben auf dem Gelände und an den Zentralen der Demokraten und der Republikaner platziert haben soll. Noch ist er nicht identifiziert. Das FBI hat aber eine Belohnung in Höhe von 50.000 US-Dollar für Hinweise auf ihn ausgeschrieben. Ein Bild eines Maskierten liegt vor. Er wird nicht der einzige sein, der Strafverfolgung zu befürchten hat. Auch eine Mordermittlung wegen des getöteten Polizisten ist im Gange. Einem Bericht der "New York Times" zufolge erwägt das Justizministerium sogar Ermittlungen gegen Donald Trump.

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