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Iran meldet Zwischenfall in Atomanlage Natans – Israel verdächtigt


"Israelische Cyber-Operation" vermutet
Iran meldet Zwischenfall in Atomanlage

Von dpa
Aktualisiert am 11.04.2021Lesedauer: 3 Min.
Irans Ex-Präsident Mahmud Ahmadinedschad bei einem Besuch in der Atomanlage Natanz im Februar 2013: Die Anlage soll mehrfach Ziel von Sabotageakten gewesen sein.Vergrößern des BildesIrans Ex-Präsident Mahmud Ahmadinedschad bei einem Besuch in der Atomanlage Natanz im Februar 2013: Die Anlage soll mehrfach Ziel von Sabotageakten gewesen sein. (Quelle: ZUMA Press/imago-images-bilder)
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In einer iranischen Atomanlage ist es nach Problemen mit der Stromversorgung in der Nacht zum Sonntag zu einem "Zwischenfall" gekommen. Angeblich soll es eine "Sabotage" aus Israel gegeben haben.

In der iranischen Atomanlage Natans ist es in der Nacht zum Sonntag zu einem "Zwischenfall" gekommen. Demnach gab es in Teilen der Anlage Probleme im Stromnetz. Der Iran vermutet eine Sabotage Israels dahinter. Behördensprecher Behrus Kamalwandi sagte, dass es weder Verletzte noch einen Austritt von Radioaktivität gegeben habe. Die Ursache des Zwischenfalls werde untersucht, zitiert ihn die Nachrichtenagentur IRNA.

In der Anlage Natans werden die neuen iranischen Zentrifugen hergestellt, und es wird Uran angereichert – derzeit bis auf 20 Prozent. Verschieden hoch angereichertes Uran dient als Brennstoff für Atomreaktoren und -waffen.

Rätselhafte Explosion im vergangenen Jahr

Schon im letzten Sommer hatte es in einer der Arbeitshallen der Anlage eine schwere Explosion gegeben. Der genaue Hintergrund ist bis heute unklar. Die Rede damals war von einem Sabotageakt von Irans Erzfeind Israel, aber offiziell bestätigt wurde dies nicht.

Der iranische Parlamentsabgeordnete Mark Schariati nannte den Zwischenfall "verdächtig" und schrieb auf Twitter von möglicher "Sabotage oder Infiltration". Der israelische Journalist Amichai Stein schrieb, es werde davon ausgegangen, dass die Störung im Stromnetz der Atomanlage von einer "israelischen Cyber-Operation" ausgelöst worden sei.

Israel betrachtet das iranische Atomprogramm als eine ernsthafte Gefahr, denn der Iran verfügt über Raketen mit einer Reichweite bis zu 2.000 Kilometern, die jeden Ort Israels treffen könnten. Würden die Raketen mit Atomsprengköpfen ausgerüstet, wäre Israels Existenz ernsthaft bedroht. Teheran betont, keine Atomsprengköpfe zu besitzen und die Raketen nur im Falle eines Vergeltungsschlags einzusetzen.

Der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz sagte am Sonntag nach einem Gespräch mit seinem US-Kollegen Lloyd Austin: "Teheran stellt heute eine strategische Bedrohung der gesamten Region dar." Am 4. Januar hatte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bekräftigt, dass Israel dem Iran die Herstellung von Atomwaffen nicht gestatten werde. Sein Energieminister Juval Steinitz erklärte im Februar, der Iran könne binnen sechs Monaten genug Uran für eine Atombombe produzieren.

Präsident Ruhani soll angezeigt werden

Am Sonntag gab es einen politischen Zwischenfall in Teheran. Das Parlament warf Präsident Hassan Ruhani vor, verabschiedete Gesetze missachtet zu haben. Wie die Nachrichtenagentur "Fars" am Sonntag berichtete, stimmten 190 der 235 anwesenden Mandatsträger für eine Anzeige Ruhanis. Beobachter sahen einen Zusammenhang mit der neuen Suche in Wien nach einem Kompromiss mit den USA über das derzeit ausgehebelte Atomabkommen. Rechtlichen Schritte gegen einen Präsidenten sind ein Novum im Iran und es blieb unklar, wie ein Verfahren gegen Ruhani aussehen könnte. Ruhani steht für das Atomabkommen, das von den Hardlinern im Parlament bekämpft wird.

Schon nach ihrem Sieg bei der Parlamentswahl im Februar 2020 wollten die Hardliner eine Einbestellung und letztendlich den Rücktritt des Präsidenten. Ruhani habe mit einer prowestlichen Politik und dem Wiener Atomabkommen von 2015 die Islamische Republik von ihren ideologischen Zielen entfernt, hieß es. Außerdem hätten seine Reformen das Land in eine schlimme Wirtschaftskrise geführt.

Ruhani fordert ein Entgegenkommen der USA

Im Oktober 2020 forderte einer der Abgeordneter sogar Ruhanis Hinrichtung, weil der Präsident Verhandlungen mit den USA vorgeschlagen hatte, um das Land aus der Wirtschaftskrise zu führen. Ruhani wirft seinerseits den Hardlinern vor, nationale Interessen für Machtkämpfe vor der Präsidentenwahl im Juni zu opfern.

Am Dienstag werden in Wien die Atomverhandlungen zwischen dem Iran und den fünf verbliebenen Partnern – China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Russland – fortgesetzt. Dabei geht es um die Rückkehr der USA und des Irans zu den Vereinbarungen von 2015. Der Iran ist laut Ruhani grundsätzlich bereit, seine Verpflichtungen aus dem Abkommen wieder einzuhalten, wenn US-Präsident Joe Biden das Abkommen wieder vertragsgerecht umsetze. Ruhani geht es insbesondere um die Aufhebung der Sanktionen, die Bidens Vorgänger Donald Trump nach seinem Ausstieg aus dem Deal 2018 gegen den Iran verhängt hatte. Bei einer Aufhebung der US-Sanktionen würden auch die Chancen der Reformer um Ruhani bei der Präsidentenwahl wieder steigen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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