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Ostern: Christen feiern ausnahmsweise am selben Tag


Absolute Ausnahme
Darum feiern alle Christen diesmal am selben Tag Ostern

Von dpa, t-online
Aktualisiert am 19.04.2025Lesedauer: 4 Min.
Als roter, sogenannter "Blutmond" steht der Vollmond über der Kuppel der Kirche St.Vergrößern des Bildes
Die Kuppel der Kirche St. Elisabeth in Nürnberg (Archivbild): Der erste Vollmond im Frühjahr bestimmt den Termin des Osterfests. (Quelle: Daniel Karmann/dpa)
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Katholiken, Protestanten und Orthodoxe feiern in diesem Jahr am selben Tag Ostern. Das ist außergewöhnlich – und hat nicht nur mit Julius Caesar zu tun.

Dass Ostern bei Katholiken und Protestanten einerseits und in den orthodoxen Kirchen andererseits auf das gleiche Datum fällt, kommt selten vor. Aber in diesem Jahr ist das so. Am Sonntag begehen alle drei christlichen Gemeinschaften das Osterfest. Ein paar Fragen und Antworten.

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Wo liegen die Ursachen für den Terminwirrwarr begründet?

Das unterschiedliche Festdatum hat historische Gründe. Katholische und evangelische Kirche orientieren sich bei ihren Feiertagen am Gregorianischen Kalender. Den hatte Papst Gregor XIII. 1582 eingeführt. Er löschte mehrere Kalendertage, um aufgelaufene Verschiebungen durch Schaltjahre auszugleichen.

Da die orthodoxe Kirche den Papst in Rom nicht als geistiges Oberhaupt anerkennt, lehnte sie die Reform ab. Sie blieb beim Julianischen Kalender, den Julius Cäsar 45 vor Christus im Römischen Reich eingeführt hatte. Seither liegt der Kirchenkalender beider Gemeinschaften um 13 Tage auseinander. So feiern orthodoxe Christen das Weihnachtsfest erst am 6. Januar.

Und was ist mit Ostern?

Das erklärt die Unterschiede rund um die Weihnachtsfeiertage. Aber wie ist es mit Ostern? Das Fest ist – anders als Weihnachten – ein sogenannter beweglicher Feiertag. Der Termin wechselt von Jahr zu Jahr.

Wann das Fest begangen wird, legte 325 nach Christus das Konzil von Nicäa fest – also vor genau 1.700 Jahren. Bei dem Kirchentreffen im heutigen Iznik in der Türkei ging es um theologische Fragen wie die Stellung Jesu im Verhältnis zu Gott und dem Heiligen Geist. Daneben wurde aber auch ein Verfahren für die Terminierung des Osterfests festgelegt. Seither gilt: Ostern ist am Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond des Jahres.

Fun Fact: Mit den Mondphasen verschiebt sich auch das Datum für das Osterfest. Der frühestmögliche Ostertermin ist der 22. März, der späteste der 25. April.

Und warum kommt in diesem Jahr alles anders?

Das liegt am Mond. Für den Julianischen Kalender beginnt der Frühling nicht am 20. oder 21. März, sondern 13 Tage später. Zudem gelten für die orthodoxe Kirche weitere Bestimmungen. So fällt die Osterwoche nie in den März und nie auf das jüdische Pessachfest (dieses Jahr ab dem 12. April). Daher fällt der Ostersonntag in beiden Kirchen nur selten auf denselben Tag.

In diesem Jahr aber liegt der erste Frühlingsvollmond so spät, dass er mit dem ersten Vollmond nach dem 21. März im julianischen Kalender zusammenfällt. Katholische, protestantische und orthodoxe Gläubige feiern zusammen Ostern.

Gibt es Versuche, ein einheitliches Osterdatum zu finden?

Ja. Erst vor wenigen Tagen veröffentlichte der weltweite Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) eine Osterbotschaft. "Könnte das nicht immer so sein, könnten wir nicht immer alle am selben Tag das Osterfest feiern, das das Herzstück unseres Glaubens ist? Es wäre ein deutliches Zeichen für Versöhnung und ein konkreter Ausdruck der Einheit, für die Christus gebetet hat", schrieben Weltkirchenrat-Generalsekretär Jerry Pillay und ÖRK-Zentralausschuss-Vorsitzender Heinrich Bedford-Strohm.

