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Tesla-Aktie: +30 Prozent trotz starker Probleme und schwacher Bilanz


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Nadja Abd el Farrag ist tot

Plötzlich 40 Prozent Plus
Die Wahrheit hinter dem Kursfeuerwerk


12.05.2025 - 14:55 UhrLesedauer: 5 Min.
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Tesla Cybertruck: Viel Blech, wenig dahinter – das US-amerikanische Unternehmen von Elon Musk hat viele Probleme, die Anleger jedoch wollen diese nicht sehen. (Quelle: IMAGO/Michael Bihlmayer/imago)
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Die Aktie steigt, die Probleme bleiben: Tesla feiert ein Börsencomeback – doch unter der glänzenden Oberfläche bröckelt das Geschäftsmodell. Die Zahlen lügen nicht.

Die Tesla-Aktie gehört zu den bekanntesten Papieren der Welt. Wer investiert, hofft auf den nächsten großen Sprung. Genau das scheint aktuell wieder der Fall zu sein. Innerhalb weniger Wochen hat das Papier rund 40 Prozent an Wert gewonnen.

Auslöser war eine politische Nachricht: Die USA und China haben beschlossen, sich im Handelsstreit für 90 Tage zu entspannen und ihre gegenseitigen Zölle deutlich zu senken. Viele feiern das als Befreiungsschlag für die Weltwirtschaft – und für Tesla.

Doch warum sollte ausgerechnet am heutigen Tag, an dem der US-Präsident diese Entspannung verkündet, das Geschäftsmodell von Tesla plötzlich ein anderes sein als noch vor vier Wochen? Genau das ist die zentrale Frage. Denn die Probleme des Elektroautobauers sind nicht vom Tisch. Im Gegenteil.

Kursrallye durch politische Hoffnung

Tatsächlich hat sich der Kurs von Tesla zuletzt stark erholt. Von 223 auf über 320 US-Dollar (etwa 290 Euro) innerhalb eines Monats – das klingt beeindruckend. Bis zum Rekordhoch von 488 Dollar (466 Euro) ist es allerdings noch ein weiter Weg. Und schon einmal war die Euphorie groß. Im November 2021 war der Kurs ähnlich schnell in die Höhe geschossen, bevor er wieder abrutschte. Doch damals waren die Zeiten andere.

Den aktuellen Schwung verdankt Tesla vor allem der Einigung im Handelsstreit. Die USA und China haben kürzlich ihre zuvor eingeführten Zölle erheblich gesenkt. Für die Wirtschaft weltweit ist das ein positives Signal. Aktienkurse legten rund um den Globus zu – teilweise über zehn Prozent bei Einzelwerten. Auch die Autoindustrie atmete auf.

Deutsche Hersteller wie BMW und Mercedes profitieren, weil sie SUV-Modelle in den USA bauen und nach China exportieren. Die Hoffnung: günstigere Kosten, bessere Margen, weniger Stress im internationalen Geschäft, erläutert der Direktor des Bochumer Autoinstituts CAR, Ferdinand Dudenhöffer. Tesla gehört auf den ersten Blick zu den Gewinnern dieser Entwicklung. Doch es lohnt sich, genauer hinzuschauen.

Absatzprobleme trotz E-Auto-Boom

Während andere Autobauer nun wieder hoffnungsvoller in die Zukunft blicken, kämpft Tesla aktuell mit sinkenden Verkaufszahlen. In Deutschland gingen die Neuzulassungen im April 2025 um fast 46 Prozent zurück. Seit Jahresbeginn liegt das Minus sogar bei über 60 Prozent. Und das, obwohl der Absatz von Elektroautos insgesamt kräftig wächst. Fast jeder fünfte Neuwagen ist inzwischen ein Stromer.

Mit fast jedem zweiten neu zugelassenen Elektroauto dominierte hierzulande VW die Neuzulassungen im April sowie im gesamten bisherigen Jahr. Während die Kernmarke Volkswagen mit 9.725 reinen Stromern weit vor der Konkurrenz liegt, schafft es Tesla mit nur noch 885 Neuzulassungen gerade einmal auf Rang 16. Damit wird immer deutlicher: Während Tesla Marktanteile verliert, baut VW seine Vormachtstellung mit einem breiten Modellangebot und starker Präsenz weiter aus.

Auch in Großbritannien, Schweden und Portugal verkauft Tesla deutlich weniger Fahrzeuge. Nur in Norwegen legte der Absatz zuletzt leicht zu. Ein Grund dafür ist die Preisstrategie: Während andere Hersteller ihre Modelle stark rabattieren, bleibt Tesla bei vergleichsweise hohen Preisen. Das verschlechtert die Wettbewerbsposition – vor allem, weil günstige E-Autos aus China und Europa den Markt erobern.

Stagnation statt Wachstum

Noch schwerer wiegen die aktuellen Geschäftszahlen. Tesla wächst nicht mehr. Im Gegenteil: Der Umsatz stagniert seit mehreren Quartalen. Die operative Marge ist von 16 auf nur noch gut 6 Prozent eingebrochen. Der Gewinn je Aktie ist seit dem Rekordjahr 2022 von 4,07 auf 2,42 US-Dollar gefallen – ein Rückgang von rund 40 Prozent, wie Aktienanalyst Tobias Krieg vom Lynx-Broker ausrechnet.

