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Karl Lauterbach rechnet mit Schröder ab: "An der Grenze zur Witzfigur"


"An der Grenze zur Witzfigur"
Lauterbach rechnet im TV mit Ex-Kanzler Schröder ab

Von Markus Brandstetter

Aktualisiert am 29.03.2022Lesedauer: 4 Min.
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Karl Lauterbach (Archivbild): Der Gesundheitsminister ließ sich wochenlang von einem Kamerateam begleiten.Vergrößern des Bildes
Karl Lauterbach (Archivbild): Der Gesundheitsminister ließ sich wochenlang von einem Kamerateam begleiten. (Quelle: photothek/imago-images-bilder)

In der ARD rückt Karl Lauterbach einiges zurecht – und erläutert unter anderem seine Standpunkte zum Ukraine-Krieg sowie einer Aufrüstung der Bundeswehr. Mit Blick auf Altkanzler Schröder wird er deutlich.

Karl Lauterbach ist dieser Tage ein viel beschäftigter Mann. Daran lässt das ARD-Format "Konfrontation: Markus Feldenkirchen trifft Karl Lauterbach", bestehend aus Reportage und Interview, keinen Zweifel aufkommen. Seit diesem Montag ist die Sendung in der ARD-Mediathek abrufbar. Und über allem schwebt, anders als vermutlich bei der Konzeption der Sendung gedacht, der Ukraine-Krieg.

Erste Erkenntnis: Die Krise bringt auch den Gesundheitsminister in eine ganz andere Lage, als er sich das während der immer noch grassierenden Covid-19-Pandemie erhofft hatte.

Eigentlich habe er drei Baustellen nebeneinander, sagt Lauterbach. "Das ganz normale Ministerium, mit allem, was dazugehört: Krankenhausreform, Pflegebonus, Triage-Gesetz, Haushalt. Dann eben alles, was mit Corona zu tun hat – das Pandemiegeschehen. Und dann zusätzlich alles, was mit der Ukraine zu tun hat. Die Gesundheitsversorgung in der Ukraine selbst, Flüchtlinge, Verletzte", erklärt der Gesundheitsminister. Und resümiert: "Ich bin gut beschäftigt."

"Die Menschen haben den Eindruck: Corona gibt es nicht mehr"

Der Krieg in der Ukraine erschwere hierzulande den Kampf gegen Covid ebenfalls dramatisch, berichtet er. Die derzeitigen Zahlen stehen seiner Meinung nach im direkten Zusammenhang mit den weltpolitischen Geschehnissen: "Die Menschen konzentrieren sich jetzt auf den Krieg und haben den Eindruck: Corona gibt es nicht mehr."

Auch bei einem anderen Thema bringt der Krieg Lauterbach in Bedrängnis. Darauf angesprochen, dass er vor einigen Jahren noch gegen eine Aufrüstung der Bundeswehr gewesen sei, nun aber in einer Regierung ist, die 100 Milliarden für Rüstung auszugeben plant, entgegnet der Minister: "Ich war überzeugt, dass wir uns hier bewegen müssen aus inhaltlichen Gründen."

Dass er ein erhöhtes Rüstungsbudget generell abgelehnt habe, bestreitet er: "Ich war niemand, der eine funktionierende Rüstung in der Vergangenheit abgelehnt hätte. Wenn man eine Bundeswehr hat, dann muss sie auch funktionieren. Sonst kann man sich die Bundeswehr sparen."

Lauterbach über Schröder: "An der Grenze zum Lächerlichen"

Brisant und deutlich wird es, als es um den Besuch von Ex-Kanzler Gerhard Schröder, der immerhin auch Lauterbachs Parteikollege ist, in Russland geht. Ob Lauterbach gehofft habe, das Treffen mit Putin könne etwas bewirken? Das verneint er vehement: "Überhaupt nicht. Wenn jemand wie Putin einen Krieg macht, wird er nicht sagen: 'Jetzt, wo du das sagst, denk' ich noch mal darüber nach.'"

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Dann übt Lauterbach Fundamentalkritik an Schröder: "Mir hat Gerhard Schröder offen gesagt leidgetan. Weil er hier eine Naivität an den Tag gelegt hat. Der ganze Auftritt grenzte ans Peinliche. Fremdschämen ist ein Begriff, der einem da in den Kopf kommt."

Er habe Schröder früher zwar geschätzt, das sei aber schon lange her. Dann formuliert er es noch drastischer: "Ihm ist es gelungen, als Altkanzler an der Grenze zu einer Witzfigur unterwegs zu sein. Von seinem früheren Prestige ist wirklich gar nichts übrig geblieben. Und er macht es mit allem, was er jetzt tut, noch schlimmer."

Lauterbachs Fazit über das Erbe von Gerhard Schröder: "Es ist traurig. Man wird ihn nicht als Kanzler in Erinnerung behalten – sondern als jemanden, der an der Grenze zum Lächerlichen unterwegs war."

Einblicke hinter die Kulissen

Das Porträt zeigt Lauterbach als Workaholic. Als einen, der es noch nicht einmal geschafft hat, sein eigenes Büro halbwegs wohnlich einzurichten. Als einen, der Zahlen vertraut. Eher ein Wissenschaftler als ein typischer Parteipolitiker, ein Außenseiter mit Sendungsbewusstsein, der sich seinen Ministerposten hart erkämpft hat.

"Spiegel"-Journalist Feldenkirchen begleitet Lauterbach zu teaminternen Sitzungen und zu Talkshows. Er darf dabei sein, wenn Lauterbach mit seinem Pressesprecher den eben absolvierten Auftritt bei "Maischberger" analysiert. Auch, wenn sein Pressesprecher die seiner Meinung nach zu umfangreiche Schelte gegenüber der "Bild"-Zeitung kritisiert.

Lauterbach, der Panikminister?

Ehemalige Konkurrenten wie Parteikollege Jens Singer werfen Lauterbach in der Dokumentation mangelnde Empathie vor. "Dieses Gesellige, dieses Umgängliche, damit hat Karl immer gefremdelt. Er ist kein Kumpeltyp", so Singer. Lauterbach widerspricht dem nachdrücklich – und erklärt lapidar, dass Singer den SPD-internen Verlust gegen ihn wohl noch nicht verkraftet habe. Auch Freunde Lauterbachs wie der Journalist Günter Wallraff oder der Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre kommen zu Wort.

Natürlich steht nicht zuletzt die Kritik an Lauterbach im Fokus der Sendung. Er sei ein Panikminister, heißt es. Dass er mit den Lockerungen der Corona-Regeln und den konträren Standpunkten von Justizminister Marco Buschmann (FDP) nichts anfangen kann, verbirgt er kaum. "Mit dieser Position mag man nicht einverstanden sein. Das ist eine rechtliche Bedingung gewesen. Die kann ich als Gesundheitsminister nicht infrage stellen."

Dass er mittlerweile nur noch mit verstärktem Personenschutz das Haus verlassen darf, nimmt er hin – merkt jedoch auch ganz klar an: "Man wird damit nicht erreichen, dass ich meine Positionen, meinen Arbeitsstil oder meine Aussagen verändere. Das werde ich nicht machen."

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