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Bundeswehr im Libanon: UN-Mission Unifil in Naquora von Rakete getroffen


Beschuss im Libanon
Bundeswehr gerät zwischen die Fronten

Von Malte Bollmeier

Aktualisiert am 17.10.2023Lesedauer: 4 Min.
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Bundeswehrsoldat auf UN-Mission (Symbolbild): Die deutschen Blauhelmsoldaten sind im Libanon unter Beschuss geraten.Vergrößern des Bildes
Bundeswehrsoldat auf UN-Mission (Symbolbild): Die deutschen Blauhelmsoldaten sind im Libanon unter Beschuss geraten. (Quelle: Joerg Boethling/imago images)

Die UN-Mission Unifil im Libanon ist von einer Rakete getroffen worden. Auch Soldaten der Bundeswehr sind an mehreren Orten in der Region stationiert.

In das Hauptquartier der UN-Friedensmission Unifil in der südlibanesischen Dorf Naqoura ist am Sonntagnachmittag eine Rakete eingeschlagen, wie das Nachrichtenmagazin "Spiegel" berichtete. Zum Ablauf des Beschusses gibt es unterschiedliche Angaben: Dem "Spiegel" zufolge waren alle Soldaten rechtzeitig in Schutzräumen, die UN teilte hingegen mit, die Blauhelme hätten sich nicht rechtzeitig an sichere Orte begeben können. Beide Quellen geben jedoch an, dass niemand verletzt wurde.

Damit gerät auch die Bundeswehr zwischen die Fronten des Israel-Krieges. Rund 40 deutsche Soldaten seien in der libanesischen Stadt stationiert, schreibt der "Spiegel". Die Bundesregierung erklärt, sie habe die Sicherheit der Bundeswehrsoldaten im Blick.

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Nach dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober hatte auch die islamistische Hisbollah aus dem Libanon heraus Israel mit Raketen angegriffen. Die Hisbollah steht dem mit Israel verfeindeten Iran nahe. Israel beschoss daraufhin seinerseits Ziele im Libanon und evakuierte Dörfer nahe der Grenze.

Bei einem erneuten Angriff der Islamisten am Sonntag aktivierte sich das israelische Abwehrsystem Iron Dome, welches eigene Raketen einsetzt, um feindliche Geschosse abzufangen und zu zerstören. Dennoch konnten nicht alle Raketen abgefangen werden und in Israel wurden Behördenangaben zufolge acht Menschen verletzt.

Bei dem Kreuzfeuer zwischen Raketen der Hisbollah und den Abfangraketen Israels traf den Angaben nach eine Rakete das Hauptquartier der Unifil in Naqoura, einem libanesischen Dorf an der Grenze zu Israel. Wer sie abgeschossen hat, ist den UN zufolge noch unklar.

Die Unifil-Mission teilte auf der Plattform X, vormals Twitter, mit, dass sie verstärkt im Gebiet patrouilliere und sich bemühe, den Konflikt zwischen Israel und der Hisbollah zu deeskalieren. Sie habe damit aber bislang keinen Erfolg. Die Friedenssoldaten erinnerten zudem alle beteiligten Parteien daran, dass der Angriff auf Zivilisten oder UN-Personal einen Bruch des Völkerrechts darstelle und als Kriegsverbrechen geahndet werden könne.

"Schutz der Soldaten muss höchste Priorität haben"

Die Wehrbeauftragte des Bundestags, Eva Högl, hat eine laufende Neueinschätzung der Lage vor Ort gefordert. "Die Sicherheitslage muss täglich neu bewertet und analysiert werden, welche Folgen dies für den Blauhelmeinsatz hat", sagte die SPD-Politikerin am Montag den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Der Schutz und die Sicherheit unserer Soldatinnen und Soldaten muss höchste Priorität haben." Das deutsche Einsatzkontingent sei zwar geschützt gewesen und wohlauf. Der Vorfall zeige aber, dass die Lage im Nahen Osten fragil sei.

