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Christchurch-Terrorist spendete an Hitlers Geburtstag nach Deutschland


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Für deutsche Identitäre
Christchurch-Terrorist spendete an Hitlers Geburtstag Geld


Aktualisiert am 09.12.2020Lesedauer: 3 Min.
Identitäre Bewegung: Auf dem Foto vom Juli 2019 stehen Aktivisten vor ihrem inzwischen aufgegebenen Haus in Halle an der Saale. 2018 bekam der deutsche Verein der Idenitären eine Spende des späteren Christchurch-Attentäters.Vergrößern des Bildes
Identitäre Bewegung: Auf dem Foto vom Juli 2019 stehen Aktivisten vor ihrem inzwischen aufgegebenen Haus in Halle an der Saale. 2018 bekam der deutsche Verein der Idenitären eine Spende des späteren Christchurch-Attentäters. (Quelle: imago-images-bilder)

Auf 792 Seiten analysiert ein Bericht für das neuseeländische Parlaments den Terror von Christchurch. Er zeigt unbekannte Spenden des Terroristen nach Deutschland – an Hitlers Geburtstag.

Der Terrorist von Christchurch hat auch an die Identitäre Bewegung in Deutschland gespendet. Die Kommission zur Untersuchung des Terroranschlags vom 15. März 2019, der 51 Menschen das Leben kostete, führt in ihrem Bericht zwei Transaktionen am 20. April 2018 auf. Das Datum dürfte kein Zufall sein: Der Tag ist Hitlers Geburtstag.

Zwei Transaktionen summierten sich auf 0,00648561 Bitcoin, umgerechnet aktuell gut 100 Euro, damals etwa die Hälfte. Die Zahlung in der Kryptowährung lässt sich in der "Wallet", dem in der Blockchain einsehbaren Konto, nachvollziehen. Abends um 18.31 Uhr schickte der spätere Massenmörder das Geld aus Neuseeland.

Es war die letzte verzeichnete Spende an Rechtsextreme vor seiner Tat, bei der in zwei Moscheen 51 Menschen erschoss und 50 weitere verletzte. Sie wirkt im Vergleich zu seinen weiteren Zahlungen an Identitäre gering: Bereits bekannt war, dass der Täter im Januar 2018 1.500 Euro an Martin Sellner überwiesen hatte, das Gesicht der "Identitären". Sellner hatte sich in einer Mail auch bedankt. Es entstand ein Mailwechsel mit fünf Mails, die Sellner nach dem Attentat und kurz vor einer Hausdurchung löschte.

Der Kommissionsbericht zeigt nun, dass außer Sellner, dem britischen Rechtsextremisten Richard Spencer sowie dem Neonazi-Portal Daily Stormer auch die IB in Deutschland und die französische "Génération Identitaire" Geld erhielten. Das hat zuerst der Journalist und Autor Sören Musyal berichtet. Nach Frankreich, wo die Identitäre Bewegung ihre Wurzeln hat, flossen mehr als 2.000 Euro. Diese Zahlungen erfolgten im September 2017. Kurz zuvor hatten die Identitären ihren größten Auftritt in der Öffentlichkeit: Sie hatten ein Schiff auf dem Mittelmeer gechartert, um vermeintlich Schlepper zu stoppen. Die pannenreiche Aktion lief unter dem Motto "Defend Europe".

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Sie steht beispielhaft für die von den Identitären vertretene völkische Verschwörungstheorie von einem "großen Austausch" der Bevölkerung. Demnach würden immer mehr "islamische Einwanderer" die "autochthone Bevölkerung" in Europa verdrängen. Sie distanzieren sich in ihren Erklärungen von Gewalttaten.

Für den Terroristen waren die Identitären und deren Youtube-Videos dennoch offenbar Inspirationsquelle. Er überschrieb seine vermeintliche Erklärung für die Taten mit "Der große Austausch" und nahm Bezug auf die Argumentation der Identitären. Bei einer Reise durch Europa Ende 2017 hatte er auch historische Orte besucht, die bei Kreuzzügen und Kriegen zwischen Muslimen und Christen eine Rolle gespielt hatten, wie t-online exklusiv berichtet hatte. Auch auf seine Waffen und Munition hatte er die Namen von Militärs geschrieben, die etwa in Wien gegen die Türken gekämpft hatten.

Dem Pamphlet und dem Bericht der Kommission zufolge fühlte der Mann sich aber auch durch einen norwegischen Rechtsterroristen inspiriert und angeleitet, der 2011 77 Menschen ermordet hatte und ebenfalls ein vielseitiges Pamphlet verfasst hatte. Ziel des Norwegers und des Christchurch-Täters war es, Nachahmer zu finden.

Ende August 2020 wurde der gebürtige Australier für sein Massaker in den Moscheen zu lebenslanger Haft ohne die Möglichkeit auf vorzeitige Entlassung verurteilt. Es war das erste Mal, dass in Neuseeland ein solches Strafmaß verhängt wurde.

Verwendete Quellen
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