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Herbstrückblick | Vom Altweibersommer in den Winter


Herbstrückblick
Vom Altweibersommer in den Winter

Aktualisiert am 27.07.2021Lesedauer: 4 Min.
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Der Herbst 2010 war für einige Überraschungen, aber auch für zahlreiche Rekorde gut. So kämpften die sonst trockensten Gebiete im Land mit starkem Regen und Hochwasser, während anderenorts kaum ein Tropfen fiel. Eine wahre Achterbahnfahrt legten die Temperaturen hin: "Über 40 Grad Temperaturunterschied an ein und demselben Ort katapultierten die Menschen in kürzester Zeit vom Altweibersommer in den Winter", sagte Thomas Globig vom Wetterdienst Meteomedia im Gespräch mit wetter.info.

"Schmeißt man die Temperaturen aller Herbsttage in einen Topf und bildet den Mittelwert, fällt der Wert völlig durchschnittlich aus", erklärte Globig. Die Abweichungen vom langjährigen Mittel liegen bei unter einem Grad. Nur in Hessen war es vereinzelt etwas wärmer als sonst üblich.

Mildes Wetter im November

Betrachtet man die einzelnen Monate, ergeben sich erste Abweichungen: "Der September und Oktober waren ein kleines bisschen zu kalt, der November war insgesamt sehr mild, im Süden des Landes sogar deutlich zu warm", so Globig. Die Temperaturen waren im Rhein-Main-Gebiet und in Niederbayern etwa zwei Grad zu hoch.

Der Herbst ist eine sogenannte Übergangsjahreszeit, "der September hängt sozusagen am Sommer und der November am Winter", erklärte Globig. Dadurch ergeben sich naturgemäß recht hohe Temperaturdifferenzen. Doch in diesem Jahr waren die Unterschiede extrem.

Ende September kletterte das Quecksilber örtlich auf über 25 Grad: In Lößnitz südlich von Chemnitz erreichten die Temperaturen knapp 27 Grad. Ähnlich sah es auch am Oberrhein aus.

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Temperatursturz zum Schluss

Ganz anderes die Situation am 30. November. Ein Kälteeinbruch bescherte uns Rekordtiefstwerte für die Jahreszeit: In Kubschütz im Landkreis Bautzen (Sachsen) sackten die Temperaturen auf minus 17,5 Grad ab. Nur zehn Wochen zuvor, am 12. September, waren es an der gleichen Stelle plus 23 Grad. "Das macht eine Temperaturdifferenz von über 40 Grad innerhalb der gleichen Jahreszeit", rechnete Globig. Auch anderswo brachte der November große Temperaturgefälle.

Am 14. November verabschiedete sich der Sommer mit einem Paukenschlag: Eine südwestliche Strömung führte subtropische Warmluft ins Land. In Dresden und weiten Teilen Sachsen stiegen die Temperaturen auf 21 Grad. "Ein herausragender Tag - doch danach ging es dramatisch bergab", sagte Globig. "In nur vier Wochen sind wir dann vom Altweibersommer in den Winter gefallen."

Das Temperaturspektrum war in diesem Jahr ganz extrem, unter dem Strich haben sich aber viele Ausreißer gegenseitig wieder aufgehoben und so im Mittel zu einem sehr durchschnittlichen Ergebnis bei den Herbsttemperaturen geführt.

Extremer Regen und Hochwasser

"Der Herbst 2010 war insgesamt deutlich zu nass", resümierte Globig, doch teilweise gab es extreme Schwankungen. So war der September in Sachen Nässe ein Rekordmonat, so der Meteorologe. Und das betraf vor allem die Gegenden, die normalerweise die trockensten in Deutschland sind, nämlich Sachsen, Sachsen-Anhalt und das südliche Brandenburg. Starker und lang anhaltender Regen hat hier mehrfach für Hochwasser gesorgt.

Extreme Trockenheit im Oktober machte dagegen den Landwirten in Teilen Bayerns und in Sachsen zu schaffen. Und so haben sich, wie bei den Temperaturen, die starken Unterschiede am Ende gegenseitig aufgehoben und für eine ziemlich normale Regenbilanz in den ersten beiden Herbstmonaten gesorgt.

