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Polizisten auf Instagram | Nach Werbung für die "Bild": Polizei prüft Influencer-Regeln


Polizisten auf Instagram
Nach Werbung für die "Bild": Polizei prüft Influencer-Regeln

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

Aktualisiert am 23.08.2019Lesedauer: 4 Min.
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Im Werbespot für die Bild: Methap Öger von der Polizei Berlin.Vergrößern des Bildes
Im Werbespot für die Bild: Methap Öger von der Polizei Berlin. (Quelle: Youtube/Bild, Screenshot)

Hat die Werbung der Polizei Berlin für die "Bild"-Zeitung Folgen? Nach dem Bericht von t-online.de begann bei der Polizei eine Überprüfung der Rolle von Influencern in Uniform.

Nach umstrittener Werbung für die "Bild"-Zeitung ist bei der Polizei Berlin eine Sonderprüfung der Internen Revision zu Social-Media-Influencern eingeleitet worden. Nachdem die Pressestelle bestritten hatte, dass die "Bild"-Werbung tatsächlich "Bild"-Werbung sei, heißt es nun, dass es keinen Zusammenhang zwischen der kritisierten Kampagne und der Prüfung gibt. Tatsächlich sind etliche Angehörige der Polizei in Uniform in sozialen Netzwerken aktiv – zum Teil mit großer Reichweite. Einige von ihnen tun das sogar im Auftrag.

Information an Führungskräfte zur Sonderprüfung

Die Berliner Kommissarin und Instagramerin Mehtap Öger ist derzeit deutschlandweit auf Plakaten und in Werbespots zu sehen. Die "Bild" präsentiert sie in einem Artikel als "Berlins schönster Insta-Cop". Aktuell tritt die Polizistin in einem Spot auf, der laut "Bild"-Zeitung "Leser als Helden des täglichen Lebens im Mittelpunkt der Marke" zeigen soll. Stimmen bei der Polizei behaupten, dass die polizeiliche Mitwirkung nicht zulässig war. Die Polizei selbst gibt an, dass man nicht in Werbespots privater Unternehmen mitwirke.

Einen Tag nach dem t-online.de-Bericht erreichte Führungskräfte bei der Polizei eine Ankündigung zur "Sonderprüfung der Internen Revision zur Risikofrüherkennung im Zusammenhang mit den Aktivitäten von Dienstkräften der Polizei als Social Media Influencer". t-online.de liegt diese vor. Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik setzte demnach die Interne Revision mit dem Schwerpunkt werberechtliche Regelungen auf das Thema an.

Polizei zog erste Antwort zurück

Diese Sonderprüfung stehe aber nicht in Zusammenhang mit dem Werbespot der "Bild", teilte die Polizei auf Anfrage von t-online.de mit. Eine erste Antwort hatte die Pressestelle zuvor zurückgezogen. Obwohl die Frage gezielt nach der "Beauftragung der Internen Revision, Risiken von Social-Media-Influencern im Polizeidienst zu analysieren" gestellt wurde, sei nicht klar gewesen, dass es sich um die Sonderprüfung handelt.

Wie es zur Kooperation mit der "Bild"-Zeitung gekommen ist, hat intern offenbar noch zu weiteren Prüfungen geführt. Die Polizei hatte erklärt, der "Bild"-Werbespot sei ihr "als Danksagung der Bevölkerung an verschiedenste Berufsgruppen vorgestellt" worden. Der Axel-Springer-Verlag hatte dagegen erklärt, alle Protagonisten der Kampagne seien "unmissverständlich darüber informiert (worden), dass es sich um eine werbliche Imagekampagne für 'Bild' handelt".

Polizeiführung will Entscheidungsgrundlage

Die Polizistin hatte keine Nebentätigkeit angemeldet, die Teilnahme aber abgestimmt. Die Entscheidung zur Teilnahme "an der Danksagungskampagne" hatte der Pressesprecher getroffen, wie die Polizei erklärte. Jörn Badendick, Sprecher des Polizeiberufsverbandes "Unabhängige in der Polizei e.V." hatte dagegen in der Beteiligung der Polizei "eine unzulässige Form von Sponsoring" gesehen.

