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Bundestag begrüßt Heike Heubach (SPD) – erste gehörlose Abgeordnete


Nachrückerin der SPD
Bundestag begrüßt erste gehörlose Abgeordnete Heubach

Von dpa
Aktualisiert am 21.03.2024Lesedauer: 3 Min.
Heike HeubachVergrößern des BildesHeike Heubach: Die kommt als Nachrückerin für die SPD ins Parlament und wurde am Donnerstag mit lautem und stillem Applaus begrüßt. (Quelle: Michael Kappeler/dpa/dpa-bilder)
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Die Nachrückerin Heike Heubach ist im Bundestag ein Novum: Erstmals gibt es eine gehörlose Abgeordnete. Das birgt Herausforderungen – doch die Sozialdemokratin zeigt sich zuversichtlich.

Die SPD-Politikerin Heike Heubach ist am Donnerstag als erste gehörlose Abgeordnete im Bundestag begrüßt worden. Dabei gab es von den im Plenum anwesenden Abgeordneten teils lauten und auch stillen Applaus mit hochgestreckten, winkenden Händen – der Gebärde für Applaus. "Heute schreiben wir tatsächlich Geschichte, wenn ich das mal so sagen darf. Wir haben die erste gehörlose Abgeordnete, die sich hier für ihren Wahlkreis einbringen wird", sagte Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) zur Eröffnung der Sitzung. "Wir freuen uns sehr auf die Kollegin und auf ihre Arbeit hier im Haus."

Am Dienstag begrüßte Bundeskanzler Olaf Scholz Heubach bereits bei ihrer ersten SPD-Fraktionssitzung mit hochgestreckten Händen. Vom Fraktionschef Rolf Mützenich gab es eine feste, herzliche Umarmung.

Die 44 Jahre alte Heubach rückt für den SPD-Politiker Uli Grötsch nach, der vergangene Woche zum Polizeibeauftragten des Bundes gewählt wurde. Bei der Bundestagswahl 2021 verpasste die gelernte Industriekauffrau für den Wahlkreis Augsburg-Land den Einzug ins Parlament knapp.

Zur Begrüßung saß Heubach in erster Reihe

"Nach dem Medientrubel zuvor nahm ich mitten in der Fraktionssitzung zum ersten Mal wahr, dass ich hier in der Fraktionssitzung sitze und dann auch als Abgeordnete zukünftig im Parlament", sagt Heubach der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Die Vielfalt der Themen und der offene Austausch habe sie positiv überrascht.

Bei ihrer Begrüßung im Bundestag saß Heubach zunächst in der ersten Reihe neben SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich. Neben dem Rednerpult stand eine Gebärdensprachdolmetscherin und übersetzte das Gesagte in ihre Richtung. Später zog sich die neue Abgeordnete auf einen Platz weiter hinten im Plenum zurück, wo sich zwei Dolmetscherinnen vor sie setzten, um ihr die weiteren Reden zu gebärden.

Ob im Gespräch mit Abgeordneten oder beim Fototermin auf einer der Bundestagsterrassen - immer gebärdet die Dolmetscherin das Gesagte und übersetzt wiederum die Gebärden in Lautsprache. "Es funktioniert ganz gut, wir sind schon nach kurzer Zeit ein eingespieltes Team", sagt Heubach über die ersten Erfahrungen mit ihrem Dolmetscher-Team. Die Sorge, etwas zu verpassen, habe sie nicht. "Die Dolmetschenden haben die Aufgabe, alles zu übersetzen, und darauf vertraue ich."

Heubach: "Momentan läuft alles wie am Schnürchen"

Im Plenum wird sie nach Angaben der Bundestagsverwaltung in den Reihen der SPD-Fraktion – anders als ihre Kollegen – einen festen Platz haben. Ein Gebärdensprachdolmetscher in ihrer Nähe soll ihr die Reden anderer Abgeordneter übersetzen und ihre Zwischenfragen dem Plenum verständlich machen. Eine entsprechende Lösung soll es auch für ihre Arbeit im Ausschuss geben – Heubach wird im Bauausschuss mitarbeiten. "Wohnen muss wieder bezahlbar werden", sagt sie.

Zudem möchte sich die neue Abgeordnete der Gleichberechtigung von Frauen und Männern, dem Umweltschutz und der Sichtbarkeit von Menschen mit Behinderungen widmen. Wenn sie im Plenarsaal eine Rede hält, wird ein Simultandolmetscher neben den Stenografen einen Platz mit Mikrofon bekommen, um die Rede für die anderen Abgeordneten zu übersetzen. "Die Organisation der Bundestagsverwaltung, der Fraktion und der Dolmetschenden ist sehr gut verlaufen. Wir alle befinden uns in einem Lernprozess", sagt Heubach. "Momentan läuft alles wie am Schnürchen."

Zeit für eine inklusivere politische Landschaft

Mit Heubachs Einzug beginnt ein Novum im Bundestag, das auch ein Zeichen setzt. Der Deutsche Gehörlosen-Bund würdigt Heubachs Einzug als "großen Verdienst" der SPD-Politikerin. Sie habe hart für ihre Teilnahme am demokratischen Prozess gekämpft, sagt Präsident Helmut Vogel der dpa.

"Wir hoffen, dass Heike Heubachs Beispiel dazu beiträgt, die Sichtbarkeit und Akzeptanz von gehörlosen Menschen in der Politik zu erhöhen." Die Gesellschaft müsse erkennen, dass Gehörlose politisch aktiv sein könnten, jedoch Unterstützung in der Kommunikation benötigten. "Es ist an der Zeit, dass wir alle gemeinsam für eine inklusivere politische Landschaft kämpfen."

Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Jürgen Dusel, betont, der Bundestag müsse nun barrierefrei werden – "und das von heute auf morgen. Das sollte eigentlich die Normalität und keine Herausforderung sein". Von den Abgeordneten und der Bundestagsverwaltung wünsche er sich "die Offenheit und die Bereitschaft, die Tätigkeit von Heike Heubach als Chance und Bereicherung zu sehen, und die Möglichkeit zu ergreifen, Vorbild für Inklusion zu sein". Schließlich solle das Parlament Abbild der Gesellschaft sein. Nur durch Gleichberechtigung und Begegnung könnten Vorbehalte abgebaut werden.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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