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Coronavirus: Forscher verdächtigt Fledermaus-Labor neben Wuhan-Fischmarkt


Forscher verdächtigt Labor neben Wuhans Fischmarkt


Aktualisiert am 17.02.2020Lesedauer: 4 Min.
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Fischgroßmarkt und Labor: Nur rund 300 Meter liegen zwischen beiden Orten. Der Virus könnte so seinen Weg zu den Menschen gefunden haben, schreiben zwei chinesische Wissenschaftler.Vergrößern des Bildes
Fischgroßmarkt und Labor: Nur rund 300 Meter liegen zwischen beiden Orten. Der Virus könnte so seinen Weg zu den Menschen gefunden haben, schreiben zwei chinesische Wissenschaftler. (Quelle: Google Earth/Maxar Technologies)

Es galt als Verschwörungstheorie, dass ein chinesisches Labor etwas mit dem Ausbruch des Coronavirus zu tun haben könnte. Jetzt könnte doch etwas dran sein

Zwei chinesische Wissenschaftler halten es für möglich, dass ein Labor im Zentrum von Wuhan den Ausbruch des Coronavirus SARS-CoV-2 ausgelöst hat. Davon berichteten Botao Xiao und Lei Xiao auf dem Forschungsportal ResearchGate. Nur rund 300 Meter entfernt von dem Fischgroßmarkt, auf dem die ersten Fälle des Virus auftauchten, wird demnach an Viren in Fledermäusen geforscht. Die Lage des Labors sehen Sie oben im Video. Rätsel gibt auf, dass der Text der Wissenschaftler wieder von der Internetseite verschwunden ist. Das chinesische Forschungsministerium hat parallel höhere Standards für die Arbeit mit Viren in Laboren verkündet.

Ein Teil der Forschungsarbeit im Zentrum für Seuchenbekämpfung und -prävention in einem neuen Hochhaus in Wuhans Jianghan-Distrikt beginnt Hunderte Kilometer entfernt in fast völliger Dunkelheit. Forscher nutzen Höhlen mit Fledermäusen als Jagdgrund, erst im Dezember hat ein TV-Sender aus Shanghai ein Video veröffentlicht: Unter schwierigen Bedingungen und bekleidet mit Schutzanzügen suchen Virenjäger nach Spuren noch unbekannter Krankheitserreger. Analysiert werden diese dann in Wuhan.

So könnte sich erklären, wie der Fischgroßmarkt von Wuhan zum mutmaßlichen Ausbruchsort der Krankheit wurde. Ein Großteil der ersten Infizierten war zuvor dort gewesen. Das dort auch nachgewiesene Virus SARS-CoV-2 , das die Erkankung COVID-19 auslöst, war zuvor in ähnlicher Form nur in 900 Kilometer entfernt lebenden Hufeisennasen-Fledermäusen der Art Rhinolophus affinis festgestellt worden. Auf dem Fischmarkt gibt es aber solche Fledermäuse nach allen bisherigen Erkenntnissen nicht. Ein anderes Tier könnte Zwischenwirt sein, ist eine Theorie.

600 gefangene Fledermäuse in der Nachbarschaft

Der Biologe Xiao hat eine weitere Erklärung. Der Professor der renommierten South China University of Technology ging mit einem Co-Autor der Frage nach, ob und wo in Wuhan mit Viren in Fledermäusen geforscht wird. Tatsächlich stieß er auf zwei Labore. In dem Zentrum für Seuchenbekämpfung und -prävention werde nur 300 Meter vom Fischmarkt entfernt mit Fledermausproben gearbeitet.

Dort habe es auch 600 gefangene Fledermäuse aus den Höhlen gegeben, unter anderem auch der Art Rhinolophus affinis. Den Tieren wurden Proben entnommen. "Die Gewebeproben und kontaminierten Abfälle waren eine Quelle von Pathogenen", so Xiao.

