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CDU-Parteitag: Kronprinzessinnen von Angela Merkel lauern


Merkel vor Stimmungstest
Kronprinzessinnen lauern auf die Nachfolge

spiegel-online, Von Philipp Wittrock

Aktualisiert am 13.12.2015Lesedauer: 4 Min.
Wer folgt der Kanzlerin? Thomas de Maizière, Ursula von der Leyen und Julia Klöckner (von links).Vergrößern des BildesWer folgt der Kanzlerin? Thomas de Maizière, Ursula von der Leyen und Julia Klöckner (von links). (Quelle: Reuters-bilder)
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Machtfrage in der Flüchtlingspolitik: Auf dem Parteitag wird sich zeigen, ob die CDU hinter Angela Merkel steht. Der Autoritätsverlust der Chefin ist eine Chance für mögliche Nachfolger. Wer kann sich profilieren?

Der Druck ist enorm. Wenn Angela Merkel am Montagvormittag auf der Bühne der Karlsruher Messehalle ans Mikrofon tritt, steht sie vor einer der wichtigsten Reden ihrer Karriere. Die Flüchtlingskrise macht aus dem Bundesparteitag der CDU einen heiklen Stimmungstest für die Parteichefin.

Zwar muss sich Merkel nicht zur Wiederwahl stellen. Doch die Debatte über ihren Kurs in der Flüchtlingspolitik und die Abstimmung über den Leitantrag der CDU-Spitze werden zeigen, ob die Chefin die Partei hinter sich versammeln kann. Oder die schleichende Erosion ihrer Autorität weitergeht.

Schon jetzt wird immer häufiger eine Frage gestellt, die vor einigen Monaten in der CDU noch unvorstellbar war: Wer könnte auf sie folgen? Wenn sie scheitert. Wenn sie 2017 doch nicht wieder antritt, wovon bisher alle ausgegangen waren.

Auf dem Parteitag stehen daher auch all jene unter besonderer Beobachtung, die als mögliche Merkel-Erben gehandelt werden. Wer kann die Schwächephase der Kanzlerin nutzen? Wer will sich in Karlsruhe profilieren?

Ursula von der Leyen

Ursula von der Leyen, 57, liegt in der Flüchtlingspolitik auf einer Linie mit ihrer Chefin. Die Debatte eignet sich für die stellvertretende CDU-Vorsitzende also nicht zur Eigenprofilierung. Aber sie kann vom Rednerpult aus offen Partei für Merkel ergreifen - und auf die Dankbarkeit der Kanzlerin hoffen.

Die Verteidigungspolitik wird trotz bevorstehendem Syrien-Einsatz der Bundeswehr auf dem Parteitag zwar kaum eine Rolle spielen. Doch als erste Verteidigungsministerin überhaupt kann sich von der Leyen auch in Zukunft fast täglich in Szene setzen. Bei allen Risiken, die der Job mit sich bringt.

Auch wenn sie selbst immer abwinkt: Von der Leyen ist eines der wenigen politischen Schwergewichte in Merkels Kabinett. Und damit kommt man an ihr nicht vorbei, wenn es um geeignete Kandidaten für die Nachfolge geht.

Julia Klöckner

Julia Klöckner, 42, gilt als die Zukunftshoffnung der CDU. Sollte sie im kommenden März Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz werden, wäre sie spätestens 2021 wohl eine der ersten CDU-Anwärterinnen fürs Kanzleramt.

Klöckner verbindet die Modernität der Merkel-CDU mit dem konservativen Gefühl, das viele Christdemokraten in ihrer Partei heute vermissen. Früher als Ex-Weinkönigin belächelt, hat sie sich in der Partei Respekt erarbeitet: Bei der letzten Stellvertreterwahl holte sie das beste Ergebnis. Ihr Selbstbewusstsein hat das nicht geschmälert.

