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AfD-naher Aktivist forderte Zwangsabgabe von Eizellen: "Verpflichten"


AfD-naher Aktivist in der Kritik
"Frauen zur Abgabe von Eizellen verpflichten"

Von Laura Mielke

24.01.2024Lesedauer: 3 Min.
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Ein Aktivist hat zur Zwangsabgabe von Eizellen aufgerufen. (Symbolfoto) (Quelle: Fleig / Eibner-Pressefoto /imago images)

Ein AfD-naher Aktivist forderte von Frauen die Zwangsabgabe von Eizellen. Eine Idee, die an nationalsozialistische "Rassenideologie" erinnert. Pikant: Der Mann hat Verbindungen zum AfD-Spitzenkandidaten.

Frauen zur Abgabe von Eizellen verpflichten, damit die Bevölkerung wächst? Diese Idee kam Erik Ahrens. Der AfD-nahe Aktivist der rechtsextremen "Identitären Bewegung" postete dazu im Juni 2023 auf der Plattform X (vormals Twitter): "Junge Männer sollten gemustert und ein Jahr lang zum Wehrdienst verpflichtet werden, um je nach Eignung das Land mit ihrem Leben zu verteidigen." In ähnlicher Manier "könnten junge Frauen gemustert und bei Eignung zur Abgabe von Eizellen verpflichtet werden, um die Demografie zu stabilisieren".

Seine Forderung sei angeblich mit dem Grundsatz "Mein Körper gehört mir" vereinbar – einer feministischen Forderung, die meist beim Recht auf Schwangerschaftsabbrüche verwendet wird. Seine Begründung dafür: Die Person gehöre schließlich einem Staat an und habe damit die Pflicht, dem Staat "mit seinem Eigentum zu dienen – dies umfasst auch den Leib, etwa im Kriegsfall".

Ahrens' Idee basiert auf der menschenverachtenden "Rassenhygiene", wie sie die Nationalsozialisten propagierten und verbrecherisch umsetzten. Um sogenannte Erbkranke – etwa Menschen mit physischen oder psychischen Behinderungen – an der Fortpflanzung zu hindern, wurden sie aufgrund des "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" von 1933 zwangssterilisiert. Parallel sollte im Zuge einer "positiven Eugenik" die Geburtenrate von als "erbgesund" Angesehenen gesteigert werden. Der Begriff der Eugenik beschreibt die Lehre der vermeintlich guten Erbanlagen.

Verbindung zu AfD-Spitzenkandidaten

Pikant für die AfD: Erik Ahrens verantwortete als Geschäftsführer seines Medienunternehmens nach eigener Aussage reichweitenstarke TikTok-Videos ihres Europa-Spitzenkandidaten Maximilian Krah – mit Leitsätzen wie "Unsere Vorfahren waren keine Verbrecher", "Echte Männer sind rechts" und "Erdogan ist nicht unser Feind". Über deren Erfolg berichtete er beim rechtsextremen "Institut für Staatspolitik" (IfS), wo er gern gesehener Autor und Referent ist. Auch Krah steht dem Institut nahe.

"Wir haben jetzt in den letzten drei Monaten einige TikToks veröffentlicht", sagt er in einem Vortrag über die Videos für Krah, "und machen das auch weiter." Die Website seines Unternehmens wirbt mit weiteren von Krahs Videos. Ein anderes Unternehmen von Ahrens vertonte Krahs Buch in einer Zusammenfassung – das Audio ist mit Verweis auf das Unternehmen wiederum auf Krahs Website eingebunden.

Krah allerdings distanziert sich von Ahrens und seiner Idee. "Herr Ahrens ist nicht mein Mitarbeiter", sagte er t-online. "Zurzeit" gebe es auch keinerlei Dienstleistungsverträge zwischen ihm und Ahrens. In der Vergangenheit habe es einen einmaligen Vertrag zum Schneiden von TikTok-Videos gegeben. Ahrens habe außerdem für einen Medienpartner, den "Deutschlandkurier", "ein paar Formate entwickelt".

"Die Vorstellung, dass man Frauen zur Abgabe von Eizellen verpflichtet, halte ich für völlig absurd und widerspricht allem, woran ich glaube", so der AfD-Spitzenkandidat.

Ahrens distanziert sich

Im Sommer 2023 hielt sich die Reaktion auf Ahrens' Post in Grenzen. Nun wurde die Debatte durch einen Beitrag von Maurice Conrad nochmals aktuell. Conrad sitzt für die Grünen im Mainzer Stadtrat und schreibt Kolumnen.

Ahrens hat sich am Dienstag in einem neuen Post von der Aussage distanziert. "Ich distanziere mich tatsächlich mittlerweile von dieser Idee, habe sie überdacht und als schlecht verworfen." Er lasse sie aber trotzdem stehen, "weil ich mir nicht von irgendwelchen Zecken das Denken verbieten lasse".

Ahrens ist in der rechtsextremen Szene gut vernetzt. Sein Buch "Postliberal" erschien im Verlag Antaios, der vom Rechtsextremen Götz Kubitschek gegründet wurde. Das IfS in Schnellroda wurde vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch und verfassungsfeindlich eingestuft. Das Institut wurde ebenfalls von Kubitschek gegründet.

Verwendete Quellen
  • X-Profil von Maurice Conrad
  • X-Profil von Erik Ahrens
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