Fledermäuse haben ein einzigartiges Immunsystem, das auf Viren sehr schnell und wirkungsvoll anspricht. In ihnen entstehen so aber Viren, die sich sehr schnell reproduzieren und hoch übertragbar sind. Tollwut, Sars, Ebola – die Erreger finden sich jeweils in Fledermäusen. Ihre Höhlen sind eine reiche Fundgrube für Virologen. Im Video aus dem Dezember ist zu sehen, wie der Wuhaner Forscher Tian Junhua in der Brutstätte der Viren Beute macht.

"Wenn wir mit unbedeckter Haut hineingehen würden, können wir leicht mit dem Kot von Fledermäusen in Kontakt kommen, der alles kontaminiert", sagt Junhua in dem Video. "Es ist also sehr riskant hier. Man hat die Angst vor Ansteckung und geht entsprechend vorsichtig vor. Wenn man auf ein Virus stößt, ist man ihm auch höchstwahrscheinlich direkt ausgesetzt."

Forscher ging mehrfach in Quarantäne

2016 meldeten chinesische Medien, dass vor allem dank Junhua in fünf Jahren rund 1.500 Viren entdeckt wurden. Mehrfach hat sich der Forscher nach Hautkontakt mit Fledermaus-Blut, Urin und Kot aus Vorsicht selbst in Quarantäne eingewiesen, berichteten chinesische Zeitungen. Wurde nun im Labor in der Millionenstadt Wuhan mit dem Risiko zu leichtfertig umgegangen?

Biologe Botao Xiao schreibt, er halte ein Sicherheitsleck für plausibel. Demnach sei das Virus aus dem Labor gelangt, erste Patienten seien so angesteckt worden. Für den Nachweis seien aber weitere Studien nötig. Xiao wirft aber auch die Frage nach Vorschriften auf, solche Laboratorien an Orte weit weg vom Stadtzentrum und anderen dicht besiedelten Orten zu verlegen.

Neben dem Zentrum für Seuchenbekämpfung und -prävention gibt es zwölf Kilometer entfernt ein weiteres Labor, das Viren von Fledermäusen untersucht. 30 Kilometer entfernt liegt ein Labor der höchsten Sicherheitsstufe vier. In der ersten Zeit nach dem Ausbruch gab es auch Verschwörungstheorien, das Virus könne dort bei Experimenten für Biowaffen entstanden sein. Dafür gibt es aber keinerlei Anhaltspunkte.

Keine Erklärung für Verschwinden des Beitrags

Für die Schuld des Labors in der Nachbarschaft des Fischmarkts von Wuhan liefert auch Xiao keine belastbaren Beweise. Der von der National Natural Science Foundation of China geförderte Beitrag war am Samstag wieder von der Internetseite verschwunden. Veröffentlicht worden war er am Freitag ohne eine Begutachtung durch andere Wissenschaftler (Peer-Review) auf researchgate.net. Xiao, der auch in Harvard in den USA geforscht hat, hat dort in der Vergangenheit mehrfach publiziert. Am Samstag verschwand aber auch sein komplettes Profil dort.

Researchgate.net teilte am Montag auf Anfrage von t-online.de mit, der Nutzer selbst habe den Text wieder offline genommen worden. Danach sei vom Nutzer dessen Account gelöscht worden. Der Birologie-Professor antwortete auf eine Anfrage von t-online.de bisher nicht, auch andere Medien bekamen keine Auskunft. Das Zentrum für Seuchenbekämpfung und -prävention beantwortete eine Anfrage ebenfalls nicht.

Chinas Wissenschaftsministerium erklärte laut chinesischen Medien am Samstag, die Sicherheit in Laboratorien, die mit Viren arbeiten, müsse erhöht werden. Dazu seien auch neue Richtlinien herausgegeben worden. Das ist aber keine Bestätigung dafür, dass es in einem Labor in Wuhan tatsächlich eine Panne gegeben haben könnte.

Der Text wurde mit einer Antwort von Researchgate.net aktualisiert. In einer früheren Fassung war das Virus als COVID-19 bezeichnet worden. Das ist aber der Name der ausgelösten Erkrankung, das Virus trägt die Bezeichnung. SARS-CoV-2.

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