Dem Weltkirchenrat gehören etwa 350 anglikanische, protestantische, orthodoxe und Alt-Katholische Kirchen und Gemeinschaften an.

Auch die ökumenische Initiative "Pasqua together" setzt sich für ein gemeinsames Osterdatum aller christlichen Kirchen ein. Im Vorjahr sprach Papst Franziskus vor dieser Gruppe. Das Oberhaupt der Katholiken ist ein großer Verfechter eines gemeinsamen Festes. Ostern sei nicht aufgrund eines Kalenders entstanden. "Ostern gehört Christus!".

Außer allgemeinen Bekundungen ist es aber noch zu keinen konkreten Schritten gekommen.

Und was ist mit der Ukraine?

Nach Russlands-Angriffskrieg hat das Land für die christlichen Feiertage eine ungewöhnliche Regelung getroffen: Während bei Weihnachten eine Angleichung an den Westen erfolgte und so am 24. und 25. Dezember Christi Geburt gefeiert wird, bleibt es beim Osterfest bei der alten Berechnung nach dem Neujulianischen Kalender. Das heißt, dass die russisch-orthodoxe Kirche, die ukrainische-orthodoxe Kirche, die Orthodoxe Kirche der Ukraine und die griechisch-katholische Kirche weiterhin alle am selben Tag Ostern feiern.

Und um was geht's eigentlich an Ostern?

Ostern ist das höchste Fest der Christenheit. Laut Neuem Testament wurde Jesus, der Sohn Gottes, zu Tode verurteilt, gefoltert und gekreuzigt. Am dritten Tag jedoch soll er wieder von den Toten auferstanden sein. Er zeigte sich seinen Anhängerinnen und Anhängern. Die Auferstehung ist der Kern der christlichen Botschaft – der Gottessohn stirbt und feiert das ewige Leben.

Um das Fest haben sich viele spezielle Bräuche und Rituale entwickelt. Wer die Ostertage in Griechenland oder Zypern verbringt, darf mit einem Spektakel rechnen: Für orthodoxe Christen ist das Osterfest das wichtigste religiöse Fest – noch vor Weihnachten. Entsprechend groß wird es gefeiert, mit stundenlangen Messen und symbolträchtigen Ritualen.

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Am Karsamstag um Mitternacht verkünden die Priester die Auferstehung, begleitet von Feuerwerk und Freudenrufen. Am Ostersonntag wird mit der Familie gefeiert, es gibt Lammfleisch, Innereien und rot gefärbte Eier, die man aneinander stößt. Wessen Ei dabei heil bleibt, der wird nach dem Volksglauben "Glück und Freude" haben.

Für viele Katholikinnen und Katholiken weltweit gehört der Segen "Urbi et Orbi" zum Höhepunkt der Osterfeiertage – der Papst spendet ihn traditionell am Ostersonntag nach dem Gottesdienst auf dem Petersplatz in Rom und grüßt die Gläubigen in vielen verschiedenen Sprachen. Ob der gesundheitlich angeschlagene Franziskus in diesem Jahr selbst segnen kann, war zunächst offen.

In katholischen Messen wird zudem ein kleines, symbolisches Feuer entzündet – ein Symbol für Christus als Licht der Welt. Vor allem im Norden Deutschlands hat sich daraus der Brauch des Osterfeuers entwickelt, bei dem rund um große Brandherde eher zivil gefeiert wird.

Und war sonst noch was?

Nach Ostern richten sich auch die anderen beweglichen Feiertage im Verlauf des Jahres.

  • Christi Himmelfahrt ist immer 40 Tage nach Ostern (und fällt immer auf einen Donnerstag und damit auch der Herrentag).
  • Pfingsten fällt immer auf den 50. Tag nach Ostern.
  • Fronleichnam (in Ländern wie Baden-Württemberg, Bayern, Saarland oder Rheinland-Pfalz ebenfalls Feiertag) wird immer 60 Tage nach Ostern begangen (ebenfalls donnerstags).

Und für alle im Rheinland ganz entscheidend: Der Karneval läutet die christliche Fastenzeit ein. Die Jecken feiern immer bis Aschermittwoch, vierzig Tage vor Ostern (die Sonntage werden dabei nicht mitgezählt). Ganz schön viel also, was an einem Frühlingsvollmond hängt.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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