Existenz vieler Unternehmen gefährdet Trumps Zolldrohung gegen die EU: Das sagen Experten

Donald Trump hat neue Zölle gegen die EU angekündigt. Doch Experten sehen keinen Grund zur Sorge.
Die Ökonomen Jens Südekum und Moritz Schularick rechnen damit, dass die Drohung von US-Präsident Donald Trump, 30-Prozent-Zölle auf EU-Waren einzuführen, nicht das letzte Wort ist. "Trump ist bekannt dafür, immer wieder starke Ansagen und dann Rückzieher zu machen", sagte Südekum der "FAZ". "Ich habe keinen Anlass, dass es dieses Mal anders sein wird", sagt der Berater von Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD).
Auch Moritz Schularick, der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), sagte der "FAZ", er halte die Wahrscheinlichkeit eines Rückziehers durch Trump für sehr hoch. Sollte Trump allerdings nicht nachgeben, träfe das die deutsche Volkswirtschaft empfindlich. "Im kommenden Jahr würde das Bruttoinlandsprodukt um 0,5 bis 0,6 Prozentpunkte weniger wachsen", prognostizierte Schularick. Dies würde Deutschland jedoch wegen der Ausgabenprogramme der Bundesregierung nicht in die Rezession stoßen.
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Verbände sehen Unternehmen gefährdet
Auch der Maschinenbau-Verband VDMA sieht bei einem Zollsatz von 30 Prozent auf Exporte in die USA die Existenz vieler Unternehmen gefährdet. "Viele Unternehmen könnten mit zehn Prozent überleben", sagte VDMA-Präsident Bertram Kawlath dem Magazin "Politico". "Bei 30 Prozent sieht das aber anders aus." Als Reaktion auf die US-Zollpolitik fordert er einen stärkeren Fokus auf Europa. "Wir müssen den europäischen Binnenmarkt vertiefen. Wir sind geblockt in der Skalierungsfähigkeit in Deutschland, bei disruptiven Start-up-Unternehmen auch durch die fehlende Kapitalmarktunion."
Der deutsche Außenhandelsverband BGA forderte im Zollstreit harte Verhandlungen Europas mit den USA. Donald Trumps Ankündigung 30-prozentiger Zölle sei "ein eingeübter Teil der Verhandlungsstrategie des amerikanischen Präsidenten. Europa darf sich davon nicht beeindrucken lassen, sondern muss nüchtern am Verhandlungstisch eine Lösung auf Augenhöhe suchen", erklärte Verbandspräsident Dirk Jandura. Zudem müsse Europa seine Abhängigkeit vom US-Markt verringern. Eine Freihandelszone mit den Asean-Staaten und eine rasche Ratifizierung des Mercosur-Abkommens seien notwendig. "Wir brauchen eine demokratische Handelskoalition der Willigen, gerne mit, aber zur Not auch ohne die Vereinigten Staaten."
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) warnte vor einer weiteren Eskalation des Handelskonflikts mit den USA. "Es ist bedauerlich, dass eine weitere Eskalation des Handelskonflikts droht", erklärte VDA-Präsidentin Hildegard Müller. "Die Kosten für unsere Unternehmen sind bereits im Milliardenbereich – und mit jedem Tag wächst die Summe." Auch Zulieferer seien von den zusätzlich angekündigten Zöllen auf Waren aus Mexiko erheblich betroffen. EU und USA müssten nun "schnellstmöglich eine Lösung finden".
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) bezeichnete den von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zoll von 30 Prozent für Importe aus der EU als Alarmsignal für die Industrie auf beiden Seiten des Atlantiks. "Ein Handelskonflikt zwischen zwei so eng verflochtenen Wirtschaftsräumen wie der EU und den USA schadet der wirtschaftlichen Erholung, der Innovationskraft und letztlich auch dem Vertrauen in die internationale Zusammenarbeit", erklärte Wolfgang Niedermark, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung. "Die wenigen Wochen bis zum Inkrafttreten der Zölle am 1. August müssen für Verhandlungen auf Augenhöhe genutzt werden."
- Nachrichtenagentur Reuters