Den Ausschlag hat zuletzt aber der November gegeben: "Beim Regen gab's noch mal ordentlich einen drauf", sagte Globig. Von Mecklenburg-Vorpommern über Brandenburg bis nach Sachsen, Sachsen-Anhalt und ins nördliche Thüringen kam viel Regen runter, vor allem wieder in den eigentlich sehr trocken Gebieten Magdeburger Börde, Leipziger Tieflandsbucht und Lausitz. "Hier war es so nass wie noch nie", so der Wetterexperte. Verbreitet fielen 200 bis 250 Prozent der üblichen Regenmenge.

Ursache hierfür waren veränderte Luftströmungen über Mitteleuropa, die die Luft nicht wie üblich von Westen oder Südwesten zu uns schickten, sondern aus Osten und Norden - häufig in Verbindungen mit kräftigen Regentiefs.

Viel zu trocken in Teilen der Südhälfte

"In Rheinland Pfalz und Hessen sah es dagegen ziemlich mau aus", sagte Globig. Hier wurde das übliche Regensoll bei weitem nicht erreicht. Gleiches gilt auch für den äußersten Süden. Am Hochrhein, Bodensee, im Allgäu und in Niederbayern fiel nur etwa die Hälfte, teilweise Dreiviertel der sonst üblichen Mengen. "Hier blieben die sonst verbreiteten Stauniederschläge an den Alpen aus", sagte Globig.

Der absolut nasseste Ort des gesamten Herbstes war der Brocken im Harz. Hier fielen 625 Liter Regen pro Quadratmeter. Das sind 138 Prozent des üblichen Monatssolls. Die höchste prozentuale Abweichung vom langjährigen Niederschlagsmittel gab es in Aschersleben am Ostharz: Dort schüttete es 275 Prozent vom Monatssoll.

Am trockensten war es auf dem Großen Falkenstein im Bayerischen Wald: Absolut kamen 137 Liter Regen herunter, das ist nicht mal die Hälfte der üblichen Menge.

Sonne satt an der Nordsee

Auch bei den Sonnenstunden hat der Herbst in diesem Jahr ein ausgeglichenes Ergebnis - aber mit großen regionalen Unterschieden. Sonniger als sonst war es in Schleswig-Holstein, in der Leipziger Region und vom Ober- bis zum Mittelrhein. So schien die Sonne in Karlsruhe 118 Prozent vom üblichen Soll. Spitzenreiter war aber St. Peter-Ording: Sage und schreibe 331 Stunden Sonneschein verwöhnte die Menschen an dem Nordsee-Badeort. Das sind 30 Prozent mehr als sonst.

Die trübsten Ecken machte Globig in Nordrhein-Westfalen aus. Im Sauerland und Ostwestfalen gab es bis zu 25 Prozent weniger Sonnenschein. Auch in der Lüneburger Heide und im westlichen und südwestlichen Mecklenburg entdeckte Globig "viele schattige Flecken".

Novembergrau verjagt die Sonne

Betrachtet man die Monate einzeln, so fällt der September durchschnittlich aus. "Der Oktober hatte aber schon mehr Sonne im Gepäck", sagte Globig. "Dafür hat der 'graue November' seinem Namen alle Ehre gemacht". Abgesehen von wenigen Ausreißern wie Sylt, St. Peter-Ording und Teilen Bayerns machte sich die Sonne rar.

In Trier sah man nur 16 Stunden die Sonne, das entspricht 33 Prozent des langjährigen Mittels. In der Uckermark in Brandenburg und in Hannover waren es sogar nur 15 und 16 Stunden. Im südhessischen Darmstadt schien die Sonne 22 Stunden. "Das kommt ja normalerweise schon an zwei sonnigen Hochsommertagen zusammen", sagte Globig. "Ganz schön bittere Bilanz für die Sonne".

Quelle: wetter.info, rf

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