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Trash-Talk bei "Clubhouse": Bodo Ramelow erntet Hohn und scharfe Kritik.


Trash-Talk im Netz
"Candy Crush" beim Corona-Gipfel – Ramelow erklärt sich

Von dpa, rtr, ann

Aktualisiert am 25.01.2021Lesedauer: 3 Min.
Bodo Ramelow: Der Ministerpräsident aus Thüringen plauderte bei einer Audio-Diskussion wild drauf los.Vergrößern des Bildes
Bodo Ramelow: Der Ministerpräsident aus Thüringen plauderte bei einer Audio-Diskussion wild drauf los. (Quelle: Karina Hessland/imago-images-bilder)

Candy Crush und "Merkelchen": In einer Talkrunde bei der Audio-App Clubhouse plaudert Thüringens Regierungschef über die Bund-Länder-Schalten aus dem Nähkästchen – und erntet Hohn und scharfe Kritik.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow ist mit indiskreten Äußerungen in einer Talk-Plauderei in die Kritik geraten – und gelobt nun Besserung. Der Linke-Politiker hatte in dem Format der neuen App Clubhouse berichtet, dass er sich bei den oft stundenlangen Ministerpräsidentenkonferenzen mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit einem Smartphone-Spiel entspannt. "Bis zu zehn Level 'Candy Crush' schaffe ich", sagte Ramelow, wie Teilnehmer später berichteten.

Ramelow nennt Kanzlerin "das Merkelchen"

Im semi-öffentlichen Chat mit zeitweise wohl mehr als 1.000 Teilnehmern beklagte Ramelow, dass die "Bild"-Zeitung quasi live aus der vertraulichen Sitzung mit der Kanzlerin und den 16 Regierungschefs berichte. "Da können wir die MPK auch gleich auf Clubhouse machen und holen das Merkelchen dazu", zitiert das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" Ramelow.

Clubhouse ist eine Social-Media-App aus den USA, die in Deutschland derzeit einen Hype erlebt. Man kann sich damit an Talkrunden beteiligen, es gibt aber auch geschlossene Gesprächsrunden. Sehen kann man sich in der App nicht, weil es ein Audio-Format ist. An Diskussionsrunden teilnehmen kann nur, wer von anderen Clubhouse-Nutzern eingeladen wurde – und wer ein iPhone hat.

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"Das Merkelchen" hat nun dennoch unweigerlich von Ramelows Plan erfahren – ein "Welt"-Reporter berichtete über seine Aussagen auf Clubhouse. Ramelow sagte daraufhin der Deutschen Presse-Agentur, es seien Versatzstücke des Talks aus dem Kontext gerissen worden. Auf Twitter bezeichnete er seine Aussage nach einem erneuten Gespräch in der App am Sonntag als "Akt männlicher Ignoranz". "Dafür meine ehrliche Bitte um Entschuldigung."

FDP: Ramelow daddelt lieber als zu regieren

Thüringens CDU-Chef Christian Hirte warf Ramelow Respektlosigkeit und Verantwortungslosigkeit vor. "Entweder ist es Ausdruck von Arroganz der Macht oder Amtsmüdigkeit", schrieb Hirte am Sonntag bei Twitter. Bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie gehe es um Leben und Tod sowie um Existenzen und die Zukunft einer Schüler-Generation. "Wer sein Amt als Ministerpräsident so versteht, verspielt das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger", schrieb Hirte.

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Die Thüringer FDP-Fraktion bezeichnete Ramelows Agieren in der Corona-Pandemie als chaotisch. "Ramelow verbringt in den entscheidenden Beratungen seine Zeit lieber mit Daddeln", erklärte der parlamentarische Geschäftsführer der Thüringer FDP-Fraktion, Robert-Martin Montag.

Politischer Trash-Talk, von SPD-Hoffnung organisiert

Organisiert hatte die Runde, in die sich Ramelow dann einklinkte, die 19 Jahre alte SPD-Nachwuchshoffnung Lilly Blaudszun aus Mecklenburg-Vorpommern. Anwesend waren auch die SPD-Politiker Kevin Kühnert und Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern.

Themen der Runde seien Promis, Klatsch und Tratsch gewesen, wie Blaudzun der dpa berichtete. "Dann kam auf einmal Bodo Ramelow dazu, völlig ungeplant."

Als er und andere Politiker dabei waren, sei grundsätzlich gesagt worden, dass dies kein Raum sei, um über politische Inhalte zu diskutieren. Es sei von Anfang an als "Trash Talk" bezeichnet worden und habe auch auf der Ebene bleiben sollen.

Blaudszun wünschte sich, dass die Diskussion über Ramelows Beitrag sachlicher verlaufe. Natürlich könnten seine Aussagen kritisiert werden, aber gleichzeitig solle man sich auch überlegen, welche Rolle der Journalismus auf dieser Plattform spiele. Es sei ein Unterschied, ob ein Politiker an einer solchen Diskussion teilnehme oder einem Journalisten ein Interview gebe.

Ramelow: Keine "tiefernste Sache" daraus machen

Der dpa sagte Ramelow: "Die einen spielen Sudoku, die anderen spielen auf ihren Handys Schach oder Scrabble, und ich spiele Candy Crush." Das sei für ihn eine Methode zu entspannen. Bei den teils zehn Stunden langen Marathon-Sitzungen mit häufigen Unterbrechungen sei dies kein Aufreger. Es sei auch kein Geheimnis.

Ramelow ergänzte: "Wenn man über Trash redet, dann ist es trashig." Wird es dann in einer anschließenden Debatte weggelassen, finde er das komisch. "Wenn man daraus eine tiefernste Sache macht, dass es zeigt, wie die Politiker denken, wenn sie privat sind – das finde ich schwierig", sagte Ramelow.

Nach der Kritik wolle er nun vorsichtiger mit dem neuen Audio-Portal Clubhouse umgehen. "Ab sofort, wenn ich jetzt dieses Format anmache, merke ich, im Hinterkopf habe ich jetzt die Lernkurve von vorgestern und gestern", sagte der Linke-Politiker am Sonntag bei einem erneuten Auftritt bei Clubhouse.

Verwendete Quellen
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