Der Bundeswehr zufolge stellt Deutschland neben den 40 Soldaten in Naqoura, weitere 110 in der libanesischen Stadt Jounieh für Unifil zur Verfügung. Insgesamt hat die Friedensmission an verschiedenen Orten im Libanon rund 10.000 Soldaten stationiert. 48 Länder stellen der Mission Soldaten zur Verfügung, die der spanische Generalmajor Aroldo Lázaro Sáenz leitet. Die bewaffnete Friedensmission ist einer der ältesten Einsätze der UN, der bis in die 70er-Jahre zurückreicht. Nachdem 1978 palästinensische Terroristen aus dem Libanon zahlreiche israelische Zivilisten getötet hatten, marschierte Israel im Rahmen einer siebentägigen Militäroffensive in den Libanon ein und besetzte fast den gesamten Süden des Landes.

Blaue Linie zwischen Israel und Libanon

Die libanesische Regierung zog daraufhin vor den UN-Sicherheitsrat. Dieser verabschiedete nur wenige Tage später die Resolutionen 425 und 426, die Israel dazu aufriefen, ihre Kampfhandlungen einzustellen und sich zurückzuziehen. Um den Abzug israelischer Truppen aus dem Libanon zu überwachen und den Frieden in der Region wiederherzustellen, gründete die UN die Unifil, die Interimstruppe der Vereinten Nationen im Libanon. Diese bewacht die 121 Kilometer lange "Blaue Linie" zwischen Israel und dem Libanon. Die "Blaue Linie" wurde von den vereinten Nationen festgelegt, sie stellt die Grenze dar, hinter der sich Israel befinden muss, um die Resolution 425 einzuhalten.

2006 erhielt die Friedenstruppe zudem das Mandat, die libanesische Regierung dabei zu unterstützen, ihre Küsten zu sichern und Waffenschmuggel über das Mittelmeer zu verhindern. Dazu bildet die Bundeswehr libanesische Soldaten darin aus, ihr Meer eigenständig zu überwachen. Die deutschen Soldaten unterrichten die Libanesen an der Marineschule in Jounieh, einer Stadt nördlich von Beirut, in Navigation, Taktik und Teamwork auf See. Seit 2011 bildet sie auch Offiziere aus.

Für gemeinsame Übungsmanöver hat die UN fünf Schiffe vor der libanesischen Küste stationiert, eins davon ist die Korvette "Oldenburg", ein kleines Kriegsschiff aus Warnemünde. Ein deutscher Admiral führt den Flottenverband.

Einsätze gegen den IS im Irak und in Jordanien

Die Bundeswehr ist allerdings nicht nur im Libanon im Einsatz. Sie beteiligt sich seit 2015 am internationalen Einsatz im Iran und in Jordanien gegen die Terroristen des sogenannten Islamischen Staats (IS). Obwohl der IS als besiegt gilt, stellt die Terrormiliz der Bundeswehr zufolge immer noch eine Gefahr dar.

Deshalb sieht die Bundesregierung einen Sinn an ihrer Präsenz den beiden Ländern im Nahen Osten, der nun jedoch durch den Terrorangriff der Hamas in Israel deutlich gefährlicher geworden ist. Aufgrund der instabilen Lage in der Region ist nicht ausgeschlossen, dass die Bundeswehr erneut zwischen die Fronten zwischen der israelischen Armee und der libanesischen Hisbollah gerät. Sollte der Konflikt zwischen Israel und der Hamas im Gazastreifen eskalieren, droht dem Nahen Osten ein Flächenbrand.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • spiegel.de: "Bundeswehr gerät im Libanon zwischen die Fronten"
  • bundeswehr.de: "Libanon – UNIFIL" (Stand: 17.10.23)
  • unifil.unmissions.org: "About" (Stand: 17.10.23)
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