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Ampelkoalition ringt um drittes Paket: Wer soll entlastet werden?


Drittes Paket geplant
Ampelkoalition ringt um Linie für neue Entlastungen

Von dpa, afp, t-online
21.08.2022Lesedauer: 3 Min.
Habeck, Scholz und Lindner (v. l. n. r.): Bei den konkreten Entlastungsmaßnahmen gibt es noch Redebedarf.Vergrößern des BildesHabeck, Scholz und Lindner (v. l. n. r.): Bei den konkreten Entlastungsmaßnahmen gibt es noch Redebedarf. (Quelle: IMAGO/Chris Emil Janssen)
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Die Ampelkoalition will neue Entlastungsmaßnahmen auf den Weg bringen. An Vorschlägen mangelt es nicht.

Entschieden wird wohl erst im September, doch die Debatte um ein drittes "Entlastungspaket" zur Dämpfung der Folgen der hohen Inflation hat weiter Fahrt aufgenommen. Während sich die Grünen zielgenauere Entlastungen für einkommensschwache Haushalte wünschen und dafür klimaschädliche Subventionen abbauen wollen, plädiert der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) für Maßnahmen mit größerer Breitenwirkung. Die Union fordert Unterstützung für Unternehmen, die auf günstige Energie angewiesen sind.

DGB-Chefin Yasmin Fahimi forderte die Bundesregierung zu spürbaren Entlastungen auf, nicht nur für sozial Bedürftige. Die Maßnahmen müssten in der Breite spürbar sein, sagte sie der dpa. Die Regierung könne zwar keine "große Käseglocke" über alle stülpen. Doch der Druck zur Entlastung bei den Energiekosten bleibe hoch. Nötig sei "eine genauere Debatte" darüber, wer wie stark entlastet werde. Auch viele Menschen mit niedrigen Jahreseinkommen oder kleinen Renten hätten keine Reserven.

Entscheidend sei, dass an der Debatte über die Entlastungen auch diejenigen beteiligt würden, die am stärksten betroffen seien, sagte hingegen die Vizepräsidentin vom Sozialverband Deutschland, Ursula Engelen-Kefer. Als Rahmen dafür schlägt sie einen Sozialgipfel vor, zu dem Kanzler Olaf Scholz einladen soll. In einer "so dramatischen Situation" müsse man auch dringend über das zeitweilige Aussetzen der Schuldenbremse und die Wiedereinführung der Vermögenssteuer sprechen. Beides lehnt Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) bislang ab.

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Lindner deutet drittes Paket ab 1. Januar an

Einen weiteren Vorschlag zur Finanzierung von Entlastungen machte Grünen-Chef Omid Nouripour. "Man muss bei der Finanzierung der Entlastungsmaßnahmen auch über den Abbau klimaschädlicher Subventionen reden. Eine Reform des Dienstwagenprivilegs ist überfällig", sagte der Co-Vorsitzende der Deutschen Presse-Agentur. Es gehe darum, Klimaeffekte in die Dienstwagenbesteuerung einzubauen und um Anreize für emissionsfreie Autos.

Wer seinen Firmenwagen auch privat nutzen kann, hat einen sogenannten geldwerten Vorteil, der versteuert werden muss. Wird kein Fahrtenbuch geführt, liegt die Besteuerung bei monatlich pauschal einem Prozent des Bruttolistenpreises des Fahrzeugs. Die FDP lehnte Nouripours Vorschlag ab. Der Vorschlag sei Ausdruck einer Neiddebatte, sagte Fraktionsvize Christoph Meyer den Zeitungen der Mediengruppe Bayern.

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Das dritte Paket werde das neue Bürgergeld für Menschen in Grundsicherung, eine Wohngeldreform und andere Maßnahmen beinhalten, sagte Lindner am Sonntag im ARD-Sommerinterview. Danach gefragt, ob die Entlastungen noch in diesem Jahr greifen werden, sagte er: "Am 1. Januar ist auch noch Winter und deshalb kann ich nur sagen, es wird ein drittes Paket geben." Inhaltlich bekräftigte Lindner seine Forderung nach einem Inflationsausgleich bei der Einkommensteuer. Forderungen nach weiteren gezielten Entlastungen etwa für Rentnerinnen und Rentner wies Lindner erneut zurück.

"Gar nicht so einfach": Familienministerin sieht Umsetzungsschwierigkeiten

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck plädierte beim Tag der offenen Tür in seinem Ministerium am Sonntag dafür, bei künftigen Zahlungen wie der Energiepauschale Geringverdiener stärker zu entlasten als Menschen mit höheren Einkommen. "Diejenigen, die besser verdienen, sollen absolut weniger bekommen als diejenigen, die schlechter verdienen – nicht relativ", machte der Grünen-Politiker deutlich.

Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) räumte Schwierigkeiten bei gezielten Entlastungen ein. "Richtig ist, dass jenseits der Transferempfänger es in Deutschland gar nicht so einfach ist, schnell zielgenau zu entlasten", sagte sie in einem am Samstag veröffentlichten Interview des Deutschlandfunks. Eine Maßnahme wie die geplante Absenkung der Mehrwertsteuer auf Erdgas von bisher 19 auf 7 Prozent sei "nicht so zielgenau wie andere Maßnahmen". Deswegen brauche es ein Gesamtpaket.

SPD-Ministerpräsident mahnt konkrete Maßnahmen an

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich am Sonntag bei einem Bürgergespräch zurückhaltend. Er verwies auf die bereits beschlossene Senkung der Mehrwertsteuer auf Gas und fügte dann hinzu: "Wir werden noch weitere Schritte machen, über die beraten wir jetzt." Angesichts der Preiserhöhungen dürfe man niemanden alleine lassen "und wir werden niemanden alleine lassen", sicherte er zu.

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sagte der Funke Mediengruppe in Richtung seines Parteifreundes Scholz, dessen Ansagen müssten "durch Taten konkretisiert werden". Die geplanten weiteren Entlastungen müssten denjenigen zugute kommen, "die keinen eigenen finanziellen Puffer haben", so Weil.

Kritik an der Regierungskoalition kam auch von den Unionsparteien. Die wirtschaftspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, Julia Klöckner (CDU) sagte der Mediengruppe Bayern, sie erwarte von Habeck, "dass er für die Unternehmen, die auf wettbewerbsfähige Energiepreise angewiesen sind, wirksame Maßnahmen ergreift". Dazu gehörten "die Absenkung der Stromsteuer" sowie Maßnahmen für einen niedrigeren Industriestrompreis. Bayerns Finanzminister Albert Füracker (CSU) pflichtete ihr bei. Die Ampel wirke derzeit wie "ein vielstimmiger Chor ohne Dirigent".

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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