Spahn: "Es ist jetzt der letzte Teil, aber ein sehr schwerer Teil"

Die Fallzahlen in Deutschland haben sich auf einem hohen Niveau eingependelt. Gesundheitsminister Spahn ruft zum Durchhalten auf β und stellt groΓe Fortschritte beim Impfen in Aussicht.
Gesundheitsminister Jens Spahn hat zum Inkrafttreten neuen bundesweiten Corona-Notbremse zu weiteren EinschrΓ€nkungen bei Kontakten aufgerufen. "Das ist hart, das fΓ€llt schwer, jedem von uns. Aber das ist fΓΌr eine Γbergangszeit notwendig", sagte der CDU-Politiker am Freitag bei einer Pressekonferenz in Berlin. Es gehe darum, die dritte Corona-Welle zu brechen und dann gestΓΌtzt auf mehr Tests auch mehr Bereiche ΓΆffnen zu kΓΆnnen. "Es ist jetzt der letzte Teil, aber ein sehr schwerer Teil, der zu gehen ist", so Spahn.
Spahn betonte, dass die am Freitag in Kraft getretenen Γnderungen im Infektionsschutzgesetz eine "Notbremse" seien. Dies sei also etwas, wo auch schon zuvor gebremst worden sein sollte. Vorgesehene nΓ€chtliche AusgangsbeschrΓ€nkungen in Regionen mit hohem Infektionsgeschehen lΓ€gen auch schon seit Anfang MΓ€rz nach einem entsprechenden Bund-LΓ€nder-Beschluss im Instrumentenkasten.
FuΓball vor Publikum im Sommer?
Der Gesundheitsminister erklΓ€rte, dass man der Corona-Warn-App, dem Testen und den Impfungen mittlerweile weiter sei als in der ersten und zweiten Welle. Er warnte aber, die dritte Welle lasse sich nicht wegtesten und man kΓΆnne auch nicht gegen sie animpfen. Gelinge es jedoch mithilfe der MaΓnahmen, sie zu brechen, kΓΆnne man mithilfe der Tests im Sommer mehr ΓΆffnen. Spahn nannte dabei die unter anderen AuΓengastronomie, Theater und Einzelhandel. "Sommer klingt im April noch weit weg, aber in Wahrheit ist es nicht so weit." Auch FuΓballspiele zur EM in MΓΌnchen mit Publikum wolle er dann nicht ausschlieΓen.
Mit Blick auf die Corona-Impfungen bekrΓ€ftigte Spahn, dass auf Basis der Lieferprognosen im Juni mit einem Ende der bisherigen festen Reihenfolge zu rechnen ist. Er betonte, gemeint sei "im Verlauf des Juni", nicht ab 1. Juni. Das heiΓe auch nicht, dass sich im Juni schon alle impfen lassen kΓΆnnten. Dies werde bis in den Sommer hinein gehen.
Lockerungen fΓΌr Geimpfte in Aussicht
Die Bundesregierung arbeitet laut Spahn an mΓΆglichen Lockerungen fΓΌr vollstΓ€ndig Geimpfte. Konkret sei geplant, die Einreiseverordnung zu Γ€ndern, um die Test- und QurantΓ€neauflagen fΓΌr Menschen mit vollstΓ€ndigen Impfschutz zu reduzieren. Γber weitere Punkte, zum Beispiel die AusgangsbeschrΓ€nkungen, wΓΌrden derzeit Beratungen zwischen den Ressorts laufen. Man hoffe, bis zur MinisterprΓ€sidentenkonferenz am Montag ein Ergebnis vorlegen zu kΓΆnnen. Die Juristen seien sich aber sicher, dass Geimpfte keinen Anspruch auf exklusive RestaurantΓΆffnungen hΓ€tten.
Der Vize-PrΓ€sident des Robert Koch-Instituts, Lars Schaade, rief zu gesellschaftlichem Zusammenhalt auf. Aktuell steige die steige die Zahl der Neuinfektionen vor allem in der Altersgruppe der 30- bis 59-JΓ€hrigen. Diese Gruppe sei genau wie Jugendliche zum GroΓteil noch nicht geimpft. Aber auch fΓΌr JΓΌngere und Gesunde "ist dieses Virus nicht harmlos", sagte Schaade. "Schwere VerlΓ€ufe kΓΆnnen auch bei JΓΌngeren auftreten." Und jΓΌngste Studien zeigten, dass zehn Prozent der Infizierten Long-Covid-Symptome aufwiesen. "Wir mΓΌssen uns bitte noch weiter einschrΓ€nken, damit auch diese Personen eine Chance haben, sich impfen zu lassen, bevor das Virus sie erwischt."
"FΓΌr Entwarnung ist es zu frΓΌh"
Weiter sagte Schaade: "Die Fallzahlen scheinen im Moment nicht mehr so rasant anzusteigen." Sie hΓ€tten sich jedoch auf einem Niveau eingependelt, dass immer noch zu hoch sei. Der Effekt kΓΆnne mit geringerer MobilitΓ€t ΓΌber Ostern zu tun haben, viele Menschen seien den Daten zufolge nicht verreist. "Damit haben Sie alle das Virus etwas gebremst", so Schaade. Inzwischen habe die MobilitΓ€t aber wieder zugenommen, es bestehe durchaus die Gefahr eines Wiederanstiegs der Fallzahlen. "FΓΌr Entwarnung ist es also zu frΓΌh."
Der PrΓ€sident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI), Klaus Cichutek, betonte, der neue Impfstoff der Firma Johnson & Johnson sei sicher und wirksam, vor allem bei Personen im Alter von ΓΌber 60 Jahren. "Wir freuen uns auf vier zugelassene Impfstoffe." Die Melderate von SchΓ€den beim Mittel von Astrazeneca sei weiter "sehr gering" und noch geringer bei J&J. Die Freigabe des Astrazeneca-Impfstoffs fΓΌr alle, wie sie in einigen BundeslΓ€ndern erfolgt ist, halte er fΓΌr "eine sehr vernΓΌnftige MaΓnahme".
- Nachrichtenagenturen dpa, Reuters
- Pressekonferenz am 23.04.2021