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Anne Will: Bei Einwand verliert Israels Botschafter die Beherrschung


Streit im TV-Studio
Bei einem Einwand verliert Israels Botschafter die Beherrschung


Aktualisiert am 23.10.2023Lesedauer: 3 Min.
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Botschafter des Staates Israel Ron Prosor bei einer Demonstration in Berlin.Vergrößern des Bildes
Botschafter des Staates Israel Ron Prosor bei einer Demonstration in Berlin. (Quelle: IMAGO)

Zwei Wochen nach dem Hamas-Angriff ging es bei Anne Will um den Krieg in Gaza – wie aufgeheizt die Lage ist, wurde auch im TV-Studio deutlich.

Als "unheimlich wichtiges Zeichen der Solidarität" bezeichnete zu Beginn der israelische Botschafter Ron Prosor die gestrige Demonstration am Brandenburger Tor, bei der er selbst gesprochen hatte, fügte aber an, er hoffe, dass die Solidarität auch dann noch da sei, "wenn Israel zurückschlägt". Und er beklagte im selben Atemzug die von manchen Medien betriebene "Verharmlosung" der Hamas-Ideologie. Dieses Wort sollte er später noch mehrfach ausrufen.

Die Gäste

  • Ron Prosor, israelischer Botschafter in Deutschland
  • Norbert Röttgen (CDU), Mitglied im Auswärtigen Ausschuss
  • Florence Gaub, Politikwissenschaftlerin
  • Yassin Musharbash, Journalist („Die Zeit“)
  • Hoda Salah, Politikwissenschaftlerin
  • Arye Sharuz Shalicar, Sprecher des israelischen Militärs (zugeschaltet aus Tel Aviv)

Zunächst aber schilderte "Zeit"-Journalist Yassin Musharbash, gerade von einer Recherchereise aus Jordanien zurückgekehrt, seine Eindrücke von dort: Im Vordergrund stehe das Entsetzen über zivile Opfer im Gazastreifen, so der Reporter – die Stimmung sei "extrem angeheizt", und in allen arabischen Hauptstädten werde die Hamas "angefeuert". Die Stimmung könne kippen, "auch gegen die Machthaber in der Region". Ein realistisches Szenario, wie das "wieder eingefangen" werden könne, sehe er im Moment nicht.

Eine ähnliche Sorge äußerte CDU-Politiker Norbert Röttgen: Den arabischen Regierungen glaube er durchaus, dass sie Frieden wollten – sie stünden aber unter "irrsinnigem Druck" ihrer Bevölkerungen, wo es "große Zustimmung für die Sache der Palästinenser" gebe, und müssten einen "Balanceakt" vollführen.

Die Politikwissenschaftlerin Florence Gaub wiederum verwies auf die Gefahren einer möglichen israelischen Bodenoffensive im Gazastreifen: Die Hamas befinde sich "in einem zivilen Umschlag", könne sich in der Bevölkerung verstecken. Die israelische Armee müsse mit Minen, Sprengfallen und Tunneln rechnen. Dort hineinzugehen sei "ein höchst kompliziertes, höchst langwieriges und auch blutiges Unterfangen".

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Hatte Prosor diese Einlassungen äußerlich unbewegt zur Kenntnis genommen, so war es ein Einwurf von Hoda Salah, der ihn vorübergehend die Beherrschung verlieren ließ. "Die meisten arabischen Staaten" hätten den Angriff der Hamas "verurteilt", so die Politikwissenschaftlerin, Jordaniens König Abdullah II. habe seine Solidarität mit der Zivilbevölkerung in Gaza und Israel ausgedrückt. Vielmehr sei es die "israelische Kollektivstrafe", diese "Aggression", die nun die Leute verärgere. Dass die Menschen in Gaza kein Wasser hätten und verhungerten, sei "auch ein Kriegsverbrechen".

"Hab ich was verpasst?", fragt Anne Will zwischendurch



"Hab ich was verpasst?", wandte sich da Anne Will an Yassin Musharbash, weil sie keine klaren Verurteilungen des Hamas-Terrors durch arabische Staaten gehört habe. Der Journalist versuchte zu vermitteln: "Zwischen den Zeilen" hätten arabische Regierungschefs "durchaus anerkannt, dass es zivile israelische Opfer gegeben hat". Er stimme Salah "halb oder zu zwei Dritteln zu".

Das aber wollte Prosor nicht gelten lassen: "Die haben es ganz klar nicht verurteilt. Ganz klar diese barbarischen Massaker nicht verurteilt. Nicht der König, nicht al-Sisi." (Ägyptens Präsident, die Red.) Und da sei sie wieder, diese Verharmlosung: "Liebe Leute, wir alle haben Ohren und Augen! Hier höre ich wieder Verharmlosung! Verharmlosung!"

Beistand bekam der Botschafter vom aus Tel Aviv zugeschalteten israelischen Militärsprecher Arye Sharuz Shalicar: "Ich finde es traurig und fast schon skandalös, was ich mir gerade anhören musste. Dass tatsächlich Israel die Schuld für diese Situation im Gazastreifen gegeben wird." Er erinnerte daran, dass die Hamas 2006 von den Palästinensern als ihre Führung gewählt worden sei.

Forderung nach Paradigmenwechsel

Seither habe sie nichts getan für die Zivilisten, vielmehr benutze sie sie als Schutzschilde – wohingegen Israel seit neun Tagen die Menschen aufrufe, ihr Zuhause zu verlassen, um sich an sichere Orte im Süden zu begeben. "Was muss ein Jude, ein jüdischer Staat noch machen, um zu zeigen, dass es uns nicht um Zivilisten und Kinder und Frauen geht, sondern um Terrorbekämpfung?"

Als Anne Will den Botschafter nach dem politischen Ziel einer möglichen Bodenoffensive fragte, antwortete der Diplomat mit "Gute Frage". Jahrelang habe man bei der Hamas auf "Eindämmung", "containment" gesetzt – das sei genauso "in die Hose gegangen" wie "Wandel durch Handel".

Daher brauche es jetzt einen "Paradigmenwechsel", so Prosor: Es gehe nicht mehr um akademische Lösungen und innovatives Denken – sondern um die Priorität, "die Hamas, ihre Infrastruktur und Führung zu zerstören". Israel werde nie wieder so sein wie vor dem 7. Oktober.

Verwendete Quellen
  • ARD: "Sendung 'Anne Will' vom 22. Oktober 2023"
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