Im ersten Quartal 2025 ging der Umsatz weiter zurück. Tesla verfehlte die Erwartungen deutlich. Der Gewinn fiel um weitere 40 Prozent auf nur noch 0,27 US-Dollar je Aktie. Das operative Ergebnis schrumpfte um 66 Prozent. Die Marge lag bei mageren 2,1 Prozent. Tesla steht damit kurz vor den roten Zahlen.

Teure Bewertung trotz schwacher Zahlen

Trotz dieser Entwicklung ist die Tesla-Aktie an der Börse teuer. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei etwa 120. Das bedeutet: Anleger zahlen einen hohen Preis für ein Unternehmen, das derzeit kaum noch wächst und mit sinkenden Gewinnen zu kämpfen hat. Zwar liege das Kurs-Umsatz-Verhältnis mit 8,3 unter dem langjährigen Schnitt von 12,7 – doch das allein mache die Aktie nicht günstig, so Krieg. Denn die Wachstumsaussichten haben sich deutlich eingetrübt.

Elon Musk als Risiko

Hinzu kommt ein weiteres Problem, das sich mit der Zollentspannungspolitik von Donald Trump nicht einfach in Luft auslöst: Elon Musk. Der Tesla-Chef polarisierte mit seinem politischen Engagement an der Seite von Donald Trump, auch wenn er nun ankündigte, sich aus der aktiven Politik zurückzuziehen.

In Europa und den USA löste das Proteste und Vandalismus gegen Tesla-Filialen und Fahrzeuge aus. Viele Kunden meiden die Marke. Laut einer aktuellen Umfrage der Marktforscher Uranos und Dynata wenden sich viele ehemalige Tesla-Käufer in Deutschland von der Marke ab.

Besonders betroffen sind die einst wichtigsten Zielgruppen des Herstellers – darunter urbane Trendsetter, junge Aufsteiger und umweltbewusste Idealisten, die häufig die Grünen oder die FDP wählen. Genau diese "urbanen Performer" galten lange als Teslas Wachstumsmotor. Doch laut den Marktforschern meiden inzwischen fast zwei Drittel der potenziellen E-Auto-Käufer in Deutschland die Marke – viele von ihnen nennen Musk persönlich als Grund.

Bisher zeigen sich die Folgen nur in den Absatzzahlen. Doch es könnte noch schlimmer kommen.

Viel versprochen, wenig geliefert

Tesla hat in den vergangenen Jahren viel versprochen – und wenig gehalten. Robotaxis, autonome Fahrzeuge, Lkw-Revolution, günstige Modelle: All das wurde mehrfach angekündigt und immer wieder verschoben. Auch der Cybertruck enttäuschte viele US-Autofahrer und entwickelt sich immer mehr zum Problemfall.

Was einst als revolutionärer Wurf angekündigt wurde, entpuppt sich laut arenaev.com zunehmend als Ladenhüter. In den USA türmt sich der Lagerbestand bereits auf über 10.000 Fahrzeuge – das entspricht etwa zwei Quartalen Absatz. Mit einem Durchschnittspreis von rund 78.000 US-Dollar stehen so Fahrzeuge im Wert von fast 800 Millionen US-Dollar unverkauft auf Halde.

Zwar versucht Tesla, durch unterschiedliche Rabatte und Konfigurationen mehr Käufer zu locken, doch das scheint bislang wenig zu bringen. Viele der angebotenen Fahrzeuge stammen noch aus dem Produktionsjahr 2024 und stehen seit Monaten unverkauft im Bestand – selbst limitierte Modelle wie die "Foundation Series".

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In Europa ist das Cybertruck-Modell von Tesla nicht einmal zugelassen. Der Produktionsstart eines günstigeren Modells wurde kürzlich auf 2026 verschoben. Damit rückt das nächste große Wachstumsversprechen weiter in die Ferne.

Kurspotenzial bleibt – für Mutige

Aufgrund dieser Warnzeichen ist die Tesla-Aktie spekulativ und das Wertpapier des Konzerns ein riskantes Investment. Der jüngste Kurssprung basiert vorwiegend auf der euphorischen Stimmung der Börsenteilnehmer und der politischen Schlagzeilen. An den fundamentalen Problemen hat sich wenig geändert und die Bewertung bleibt hoch.

Anleger, die hier investieren wollen, sollten bereit sein, starke Schwankungen auszuhalten – und Verluste zu riskieren. Wer auf eine Trendwende hofft und starke Nerven hat, könnte einen Einstieg wagen. Denn Kurserholungen um 100 Prozent und mehr sind an der Börse keine Seltenheit – auch bei Unternehmen mit schwachen Zahlen.

Für sicherheitsorientierte Anleger bietet die Aktie aktuell wenig. Für Mutige mit einem langen Atem könnte sie dennoch ein spannendes Spiel bleiben. Doch fest steht: Ein Selbstläufer ist Tesla längst nicht mehr.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen Reuters, dpa und afp

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