Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Ein stiller Papst Ein Amerikaner für alle – nur nicht für Trump und Putin
Ein Papst, der aus Chicago stammt, auf Spanisch grüßt – und weder Trump noch Putin gefallen dürfte: Robert Francis Prevost, jetzt Leo XIV., ist kein lauter Reformer, aber auch kein kalter Verwalter.
Robert Francis Prevost ist neuer Papst – ein Amerikaner, eine überraschende Wahl. Eine gute Wahl. Er vereint in seiner Biografie, was die Weltkirche heute braucht: globale Erfahrung, diplomatisches Geschick und Bodenhaftung. Seine Wahl zeigt, wohin die katholische Kirche steuert.
Leo XIV. nennt er sich. Ein Name für Prediger und Missionare. Prevost wurde zwar in Chicago geboren, ist aber vor allem eines: ein Mann der Weltkirche.
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In seinem Leben hat er schon viele Hüte getragen: den des Missionars in Peru, den des Bischofs in Südamerika, des Ordensleiters in Rom und zuletzt des Chefs der Bischofsbehörde im Vatikan. Er kennt alle geheimen Winkel der globalen Kirche.
2022 machte Papst Franziskus ihn zum Leiter der Bischofsbehörde. Damit übernahm Prevost auch den Vorsitz der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika – ein Amt, das nicht nur symbolisch zeigt, wie stark sein Herz für den Globalen Süden schlägt. Am 30. September 2023 erhob Franziskus Prevost in den Kardinalsrang. 20 Monate später ist er nun Papst.
Der leise Papst Leo XIV.
Robert Francis Prevost wird kein lauter Papst sein. Er wirkt ruhig, fast zurückhaltend – und gerade das verschafft ihm Respekt auf beiden Seiten des kirchlichen Spektrums. Von konservativen Kirchenvertretern wird er für seine Loyalität zur Lehre geschätzt, von progressiven Stimmen für seine Offenheit im Umgang mit anderen Kulturen und Meinungen.
Er ist keiner, der Polarisierung sucht. Vielmehr gilt er als ein Mann, der zuhört, bevor er spricht. Auch deshalb konnte er sich in einer Kirche einen Namen machen, deren Führungspersonal sich oft kaum kennt und weltweit verstreut ist. In seinen früheren Ämtern war er präsent, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.
Mit Prevost folgt auf Papst Franziskus kein Klon desselben, aber ein geistiger Verwandter. Beide eint ihre Liebe zu Lateinamerika, ihr Blick für die Ränder, ihre pastorale Haltung. Doch während Franziskus häufig polarisierte, könnte Prevost stärker integrieren.
Dass der Papst aus den USA stammt, ist eine Randnotiz
Er steht für ein Papsttum, das sich nicht über Nationalität oder Herkunft definiert, sondern über Haltung. Für eine Kirche, die weltumspannend ist – und genau deshalb jemanden braucht, der die Welt kennt.
Dass dieser Mann ausgerechnet aus den USA stammt, ist dabei fast eine Randnotiz. Denn amerikanisch im klassischen Sinne ist Prevost nicht: Er hat sich nie an den ideologisch aufgeladenen Debatten der katholischen Kirche in seiner Heimat beteiligt, blieb stets sachlich, geerdet und international orientiert. Das dürfte auch jenen Stimmen gefallen, die in Franziskus oft zu viel Argentinien, zu viel Gegenpol zu katholischen Traditionen sahen.
Zwei Männer – ein Feind
Wem er aber nicht gefallen wird, ist Donald Trump. Prevost ist bekanntermaßen kein Freund der Politik des US-Präsidenten. Am liebsten hätte Trump seinen langjährigen Freund Timothy Dolan, den Erzbischof von New York auf dem Papstthron gesehen. Aber Prevost? Dessen Herz für Südamerika schlägt? Der sich auf dem Papstbalkon auf Spanisch an die Welt wendet? Wohl nicht.
Aber es gibt noch einen Mann, dem beim Anblick von Prevost auf der Loggia der Päpste das Lachen vergeht: Wladimir Putin. Denn für den Kremlherrscher ist er vor allem eins: ein Amerikaner. Eine unwillkommene Überraschung am Vorabend seines großen Tages – seiner Militärparade der Kriegstreiber in Moskau.
Leo XIV wird vermutlich kein Papst, der alte Blöcke zementiert. Sondern einer, der sie überwindet.
- Eigene Analyse
- Live-Übertragung aus Rom