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Helmut Kohl: "Kanzler der Einheit" machte es seiner Partei oft schwer


Helmut Kohl wird 85
"Kanzler der Einheit" machte es seiner Partei oft schwer

Von dpa, afp
Aktualisiert am 03.04.2015Lesedauer: 4 Min.
Helmut Kohl nach seiner Vereidigung zum Bundeskanzler im Jahr 1982.Vergrößern des BildesHelmut Kohl nach seiner Vereidigung zum Bundeskanzler im Jahr 1982. (Quelle: dpa-bilder)
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Als "Kanzler der Einheit" hat Helmut Kohl wie kaum ein anderer die deutsche Nachkriegsgeschichte geprägt, doch die CDU-Spendenaffäre hat seinem Ansehen schwer geschadet. Zuletzt hat er durch seinen Streit mit dem Autor Heribert Schwan von sich reden gemacht. Am Karfreitag wird der Christdemokrat, der länger regierte als jeder andere Bundeskanzler, 85 Jahre alt.

Neben der historischen Leistung bleibt ein Makel in seiner Biografie, der Kohl selbst und auch seine Partei über Jahre belastet hat. Die Parteispendenaffäre der CDU brachte 1999 ans Licht, dass auch Kohl von anonymen Spendern zwischen 1,5 und zwei Millionen Mark in bar erhalten hatte. Die Namen der Spender verschweigt er zum Ärger auch seiner Anhänger bis heute. Als die damalige CDU-Generalsekretärin Angela Merkel auf Distanz ging, legte Kohl im Dezember 1999 enttäuscht den CDU-Ehrenvorsitz nieder.

Vor der Affäre war Kohl eigentlich unantastbar, schließlich hatte er nach dem Ende der DDR die Chance genutzt, die jahrzehntelange deutsche Teilung zu beenden. Dabei halfen ihm zweifellos seine guten internationalen Beziehungen - etwa zu den USA oder dem sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow.

"Nie mit der Teilung abgefunden"

Dafür würdigte ihn anlässlich seines Ehrentages auch Bundespräsident Joachim Gauck. Er dankte Kohl für dessen Mut und Entschlossenheit im Ringen um die Wiedervereinigung. In einem Glückwunschschreiben betonte Gauck: "Von herausragender Bedeutung für mich, wie für die übergroße Mehrheit unserer Landsleute im Osten wie im Westen ist, dass Sie sich mit der Teilung unseres Landes nie abgefunden haben. Vielmehr haben Sie genau zur richtigen Zeit mit Entschlossenheit und Kraft darum gerungen, die Vereinigung Deutschlands ins Werk zu setzen."

Der Bundespräsident ergänzte: "Ihr Mut und Ihre Fähigkeit, Verbündete für die Politik zu gewinnen - das alles steht mir an Ihrem heutigen Ehrentag vor Augen." Er verbinde seinen Dank an Kohl "mit der Gewissheit, dass Deutschland nicht vergessen wird, wie Sie zur rechten Zeit das Richtige entschieden und vollendet haben".

Obwohl die Wiedervereinigung nicht die prophezeiten "blühenden Landschaften", sondern hohe Arbeitslosigkeit und Abwanderung in den Westen hervorbrachte, hielt sich Kohl bis 1998 im Amt - bis ihn Gerhard Schröder (SPD) ablöste.

Schwere Jahre

Auch nach der Parteispendenaffäre folgten schwere Jahre: 2001 nahm sich seine langjährige Frau Hannelore das Leben, 2008 stürzte er in seinem Ludwigshafener Haus, daraufhin musste er wegen eines Schädel-Hirn-Traumas operiert werden.

Wenige Monate später heiratete er seine 35 Jahre jüngere Lebensgefährtin Maike Richter. Betroffen reagierte Kohl 2013 auf ein Buch seines ältesten Sohns Walter, der darin das Bild eines harmonischen Familienlebens demontierte. Schließlich wurde Hannelore in einer Biografie als eine im Schatten des Machtmenschen Kohl völlig vereinsamte Frau porträtiert.

Der immer wieder als großer Europäer gefeierte Kohl fürchtete angesichts der Euro-Schuldenkrise um sein politisches Vermächtnis, sah sich dabei aber auch zu Kritik an der Außenpolitik von Kanzlerin Merkel veranlasst. Die Deutschen müssten wieder "für andere erkennbar deutlich machen, wo wir stehen und wo wir hin wollen", schrieb der Altkanzler 2011 in einem Zeitungsbeitrag.

Der Weg zum Vater der Einheit und großen Europäer war für den gebürtigen Ludwigshafener nicht unbedingt vorgezeichnet. Zwar arbeitete sich der am 3. April 1930 geborene Kohl rasch in der CDU Rheinland-Pfalz hoch und wurde 1969 Ministerpräsident. 1973 stieg der 1,93-Meter-Mann zum CDU-Bundesvorsitzenden auf, drei Jahre später ging er als Oppositionsführer nach Bonn.

1982 gelang ihm der Sprung ins Kanzleramt - in einer Koalition mit der FDP, die zuvor das sozial-liberale Bündnis unter Helmut Schmidt (SPD) aufgekündigt hatte. Von seinen politischen Gegnern, auch in der eigenen Partei, wurde der promovierte Historiker jedoch stets unterschätzt und bis kurz vor dem Mauerfall immer wieder eifrig an seinem Stuhl gesägt.

Machtmensch Kohl setzte sich durch

Doch Kohl schlug immer wieder zurück: Auf dem Parteitag in Bremen 1989 beispielsweise entmachtete er dank der vorher gesicherten Unterstützung der Parteibasis seinen langjährigen engen Vertrauten und Weggefährten Heiner Geißler als Generalsekretär der CDU und setzte mit Volker Rühe einen Nachfolger durch, der ihm treu diente.

Kohl festigte seine Macht und erwarb sich Verdienste um die europäische Versöhnung. Unvergessen sind der 22. September 1984, als Kohl Hand in Hand mit dem französischen Staatspräsidenten François Mitterrand in Verdun der Weltkriegstoten gedachte, oder der Empfang in Dresden als "Kanzler der Einheit" am 19. Dezember 1989.

Schwieriges Verhältnis zur CDU

Trotz des schwierigen Verhältnisses der CDU zu ihrem langjährigen Übervater suchte die Partei auch immer wieder nach Formen einer Würdigung: So feierte die Partei am 27. September 2012 den 30. Jahrestag von Kohls erster Wahl zum Kanzler.

Doch das Verhältnis zwischen dem Altkanzler und seiner Partei ist bis heute schwer belastet - nicht zuletzt auch durch die Fehde über die Veröffentlichung eines Buches des ehemaligen Kohl-Biographen Heribert Schwan. Dieser zitierte aus Gesprächen mit Kohl, in denen dieser teils drastisch mit Weggefährten abrechnete. Das Kölner Landgericht gab zwar einer Klage Kohls weitgehend statt und verbot die weitere Verbreitung der Zitate. Aber jene, über die sich Kohl geäußert hatte, werden nicht vergessen haben, was der Altkanzler gesagt hat.

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