t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePolitikDeutschlandInnenpolitik

CDU-Mann Tilman Kuban stellt Kita an den Pranger – und löst heftige Reaktionen aus


"Dem Wahnsinn keine Grenzen gesetzt"
Kein Muttertagsgeschenk? CDU-Mann stellt Kita an den Pranger

Von t-online, wan

Aktualisiert am 10.05.2023Lesedauer: 3 Min.
Tilman Kuban, Bundesvorsitzender der Jungen Union Deutschland.Vergrößern des BildesTilman Kuban, Bundesvorsitzender der Jungen Union Deutschland. (Quelle: Felix Kästle/dpa)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Der ehemalige JU-Vorsitzende Tilman Kuban hat mit seiner Kritik an einem Kita-Brief heftige Reaktionen ausgelöst. Die Einrichtung hatte zuvor angekündigt, keine Muttertagsgeschenke mehr zu basteln.

Der ehemalige Vorsitzende der Jungen Union, Tilman Kuban, muss heftige Kritik wegen eines Beitrags auf Twitter einstecken. Der Christdemokrat hatte sich über einen Elternbrief einer katholischen Kindertagesstätte im hessischen Landkreis Marburg-Biedenkopf aufgeregt. In diesem kündigte die Kita-Leitung an, dass künftig keine Mutter- und Vatertagsgeschenke gebastelt werden. Diese würden einen Teil der Gesellschaft ausschließen. "Ein Vatertagsgeschenk ohne Vater in der Familie ist nicht nur ohne Wert, sondern kann die Identität eines Kindes in Frage stellen", heißt es in dem Schreiben der Kita.

Kuban, der für die CDU im Bundestag sitzt, veröffentlichte ein Foto des Briefs und schrieb darüber: "Dem Wahnsinn sind keine Grenzen mehr gesetzt…Irgendwie find ich es ziemlich cool, wenn man Kindern beibringt, seiner Mutter einfach mal Danke zu sagen für ihren Megaeinsatz Tag für Tag!" In seinem Beitrag waren zunächst die komplette Adresse und die Telefonnummer der Kindertagesstätte zu sehen. Nach Beschwerden auf Twitter löschte er einige Stunden später den Originalbeitrag und wiederholte ihn mit geschwärztem Adressfeld.

Empfohlener externer Inhalt
X
X

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Offenbar war sein Beitrag zu diesem Zeitpunkt bereits in rechtskonservativen und rechtsextremen Kreisen geteilt worden. Der Originalbrief ist nach wie vor auffindbar. Kuban hatte auch später das Logo der Kita nicht unkenntlich gemacht. Auf Twitter mehrten sich die Kommentare, die den CDU-Politiker heftig kritisierten.

"Tweet für die rechtspopulistische Empörungsbubble"

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Ruprecht Polenz bemängelte, dass ursprünglich die Adresse genannt wurde. "In kulturkämpferischem Eifer hatte @TilmanKuban auf Twitter die Kita kritisiert und ihre Anschrift mitgeteilt. Absolutes No Go", schrieb er auf Twitter. Clara Anne Bünger, die im Bundestag für die Linke sitzt, schrieb: "Als Mutter finde ich es wahnsinnig unverantwortlich, wie Tilman Kuban Namen, Adresse, Telefonnummer und E-Mail-Adresse einer Kita in die Öffentlichkeit zieht, nur um einen billigen Tweet für die rechtspopulistische Empörungsbubble zu fabrizieren."

"Wo ist ihre Entschuldigung dafür, dass sie mit ihrem vorangegangenen Post die Mitarbeiter dieser Einrichtung gefährdet haben?", schrieb Nutzer Skypromusic als Kommentar. Und auch Nutzer Stefan Holzhei kritisierte den ersten Beitrag: "Wo bleibt die Entschuldigung? Sie hatten die komplette Kontaktadresse gepostet und damit die Kita öffentlichem Hass ausgesetzt. Das ist unwürdig für ein Mitglied einer demokratischen Partei."

Kuban hatte sich gegenüber der "Frankfurter Rundschau" in einer Stellungnahme verteidigt: "Um nicht einem Fake aufzusitzen, habe ich mich vor Ort informiert, dass es sich um ein Original handelt", sagte Tilman Kuban gegenüber der FR. Auch andere Medien hätten den Brief veröffentlicht.

Kritischer Kommentar aus der katholischen Kirche

Inhaltlich gab es ebenfalls Kritik an Kubans Muttertags-Tweet. "Ist Dir klar, dass es Kinder gibt, die keine Mutter mehr haben und wie das für die ist, dieses zwanghafte Muttertagsbasteln mitzumachen", schrieb Twitternutzerin Bruja.

Eine Reaktion gab es auch aus der katholischen Kirche. In einem Kommentar auf dem Portal katholisch.de, schrieb Redakteur Felix Neumann: "Dass auf einen populistischen Tweet ohne den geringsten Versuch, das Vorgehen verstehen zu wollen, ein rechtsradikaler Mob gegen die Kita toben würde, musste Kuban wissen. Wahrscheinlich kalkulierte er damit."

Empfohlener externer Inhalt
X
X

Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.

Nachdem der Brief bekannt geworden war, hatte das Bistum Fulda um eine Entschuldigung gebeten. Man sprach von "Irritationen und Missverständnissen". Die Kita und die Eltern seien im Dialog, heißt es bei katholisch.de. Das Team der Einrichtung habe in einem zweiten Brief die Eltern um Entschuldigung gebeten. Man habe klargestellt, dass die Kita auch weiterhin ein katholisches Profil habe und sich für das christliche Familienbild einsetze.

Kommentator Neumann hingegen sah darin einen Druck auf die Institution: "Der populistische Tweet war schnell geschrieben, durch den sich Kita und Bistum zu einer Entschuldigung für etwas zwingen ließen, wofür es keine Entschuldigung braucht."

Verwendete Quellen
  • twitter.com: Beiträge von @bruja, @Skypromusic, Ruprecht Polenz, @C_AB_ und @holzheu
  • katholisch.de: "Keine Muttertagsbastelei in der Kita: Kein Wahnsinn, sondern Respekt"
  • fr.de: CDU-Politiker Kuban hetzt gegen Kindertagesstätte - wegen Muttertag
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Debatte bei der CDU
Von Sara Sievert



TelekomCo2 Neutrale Website