Nun will die Polizeiführung offenbar "auf Basis der Risikobewertung eine Entscheidungsgrundlage im Umgang mit der Thematik Social Media Influencer" erstellen. Dabei geht es neben den werberechtlichen Regeln um die Einhaltung dienstrechtlicher Pflichten, Gesichtspunkte der Korruptionsbekämpfung und mögliche Interessenkollisionen bei Nebentätigkeit.

Die Polizei hat keine Zahlen, wie viele Influencer im Dienst der Polizei sind, es gibt auch keine Auswertung, wie viele Nebentätigkeiten von Beamtinnen und Beamten als sogenannte Influencer angemeldet wurden.

Bei der Berliner Polizei ist unter anderem auch Jenny Blum beschäftigt, die als Darstellerin in der Sat.1-Serie "Auf Streife Berlin" auf den Spuren der bekanntesten TV-Polizisten "Toto und Harry" unterwegs ist.

Auf Instagram hat sie jedoch lediglich 3.500 Abonnenten. Auch Mehtap Öger spielt mit 28.500 Abonnenten noch nicht in der ersten Influencer-Liga. In einem Interview mit "Vice" über ihre Tätigkeit sagte sie, sie sei "gerne ein Vorbild, besonders für junge Mädels, die auch gern Beamtin werden möchten". Ihr Profil habe sie Vorgesetzten nicht gezeigt: "Das macht man in anderen Jobs auch nicht. Und das müssen wir als Polizisten auch nicht machen."

Öger zeigt auf Instagram keine Produkte und nennt keine Marken, womit Influencer vielfach ihr Geld verdienen. Einige Berufskollegen und Instagramer machen auch kein Geheimnis daraus, bei der Polizei zu sein, zeigen sich nicht oder nicht mehr in Uniform. So etwa die Instagramerin Adrienne Koleszár, die mit dem Titel "Deutschlands heißeste Polizistin" leben muss und 675.000-Follower hat. Sie akzeptiere das, sagte sie gegenüber "Promiflash", "aber ich bin nicht die heißeste Polizistin, ich bin einfach nur eine Polizeibeamte".

Im vergangenen Jahr hatte sie sich ein halbes Jahr beurlauben lassen, danach dementierte die Dresdnerin ein angebliches "Bikini-Ultimatum": Die "Bild" hatte berichtet, sie sei vor die Wahl gestellt worden, entweder keine Bikini-Fotos mehr zu posten oder den Polizeidienst zu quittieren. "Das gab es nicht", sagte sie in einem Video zu ihrer Zukunft – der Rückkehr in den Polizeidienst. "Aber es ist klar, dass ich zu 100 Prozent da sein muss für den Bürger und meine Kollegen."

"Werde als Adrienne nie respektlos behandelt"

Probleme als Influencerin im Dienst gebe es nicht, erzählte sie in dem Video: "Ich werde nie respektlos behandelt, nur weil ich die Adrienne bin, die man im Internet sieht." Sie wirkte zwar seit Jahresanfang auch bei "Fitness Diaries" auf dem Sender Sixx mit, hat aber ihre Aktivitäten im Netz zurückgefahren.

Während die Berliner Polizistin Öger erklärt, sie dürfe nicht vom Einsatz fotografieren, fördern einige Polizeidienststellen das und treiben bewusst voran, dass Beamte im Netz gefiltert etwas von ihrer Arbeit zeigen. Bei der Polizei im rheinland-pfälzischen Kaiserslautern haben sich im vergangenen Jahr als Teil ihrer Arbeit zwei Beamte als "Instacops" angemeldet und berichten unregelmäßig aus dem Dienst. So diskutiert Streifenpolizist Felix Brandt alias @felix_polizeikl auch, warum er Schmierereien auf der Straße gleich selbst entfernt.

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Zuletzt ist die Polizei Hannover diesem "Community Policing" genannten Trend gefolgt und hat zwei Kommissare mit offiziellen Accounts ausgestattet, die dann im direkten Austausch auch das Du anbieten.


Auch die Polizei Berlin, die nun Leitlinien für Influencer entwickelt, hat einen Instagram-Account, den sie zeitweise Polizisten für persönliche Einblicke überträgt. Gerade hat die Polizei auch eine 200.000 Euro teure Kampagne mit Plakaten gestartet, auf denen echte Polizisten zu sehen sind.

Verwendete Quellen
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