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"Markus Lanz": Aktivistin will Wahlrecht für 16-Jährige – Ex-Minister ist offen


Talk bei "Markus Lanz"
Virologe Kekulé warnt vor "Durchseuchungsexperiment"

Eine TV-Kritik von Nina Jerzy

Aktualisiert am 09.07.2021Lesedauer: 3 Min.
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Alexander Kekulé im Studio von "Markus Lanz" (Archivbild): Der Virologe hält nichts von einer überstürzten Aufhebung aller Corona-Maßnahmen.Vergrößern des Bildes
Alexander Kekulé im Studio von "Markus Lanz" (Archivbild): Der Virologe hält nichts von einer überstürzten Aufhebung aller Corona-Maßnahmen. (Quelle: APress/imago-images-bilder)

Würde sich mehr bewegen, wenn Schüler den Bundestag mitbestimmen? Jugendaktivistin Engelke warnt "Wir haben keine Zeit!" und fordert, das Wahlalter zu senken. Ex-Innenminister de Maizière hat da einen Vorschlag.

Die Gäste

  • Tabea Engelke, Jugendaktivistin
  • Thomas de Maizière (CDU), ehemaliger Bundesinnenminister
  • Alexander Kekulé, Virologe
  • Katharina Hamberger, Hauptstadtkorrespondentin des Deutschlandfunks

Gebt mir eine Tabea Engelke statt zehn Philipp Amthors, schien Thomas de Maizière am Ende von "Markus Lanz" zu denken. Die 21-jährige Studentin argumentierte derart klug und leidenschaftlich für ihre Sache, dass sich der Ex-Innenminister bei allen inhaltlichen Unterschieden unübersehbar wünschte, mehr politischen Nachwuchs von ihrem Schlage als den "jungen Karrieristen" (seine Wortwahl) in der Union zu haben. Aber das ist es eben: Junge Menschen, die sofort etwas verändern wollen, haben keine Geduld mit den Altherren-Runden im christlich-demokratischen Ortsverein. "Die CDU hatte 16 Jahre Zeit", sagte Engelke angesichts der Versprechen im Unions-Wahlprogramm. "Warum sollte ich als junger Mensch der CDU auf einmal glauben?"

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Der Begriff "Aktivist" wird seit geraumer Zeit leichtfertig entwertet. Medien adeln mit ihm jeden dahergelaufenen Teilnehmer einer Kundgebung – entweder, weil "Demonstrant" irgendwie zu martialisch klingt oder ganz banal die maximale Zeichenzahl im Redaktionsprogramm sprengt. Engelke demonstrierte ihrerseits am Donnerstagabend bei Lanz, was eine Aktivistin ausmacht. Sie diskutierte auf Augenhöhe mit de Maizière und brachte den ehemaligen Innen- und Verteidigungsminister sogar auf Ideen.

Senkt endlich das Wahlalter mindestens auf 16 Jahre, forderte die Studentin und wiederholte damit Forderungen der Grünen und der SPD. "Die demokratische Wählerentscheidung muss an die Volljährigkeit geknüpft werden", unterstrich der Volljurist zwar – das war aber kein grundsätzliches Veto. "Ich wäre bereit, darüber zu reden, die Volljährigkeit auf 16 zu reduzieren", bot er plötzlich an, mit allem, was das beispielsweise für die Strafmündigkeit bedeute.

Wahlrecht ab 16?

"Dann senken Sie doch die Volljährigkeit", erwiderte Engelke. Sie war allerdings von dieser Lösung nicht sonderlich angetan. Denn es schien der Studentin besonders auch darum zu gehen, dass die Politik gerade die Themen und Rechte der nicht volljährigen Deutschen ernst nimmt. Nicht die Jugend sei politikverdrossen, konterte sie eine Klage de Maizières: "Ich würde zurückgeben, dass die Politik jugendverdrossen ist." Engelke stellte offene Großraumbüros dem Einzelunterricht zu Hause gegenüber. "Die Bundesregierung hat versagt", bilanzierte sie die Lage von Kindern und Jugendlichen während der Pandemie.

Das habe vor kurzem mal wieder die Aussage von Außenminister Heiko Maas (SPD) gezeigt. Der hatte sich für eine Aufhebung aller Corona-Einschränkungen ausgesprochen, sobald alle Menschen in Deutschland ein Impfangebot bekommen haben. "Damit ist im Laufe des Augusts zu rechnen", sagte er der "Süddeutschen Zeitung" und der Nachrichtenagentur dpa. So mancher Bürger hatte da einen gewissen "Asterix & Obelix"-Moment. Alle Deutschen? Nein, denn Covid-19-Impfungen für Kinder sind ja noch gar nicht beschlossene Sache. "Da werde ich eher wütend", sagte die Aktivistin. "Hat er junge Menschen in seinem Satz überhaupt mit einbezogen oder meint er nur die 20plus-Generation?"

Kekulé kritisiert "Durchseuchungsexperiment"

Epidemiologe Alexander Kekulé nimmt statt August 2021 eher den Herbst 2022 in den Blick. Der Virologe schlug einen Zeitplan für einen "sicheren Korridor" vor, bis die Impfstoffe besser erforscht seien und dann hoffentlich auch die Jugendlichen geimpft werden könnten. Sollte das aktuelle "Durchseuchungsexperiment" des britischen Premierministers Boris Johnson ("kaum zu verantworten") tatsächlich ohne gravierende Folgen bleiben, ließe sich der Prozess hierzulande beschleunigen. Er warnte aber davor, wie das Vereinigte Königreich darauf zu wetten, dass dank hoher Impfquoten die Todeszahlen trotz explodierenden Inzidenzen im Rahmen bleiben, wie auch immer der aussehen mag. "Man muss überlegen: Nehmen wir das in Kauf oder nicht?", sagte Kekulé. Seine persönliche Ansicht sei: "Der Staat muss auch die Minderheit schützen, dass die nicht sterben, weil sie im Supermarkt waren."

Letztlich werden wir laut dem Virologen aber nicht um eine schwere Frage herumkommen: Wo verläuft im Kampf gegen den Erreger unsere Schmerzgrenze? Es klinge vielleicht zynisch, aber die Gesellschaft nehme jährlich bis zu 15.000 Influenza-Toten in Kauf, ohne in einen Lockdown zu gehen. "Wenn wir es in einen Korridor fahren können, dass es unterhalb Sterblichkeit der Influenza bleibt, dann ist es etwas, was wir als Gesellschaft auch vertreten können und was wir den Menschen auch erklären können", schlug der Experte vor.

"Dann können wir sagen: Das ist unser Ziel und deshalb müsst ihr diesen Herbst noch mal beim Einkaufen oder in der Straßenbahn Masken tragen." Durch die aktuell niedrige Inzidenz gebe es hierzulande eine gute Ausgangslage für das "Endspiel der Pandemie". "Wir sind in Deutschland auf einer Insel der Glückseligen im Moment", sagte Kekulé.

Verwendete Quellen
  • "Markus Lanz" vom 8. Juli
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