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Tim Klüssendorf: Das ist der neue SPD-Generalsekretär


Neue Personalie an der Spitze
Vom Scholz-Kritiker zum SPD-Generalsekretär


12.05.2025 - 14:01 UhrLesedauer: 4 Min.
Landeswahlkonferenz der SPD Schleswig-HolsteinVergrößern des Bildes
TIm Klüssendorf (Archivbild): Er soll der nächste Generalsekretär der SPD werden. (Quelle: Felix Müschen/dpa/dpa-bilder)
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Die SPD bekommt einen neuen Generalsekretär: Tim Klüssendorf. Er ist bisher insbesondere als Scholz- und Ampel-Kritiker aufgefallen. Wofür steht er darüber hinaus?

Tim Klüssendorf ist in der SPD schnell aufgestiegen. Der 33-Jährige sitzt noch keine vier Jahre im Bundestag und soll bereits neuer Generalsekretär werden. Dennoch hat er sich in seiner ersten Legislaturperiode bereits einen Namen gemacht – und in der Vergangenheit auch die eigene Partei nicht vor Kritik verschont. Zudem kann er eine persönliche Erfolgsbilanz bei Wahlen vorweisen.

In diesem Jahr holte er das einzige Direktmandat der SPD in Schleswig-Holstein. Die CDU bekam in der Hansestadt Lübeck die meisten Zweitstimmen, doch Klüssendorf erhielt die meisten Erststimmen. "Es war sicher auch eine Personenwahl. Ich habe in Lübeck einen gewissen Heimvorteil, ich bin da geboren und aufgewachsen und habe in den letzten drei Jahren eine sehr engagierte Wahlkreisarbeit gemacht", begründete er seinen Erfolg im Anschluss bei der "taz". Bei der Wahl 2021 hatte der damals 30-Jährige erstmals das Direktmandat gegen die CDU-Kandidatin Claudia Schmidtke gewonnen, die bis dahin die Hansestadt im Bundestag vertreten hatte.

Klüssendorf kam mit Kritik an der SPD in die Öffentlichkeit

Während seiner ersten Legislaturperiode machte Klüssendorf direkt auf sich aufmerksam – unter anderem, weil er seine Partei wiederholt kritisierte. Unter anderem forderte er vom SPD-Kanzler Olaf Scholz einen "Plan B" bei den Haushaltsverhandlungen, was hohes mediales Interesse nach sich zog.

Auch nach dem schwachen Abschneiden bei der Europawahl im vergangenen Jahr kritisierte er Olaf Scholz: "Wo sind denn die Working Class Issues?" fragte der junge Abgeordnete den Regierungschef in einer Sitzung der Fraktion, nachdem Scholz am Jahresanfang erklärt hatte, dass sich die SPD wieder stärker um die Themen der Arbeiterklasse kümmern müsse. Klüssendorf versuchte später zu beschwichtigen: "Ich bin ein starker Vertreter linker Positionen – aber sehe mich nicht als Gegenspieler von Olaf Scholz."

Auch die Ampel geriet häufig ins Visier von Klüssendorfs Kritik. Er habe das Ende des Bündnisses fast herbeigesehnt, sagte er dem NDR: „Einfach, weil die Streitereien und Konflikte das zu sehr belastet haben." Ralf Stegner, sein Bundestagskollege und Ex-SPD-Chef in Schleswig-Holstein, lobte Klüssendorf für sein Vorgehen: "Tim hat erkennbar großes Talent. Er fürchtet sich nicht, Probleme klar zu benennen – und kneift da auch in der Fraktion nicht."

So stieg Klüssendorf auch in der Fraktion schnell auf, wurde in den erweiterten Fraktionsvorstand gewählt und Co-Sprecher der Parlamentarischen Linken.

Verteilungspolitik als Schwerpunkt

Inhaltlich setzt sich der studierte Betriebswirtschaftler insbesondere für soziale Gerechtigkeit, eine einheitliche Krankenversicherung und eine gerechtere Besteuerung ein, die auch Vermögen und Erbschaften stärker in die Pflicht nimmt. Bei seiner Vorstellung betonte Klüssendorf, er wolle sich auch als Generalsekretär einer gerechteren Verteilungspolitik widmen.

Mit 15 Jahren war er in die Partei eingetreten. Angemeldet hatte er sich über seinen Laptop – ein Konfirmationsgeschenk seiner Eltern. Ein Grund waren Neonazi-Demonstrationen in Lübeck. "Wir hatten eine große Solidarisierung, sind auf die Gegendemos gegangen. Die SPD war einfach die stärkste politische Partei, die dort präsent war", begründet er die Wahl seiner Partei. Noch heute liegt ihm das Thema am Herzen. Bei seinem Amtsantritt nannte er den Kampf für die Demokratie als einen Schwerpunkt.

Auch die Kommunalpolitik habe ihn interessiert. Als Fußballer habe er sich mit einfachen Fragen beschäftigt, sagte er dem NDR: "Warum kriegt eigentlich mein Verein keinen Kunstrasenplatz? Und alle anderen sind weiter und bekommen die nach und nach …" Noch immer ist er begeisterter Fußballer – als Fan und Aufsichtsrat des VfB Lübeck sowie als Abwehrspieler des FC Bundestag.

In der Politik engagierte er sich nach seinem Parteieintritt zunächst bei den Jusos: Von 2010 bis 2012 war er Vorsitzender der Lübecker Jungsozialisten. Von 2013 bis 2018 arbeitete er dann kommunalpolitisch in der Lübecker Bürgerschaft mit dem Schwerpunkt Jugendpolitik.

Klüssendorf fordert neues Denken in der SPD

Mittlerweile fordert er, die SPD müsse wieder in größeren Zusammenhängen denken. "Wir dürfen uns nicht nur zu einer Kompromissmaschine degradieren. Wir brauchen wieder eine klare Vorstellung und Ideen, wie wir eine bessere Gesellschaft schaffen", sagte er der "Süddeutschen Zeitung". Er verweist dabei auch auf die Historie der Partei: "Wegen Willy Brandt traten damals viele ein, weil sie die Zukunftsvisionen wie zum Beispiel das Versprechen vom Aufstieg durch Bildung oder eine offenere Demokratie und Gesellschaft überzeugten."

Bei der Pressekonferenz nach seiner Nominierung betonte Klüssendorf, die Partei müsse ihr inhaltliches Profil schärfen, allerdings nicht auf Kosten des Koalitionspartners. Das sei eine Lehre aus der Ampelzeit.

Auch mit Klingbeil nicht immer einer Meinung

Mit dem Parteivorsitzenden Lars Klingbeil, der Teil des konservativen Seeheimer Kreises in der SPD ist, war Klüssendorf bisher nicht immer einer Meinung. Allerdings hat sich Klingbeil offenbar ausdrücklich für Klüssendorf ausgesprochen. Als Klingbeil nach der Wahl neben dem Partei- auch den Fraktionsvorsitz übernahm, äußerte Klüssendorf Kritik. "Ich bin mir sehr sicher, dass es auch in der Parteispitze zu Veränderungen kommen wird. Wir brauchen eine Neuausrichtung der Partei, vor allem eine viel jüngere Ansprache", forderte er in der "taz".

Nun ist er selbst Teil dieser Neuausrichtung und maßgeblich dafür verantwortlich, die von ihm geforderte "jüngere Ansprache" zu finden. Klüssendorf ließ verlautbaren, er wolle sein Amt mit einer Mischung aus "Demut und Selbstbewusstsein" ausüben.

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