In der Flüchtlingsdebatte ist Klöckner Dauergast in TV-Talkshows. Sie gibt sich loyal zur Kanzlerin - und setzt sich zugleich ab, wenn sie mahnend den Zeigefinger in Richtung Migranten erhebt. Klöckners Forderung nach einer gesetzlichen Integrationspflicht hat sich die CDU-Führung für den Parteitag zu eigen gemacht.

Mit ihrem Ruf nach einem Burka-Verbot adressiert sie weniger ein reales, gesellschaftliches Problem, als eine diffuse Angst vor dem Fremden, die wohl viele in der Union haben. Weil das in der Partei gut ankommt, wird Klöckner wohl in Karlsruhe wieder lautstark dafür werben.

Annegret Kramp-Karrenbauer

Für höchste Weihen hatte Annegret Kramp-Karrenbauer, 53, niemand auf der Rechnung - bis das Polit-Magazin "Cicero" die saarländische Ministerpräsidentin im Juni 2014 zur Favoriten im Rennen um die Merkel-Nachfolge erkor. Die Kanzlerin sei beeindruckt von Kramp-Karrenbauers Zielstrebigkeit und Gelassenheit, hieß es.

Am bescheidenen Bekanntheitsgrad der CDU-Frau jenseits der saarländischen Landesgrenzen hat die Lobeshymne bisher allerdings wenig geändert. Das ist Kramp-Karrenbauers größtes Manko. Sie wirkt spröde, ihr fehlt die Strahlkraft einer Julia Klöckner.

In der Partei dagegen ist AKK, die zum sozialpolitischen Flügel zählt, bestens vernetzt. Und sie kann sich durchsetzen: Genervt von der FDP kündigte sie 2012 im Saarland gegen den Willen Merkels die Jamaika-Koalition auf, die anschließenden Neuwahlen gewann sie.

Thomas de Maizière

Thomas de Maizière, 61, galt lange als Kanzler der Reserve - pflichtbewusst, prinzipientreu, verlässlich. Was die einen als verkniffen empfanden, kam bei vielen anderen im Volk gut an.

Der Ruf aber hat gelitten. Als Verteidigungsminister kämpfte de Maizière mit Rüstungsskandalen, als Innenminister bekam er die Flüchtlingskrise nicht in den Griff, nach der Länderspielabsage von Hannover verunsicherte er die Öffentlichkeit mit merkwürdigen Aussagen zur terroristischen Bedrohungslage.

Das Vertrauen zur Kanzlerin ist ebenfalls gestört. Merkel hat de Maizière ihren Vertrauten Peter Altmaier als Flüchtlingskoordinator vor die Nase gesetzt. Der Minister schlug mit unabgesprochenen Vorstößen zum Umgang mit syrischen Flüchtlingen zurück. Im Kanzleramt sorgte er damit für Ärger - in der Partei und Fraktion dagegen bekam er viel Beifall. Nur deswegen darf man de Maizière wohl noch nicht ganz vom Zettel der Merkel-Nachfolger streichen.

Auch in Karlsruhe werden die Delegierten den Innenminister wohl warm empfangen. Zu befürchten hat Merkel aber nichts: De Maizière hat den Leitantrag der CDU-Spitze zur Flüchtlingspolitik mitverfasst, jenen Antrag, mit dem Merkel die Partei wieder hinter sich bringen will.

Wolfgang Schäuble

Eine Zukunftshoffnung ist Wolfgang Schäuble wahrlich nicht. Doch all jene, die von Merkels Flüchtlingspolitik enttäuscht sind, hängen plötzlich wieder an den Lippen des CDU-Senior. Sie wähnen Schäuble auf ihrer Seite, dabei ist nicht immer klar, wo der Finanzminister steht. Wie weit seine Loyalität mit der Kanzlerin reicht.

Nein, Schäuble ist nicht der Mann der Zukunft. Aber er ist derjenige, auf den sich alle Augen richten, wenn es wirklich eng werden würde für Merkel. Das Alter wäre für Schäuble ohnehin kein Problem. Jüngst stellte er lapidar fest: "Adenauer war bei Amtsantritt 73 Jahre alt." Genau so alt ist Schäuble jetzt.

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