Im Alter von 88 Jahren Aga Khan: Geistliches Oberhaupt von 20 Millionen Muslimen verstorben
Der geistliche Führer der muslimischen Glaubensgemeinschaft der Nizariten ist tot. Er galt als einflussreicher Philanthrop – und war mit einer Deutschen verheiratet.
Der vierte Aga Khan, Prinz Schah Karim al-Husseini, ist tot. Das Oberhaupt der zweitgrößten Glaubensgemeinschaft der Schiiten starb am Dienstag im Alter von 88 Jahren im Kreise seiner Familie in Lissabon, wie die gemeinnützige Stiftung des geistlichen Führers, das Aga Khan Development Network, bei Instagram mitteilte.
Aga Khan ist der Titel des spirituellen Führers der nizaritischen Ismailiten, einer islamischen Konfession, deren Ursprünge im 8. Jahrhundert liegen. Heute gehören der Gruppe weltweit noch ungefähr 20 Millionen Gläubige an. Obschon Prinz Schah Karim al-Husseini bereits der 49. Imam, also der geistliche Führer der Nizariten war, war er erst der vierte Aga Khan. Der Titel wurde erst im frühen 19. Jahrhundert durch den Schah von Persien das erste Mal verliehen.
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Aga Khan: Versuchte Lebensbedingungen zu verbessern
Al-Husseini trug den Titel seit dem 11. Juli 1957, damals war er seinem verstorbenen Großvater, dem dritten Aga Kahn, Sir Sultan Mohammed Schah, nachgefolgt. Der Aga Khan leitet seine spirituelle Führungsrolle durch die direkte Verwandtschaft mit dem Propheten Mohammed ab. Demnach sollen die nizaritischen Imame Nachfolger Alis, des Cousins und Schwiegersohns Mohammeds sein.
Geboren wurde al-Husseini am 13. Dezember 1936 in Genf. Ausgebildet an einem der teuersten Eliteinternate der Schweiz und von seinem Vater später zum Studium an die renommierte US-Universität in Harvard geschickt, wo er einen Abschluss in Islamwissenschaft und Geschichte erhielt, brachte er es zu einem der reichsten Adligen der Welt. Sein Vermögen wurde 2013 vom Magazin "Forbes" auf mehr als 13 Milliarden US-Dollar geschätzt. Er galt als Philanthrop, der mit seiner privaten Entwicklungshilfeorganisation die Lebensbedingungen in Asien und Afrika zu verbessern suchte.
Das Liebesleben des Aga Khan – und seine deutsche Ex-Frau
In Deutschland machte der Aga Khan Schlagzeilen in Deutschland, weil er eine deutsche Prinzessin heiratete: 1998 schlossen die zu diesem Zeitpunkt gerade frisch von ihrem vorherigen Mann geschiedene Gabriele Prinzessin von Leiningen und al-Husseini den Bund der Ehe.
Nach der Hochzeit trug sie den Namen Inaara Begum Aga Khan. "Mit dieser Frau will ich endlich sesshaft werden, mein Leben ändern", erklärte al-Husseini. Die beiden bekamen einen Sohn, 2004 trennte sich das Paar aber wieder. Der Grund sollen seine außerehelichen Beziehungen gewesen sein. Unter anderem habe er seine Frau mehrere Jahre lang mit der Stewardess seines Privatjets betrogen, befand ein Gericht 2011.
Das Urteil wurde später allerdings wieder aufgehoben. Schließlich einigten sich die Ex-Partner 2014 im Scheidungsverfahren. Die konkreten Bedingungen blieben vertraulich.
Nun wird ein Nachfolger für den Aga Khan bestimmt. Wie das Aga Khan Development Network bekanntgab, soll sein Name demnächst veröffentlicht werden.
- Instagramprofil der Aga Khan-Stiftung
- Eigene Recherche
- nationalgeographic.de: Gab es einen mittelalterlichen Orden der Assassinen?