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Stimmen zum Corona-Lockdown im Berchtesgadener Land: "Es trifft die Falschen"


Corona-Notstand in Bayern
Betroffene in Berchtesgaden: "Es trifft die Falschen"

  • Marianne Max
Von Marianne Max

Aktualisiert am 21.10.2020Lesedauer: 3 Min.
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Polizei kontrolliert die Ausgangssperre im Berchtesgadener Land: In dem bayerischen Landkreis gibt es seit Montag erneut einen Corona-Lockdown.Vergrößern des Bildes
Polizei kontrolliert die Ausgangssperre im Berchtesgadener Land: In dem bayerischen Landkreis gibt es seit Montag erneut einen Corona-Lockdown. (Quelle: Reuters-bilder)

Das Berchtesgadener Land ist der Corona-Hotspot Deutschlands. Es gibt eine Ausgangssperre, Geschäfte müssen schließen. Wie trifft der Lockdown die Menschen vor Ort? t-online hat sich umgehört.

Die zweite Welle der Corona-Pandemie traf viele Menschen im Berchtesgadener Land plötzlich und unerwartet. Der bayerische Landkreis ist gegenwärtig der Virus-Hotspot Deutschlands, in kurzer Zeit stieg die Zahl der Neuinfektionen rasant an – die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz lag am Mittwoch bei 262. Bayerns Landesregierung reagierte mit strikten Maßnahmen. Das Verlassen der eigenen Wohnung ist nur noch mit triftigem Grund erlaubt, viele Geschäfte müssen schließen. Mehr zu den Maßnahmen lesen Sie hier.

Es ist nach März der zweite Lockdown in dem beliebten Tourismusgebiet, besonders Hoteliers leiden unter den erneuten Maßnahmen. Im Berchtesgadener Land reagieren die Menschen teilweise verzweifelt auf die erneut strengen Maßnahmen. Viele sind ratlos, zeigen aber auch Verständnis, angesichts steigender Infektionszahlen. t-online hat sich in dem Landkreis umgehört.

Hoteliers: "Es trifft uns schon wieder – es trifft die Falschen"

Hoteliers haben in diesen Tagen besonders viel zu tun. Obwohl keine Gäste mehr empfangen und beherbergt werden dürfen, müssen Reisen und Reservierungen storniert oder umgebucht werden. "Nach zweieinhalb Monaten Schließung, nach dem Aufstellen eines ausgefeilten Hygienekonzeptes, trifft es uns nun schon wieder. Es trifft die Falschen", sagt Hannes Lichtmannegger, Inhaber des Berghotels Rehlegg zu t-online.

Dabei waren laut Lichtmannegger nicht Touristen Schuld am großen Virusausbruch: "Unser Hygienekonzept fand sehr große Akzeptanz unter den Gästen. Ich kann nicht bestätigen, dass Touristen der Grund für neue Infektionen wären. Im Gegenteil: Viel eher sind es private Veranstaltungen."

Friseure: "Wir machen das Beste draus."

Während Hotels ihren Betrieb einstellen mussten, dürfen Friseure weiterhin ihrer Arbeit nachgehen – ihr Beruf gilt als systemrelevant. Friseurin Martina Hinterbrandner hat ein kleines Friseurgeschäft in Berchtesgaden. Sie befürwortet die strengen Maßnahmen. "Natürlich hat sich diese Maßnahmen keiner gewünscht, aber sie müssen sein. Ich erlebe auch in meinem Umfeld, dass viele die Regeln akzeptieren", sagt Hinterbrandner. Sie hat jedoch auch Verständnis für Ladeninhaber und Gastronomen. "Es ist schlecht fürs Geschäft und ich kann den Ärger der Leute, die einen Laden haben, verstehen. Aber es ist nun mal so und wir machen das Beste daraus."

In der Berchtesgadener Haarschneiderei Hallinger ist man froh, dass der Friseurbetrieb vorerst nicht unter den Maßnahmen leide. "Absagen haben wir schon einige erhalten, wir hoffen aber, dass es nicht noch mehr werden." Hinterbrandner empfindet die politische Kommunikation der Corona-Maßnahmen allerdings auch als intransparent. "Die öffentlichen Informationen sind undurchsichtig, viele Kunden sind sich nicht sicher und fragen lieber noch einmal nach, ob wir auch wirklich geöffnet haben."

Schulen: "Wir verlieren acht Tage, das ist nicht die Welt"

Auch die Schulen und Kindertagesstätten haben in den kommenden zwei Wochen wieder geschlossen. Andreas Schöberl, Schulleiter des Gymnasiums Berchtesgaden, trägt es mit Fassung. "Wir verlieren acht Tage, das ist nicht die Welt", sagt Schöberl t-online. "Mit der drastischen Situation, wie wir sie jetzt haben, hat niemand gerechnet. Aber wir sind vorbereiteter, als wir es im März waren". Zwar sieht er den Präsenzunterricht als die beste Lehrform an, jedoch sei die Schließung der Schulen nicht zu vermeiden gewesen.

"Bei den drastisch steigenden Infektionszahlen musste etwas getan werden", so Schöberl. "Die Schüler haben sich in der Schule an die Regeln gehalten, aber dass man sich im Schulbus mal näher kommt, das kann keiner verhindern und dann ist eine Ansteckungsgefahr da", so der Schulleiter. Ihm sei es lieber, acht Tage lang digitalen Unterricht zu haben, als dass immer wieder Schüler und Lehrkräfte in Quarantäne müssten.

Letztlich mischt sich in der Bevölkerung im Berchtesgadener Land Verständnis für die strikten Corona-Maßnahmen mit Ratlosigkeit, wie der Lockdown hätte verhindert werden können. Die Menschen vor Ort haben aber vor allem eines gemeinsam: Die Hoffnung auf eine schnelle Rückkehr zur Normalität.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche: Telefonate mit Bürgern und Bürgerinnen aus der Region
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