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FacetheFact: App von Studenten hilft am Wahlplakat jedem Wähler


Fakten über Kandidaten
Studenten entwickeln App, die allen Wählern hilft

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

Aktualisiert am 10.09.2021Lesedauer: 3 Min.
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"FacetheFacts": Diese App scannt Plakate und verrät Fakten über die zur Wahl stehenden Politiker. (Quelle: t-online)

Wer ist der Politiker auf dem Wahlplakat? Wofür steht die Politikerin, die für sich Werbung macht? Antworten müssen sich Wähler mühsam zusammensuchen. Jetzt holt eine App aus den Plakaten mehr raus.

Wer ist eigentlich Axel Voss? Der Student Victor Bellu wollte mehr wissen – wie so viele andere. Der CDU-Europaabgeordnete Voss trieb 2018 die Reform des Urheberrechts voran und brachte regelmäßig mit sachlich falschen Aussagen zum Thema das halbe Internet gegen sich auf. Und Bellu dachte sich: Der hat viel Einfluss bei einem Thema, von dem er offensichtlich wenig Ahnung hat. Um herauszufinden, wer der Politiker ist, musste der 26-Jährige die Informationen über Voss allerdings auf diversen Seiten zusammensuchen. Das muss einfacher gehen, dachte er.

Jetzt zur Wahl geht es einfacher. Man scannt ein Wahlplakat, und das Handy verrät sofort: Wer steckt hinter dem Werbefoto, was ist sein oder ihr Lebenslauf, was sind politische Schwerpunkte, und wie hat er oder sie bei wichtigen Fragen abgestimmt. "Mein Gedanke war, die Informationen genau dort verfügbar zu machen, wo Politiker und Politikerinnen selbst für sich werben. Am Wahlplakat." Die simple Funktionsweise sehen Sie im Video oben oder hier.

Mit weiteren Studenten der privaten Fachhochschule Code in Berlin hat Bellu eine App dafür entwickelt. "FacetheFacts" kann seit Ende August in den Plattformen für Apple-Smartphones und Android-Geräte geladen werden, ist bereits auf Tausenden Smartphones und bekommt fast ausschließlich hervorragende Bewertungen. Das Thema ist ihm so wichtig, dass seine App nicht kommerziell ist und der Programmcode von jedermann weiterentwickelt werden kann.

Mehr als 3.000 Politiker in der Datenbank

Genau 3.325 Politiker sind bereits in der Datenbank von "FacetheFacts" vorhanden. Wer von einem dieser Politiker ein Plakat mit der App scannt, bekommt Informationen, die aus verschiedenen Datenbanken zusammengetragen worden sind: Von Wikidata und von abgeordnetenwatch.de, die die App unterstützen, und vom Bundestag. Abgeordnetenwatch hat zu rund 1.000 Abstimmungen hinterlegt, wie welcher Abgeordneter entschieden hat.

Nicht in jedem Fall liefert die App ein Ergebnis. t-online machte den Test an einem Laternenpfahl mit Plakaten von SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz (SPD) und Hans-Georg Maaßen (CDU). Scholz wird sofort erkannt, Maaßen nicht. Das hat laut Bellu aber nichts mit der Person Maaßen zu tun: "Es wird natürlich niemand ausgeschlossen." Vielmehr könne es daran liegen, dass Maaßen auf seinen Plakaten eine "seltsame Schrift" gewählt habe. Im Nachnamen stehen statt eines "E" die Streifen der Deutschlandfahne.

App erkennt Gesicht und Name

Schließlich arbeitet die App mit Gesichts- und Texterkennung, sie liest Namen aus und verknüpft das alles mit den Ergebnissen der Datenbank. Die vielerorts im Straßenraum hängenden Plakate drängen sich dafür auf. Das funktioniere aber etwa auch bei Podien mit Namensschildern oder Talkshows, wenn Namen eingeblendet sind, erklärt Bellu: Herausgekommen ist quasi eine App zum Politiker-Check nicht nur im Wahlkampf.

Der Entwickler hat auch schon einige Ideen zur Weiterentwicklung. Zu den Landtagswahlen im nächsten Jahr sollen Nutzer Politikern auch folgen können. Das bedeutet: Sie bekommen Nachrichten, wenn diese Politiker Initiativen ergreifen oder neue Nebeneinkünfte melden. Geplant ist auch, Hinweise auf Reden von ihnen zu erhalten. Langfristig sei auch denkbar, etwa die Presseberichterstattung über Abgeordnete einzubinden.

Damit die App überall auf der Welt eingesetzt werden kann, ist der Programmcode offen und das Projekt nicht kommerziell. "Wir haben bereits Anfragen aus den Niederlanden, Kolumbien und Brasilien", so Bellu. Seine Überlegung ist auch, die App an andere Interessierte zu übergeben. Freiwillige wie bei der Wikipedia könnten sich um die Pflege und neue Funktionalitäten kümmern.

Nein muss nicht Nein heißen
Die Information über Abstimmungsverhalten kann missverständlich sein und Ärger provozieren. Das merkten die Macher der App anhand kritischer Rückmeldungen, warum die App kommentarlos ein Nein der Grünen zur Verschärfung des Bundesnaturschutzgesetzes zeige: Schließlich seien die Grünen dafür, hätten aber abgelehnt, weil ihnen die Änderung nicht weit genug gegangen sei. Nun ist geplant, Zugriff zu vorhandenen weitergehenden Infos zu Abstimmungen anzubieten.

Weil die Daten in der App alle von den anderen Datenbanken importiert werden, ist "FacetheFacts" selbst neutral. Im siebenköpfigen Team sei auch ein Mitglied der FDP-Nachwuchsorganisation JuLis, sagt Bellu. "Es geht auch darum, dass man in allen Parteien erkennen kann, wer wie viel Kompetenz hat. Bei den Herausforderungen für unsere Gesellschaft brauchen wir die besten Politiker, die wir kriegen können."

Und der Impuls bei ihm kam aus Unmut über den CDU-Politiker Axel Voss: "Innovation entsteht oft dadurch, dass man sich über etwas ärgert. Insofern muss ich Herrn Voss dankbar sein."

Verwendete Quellen
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