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Blaukrabben-Plage: Wie Italien die Naturkatastrophe stoppen will


Gefräßige Krustentiere
Italien steckt knietief in der Krabbenkrise

Von t-online, cry

23.08.2023Lesedauer: 3 Min.
Zahlreiche Blaukrabben in einem Eimer (Symbolbild): Was in den USA schon längst als Leckerbissen etabliert ist, soll in Italien nun die Fischerei und Muschelproduktion retten.Vergrößern des BildesZahlreiche Blaukrabben in einem Eimer (Symbolbild): Was in den USA schon längst als Leckerbissen etabliert ist, soll in Italien nun die Fischerei und Muschelproduktion retten. (Quelle: IMAGO/Marc Morrison)
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Kaum eine Naturkatastrophe dürfte sich am Herd lösen lassen, doch hier könnte es klappen: Italiens Regierung will die zerstörerische Blaukrabbe auf ganz eigene Art bezwingen.

Sie ist blau, kann fest zukneifen und gehört eigentlich nicht nach Europa, doch die Blaukrabbe hat Italien im Griff. In den Küstenregionen des Landes herrscht Alarmbereitschaft, denn die eingewanderten Krustentiere breiten sich rasant aus. Das gefährdet das Ökosystem in den Meeren und deren heimische Bewohner rund um den Stiefel. Und: Die Krabben bedrohen inzwischen auch Italiens Position als weltweit größter Muschelproduzent.

Der Fischereiverband des Landes, Fedagripesca, geht laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa bereits davon aus, dass die Produktion in diesem Jahr um die Hälfte einbrechen könnte. Gerade für kleine Fischereibetriebe könnte das den Ruin bedeuten. Es sei eine "Naturkatastrophe", heißt es in der Branche.

Entsprechende Einbußen befürchtet auch die Gastronomie. Denn den Krabben schmeckt ausgerechnet das am besten, was Urlauber und Einheimische gern bestellen: Venus- und Miesmuscheln für "Spaghetti alle vongole", "cozze" in Weißweinsud und zahlreiche andere Muschelgerichte. Die Lösung suchen viele der Betroffenen nun im Topf: Die faustgroßen Krabben mit den blauen Zangen sollen selbst auf der Speisekarte landen. Dafür will nun sogar Italiens Regierung sorgen.

Gegen die Plage anessen

Anfang des Monats kam das entsprechende Dekret: 2,9 Millionen Euro will man in den Kampf gegen die blauen Krabben investieren, der hauptsächlich über den Magen funktionieren soll. Während die Blaukrabbe an der Ostküste der USA seit Langem kommerziell gefangen wird, ist sie in Europa bisher vor allem in Griechenland als Küchenzutat bekannt. Auch die Agrarvereinigung Coldiretti hilft mit: Dort gibt es seit Kurzem eine lange Liste mit passenden Rezepten, die von Knoblauch-Spaghetti mit Blaukrabbe über Krabbensalat bis Blaukrabbe mit Rosmarin reichen.

Und die Nachfrage nach den Krabben scheint tatsächlich zu steigen: Im Nordosten des Landes sind laut Medienberichten zunehmend mehr Blaukrabben auf den Speisekarten von Restaurants zu finden. Traditionelle Gerichte werden dort nun um Rezepte mit den Schalentieren ergänzt – die Krabben beziehen die Gastronomen direkt von betroffenen Adria-Fischern.

Sogar Politiker helfen nach und werben für die Nutzung der Krabbe in der heimischen Küche. Sowohl Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni als auch Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida haben sich bereits mit Blaukrabbengerichten in den sozialen Medien gezeigt.

Rasante Vermehrung wohl wegen Erderhitzung

Ursprünglich stammen die Schalentiere von der Atlantikküste Nord- und Südamerikas, in Italien sind sie eine invasive Art. Den weiten Weg in europäische und sogar japanische Gewässer haben sie vermutlich als blinde Passagiere im Ballastwasser von Schiffen hinter sich gelegt. Inzwischen finden sich die Tiere auch in der Nord- und der Ostsee – im Frühjahr wurde ein Exemplar auf Usedom entdeckt.

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Katastrophale Ausmaße hat die starke Ausbreitung der Blaukrabben bisher aber vor allem im Mittelmeerraum angenommen. Besonders schlimm trifft es aktuell die italienische Adriaküste, vor allem die Lagunen im Nordosten. Natürliche Fressfeinde haben die Tiere hier nicht.

Dass sie sich im Mittelmeer in diesem Jahr besonders rasant vermehrt haben, führen Experten auf die fortlaufende menschengemachte Erderhitzung und die massive Erwärmung der Ozeane zurück. Denn das hat auch Konsequenzen für das Mittelmeer: Erst Ende Juli erreichte die durchschnittliche Temperatur an der Wasserfläche dort 28,4 Grad Celsius – der höchste Wert seit Messbeginn.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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