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Amoklauf in Graz: Schütze hinterließ offenbar Bombe und Abschiedsvideo


Abschiedsvideo vor Amoklauf in Graz?
Polizei findet offenbar eine Rohrbombe beim Täter

Von afp, t-online, fho

Aktualisiert am 11.06.2025 - 07:37 UhrLesedauer: 4 Min.
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Im Video: Einsatzkräfte gehen vor dem Gelände in Stellung. (Quelle: t-online)
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In Graz erschießt ein 21-Jähriger mehrere Menschen an einer Schule. Schrittweise kommen weitere Hintergründe zu dem Amoklauf ans Licht.

Österreich steht unter Schock: In einer Schule in Graz hat ein ehemaliger Schüler am Dienstagmorgen mit zwei Schusswaffen mehrere Menschen und sich selbst getötet. Die Zahl der Todesopfer erhöhte sich am frühen Abend auf elf, als Krankenhausangaben zufolge eine Frau ihren schweren Verletzungen erlag. Elf weitere Menschen wurden bei dem Angriff verletzt. Die Regierung in Wien rief eine dreitägige Staatstrauer aus.

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Bei den Todesopfern handelt es sich nach Angaben der Polizei um sieben weibliche und drei männliche Opfer, darunter mehrere Schüler. Zu den elf Verletzten, von denen einige schwere Verletzungen erlitten, wollten die Behörden keine näheren Angaben machen.

Der Täter war laut Landespolizeidirektor Gerald Ortner, ein 21-jähriger Österreicher aus der Region Graz, der bei dem Angriff zwei Schusswaffen einsetzte, die er legal besaß: ein Gewehr und eine Kurzwaffe. Waffenexperte Lars Winkelsdorf sagte im Gespräch mit t-online, er gehe von einer Schrotflinte aus. Innenminister Gerhard Karner zufolge handelte es sich um einen ehemaligen Schüler des Oberstufenrealgymnasiums, der die Schule ohne Abschluss verlassen hatte. Den Behörden war er zuvor nicht bekannt gewesen.

Der Täter galt demnach als unbescholten, unauffällig. Er soll während der Schulzeit massiv gemobbt worden sein, wie mehrere österreichische Medien berichteten. In den Augen von Experten gewinnt die These, dass jahrelanges Mobbing zu Rachegelüsten bei dem Schützen geführt habe, an Plausibilität. Allerdings ist noch unklar, ob es sich dabei tatsächlich um das Tatmotiv handelt.

Der Schütze hinterließ einen Abschiedsbrief. Die Polizei habe ein in analoger und digitaler Form vorliegendes Dokument sichergestellt, sagte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, im ORF-Fernsehen. Das Schreiben gebe aber keinen Hinweis auf das Motiv des Schützen, so Ruf.

Wie am Dienstagabend bekannt wurde, soll der Schütze seiner Mutter auch ein Abschiedsvideo hinterlassen haben. Darin kündigte er die Tat an und gab an, "aus freien Stücken" zu handeln. Das berichtet "heute.at". Demnach soll die Mutter das Video innerhalb von 24 Minuten nach dem Versenden gesehen und sich direkt bei der Polizei gemeldet haben.

Gegen 10 Uhr am Dienstagmorgen waren die ersten Notrufe bei der Polizei eingegangen, Anrufer berichteten von Schüssen und Schreien an der Schule. Laut österreichischen Medienberichten soll der Täter in seinem ehemaligen Klassenzimmer um sich geschossen haben. Unbestätigten Berichten zufolge soll er auch in ein zweites Klassenzimmer geschossen haben.

Laut Polizei beging der Schütze danach in einer Schultoilette Suizid. Ersten Ermittlungen zufolge handelte der Täter offenbar allein. Den Behörden war er bislang nicht bekannt. Bei der späteren Durchsuchung seiner Wohnadresse soll auch eine Rohrbombe sichergestellt worden sein, wie "heute.at" unter Berufung auf Ermittlerkreise berichtet.

Polizei: Lage innerhalb weniger Minuten unter Kontrolle

Laut Ortler waren in Graz, der Hauptstadt der Steiermark, mehr als 300 Polizisten im Einsatz. Beamte in Kampfmontur, ein Polizeihubschrauber und zahlreiche Rettungskräfte wurden mobilisiert. Die Schule wurde evakuiert, die Schüler in eine nahe gelegene Halle gebracht und von einem Kriseninterventionsteam versorgt. Die Umgebung wurde zeitweise abgeriegelt.

Für viele Familien war die Ungewissheit in dieser Zeit quälend. Eine Mutter erzählte Sky News, dass sie erst zwei Stunden nach dem Vorfall erfahren habe, dass ihr Sohn überlebt hat: "Mein Sohn rief mich an, um mir zu sagen, dass er in der Schule war und auf ihn geschossen wurde und er dachte, er würde sterben."

Gegen Mittag galt die Lage als sicher, die Polizei zog allmählich ab. Insgesamt war die Lage laut Polizei nach 17 Minuten unter Kontrolle.

Die Trauer in Österreich und Graz, der mit 300.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt des Landes, ist groß. Am Abend kamen Hunderte Menschen zu einem Trauergottesdienst in die Stadt, im Zentrum bildeten zahlreiche Kerzen zur Erinnerung an die Toten ein Lichtermeer.

Stocker: "Nationale Tragödie"

Der österreichische Bundeskanzler Christian Stocker sprach von einer "nationalen Tragödie" und einer "unfassbaren Tat". "Die Steiermark weint", sagte der Landeshauptmann Mario Kunasek. Auch die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr sprach von einer "fürchterlichen Tragödie" und einem "tieftraurigen Tag".

Es sei "der tragischste Einsatz des Roten Kreuzes in der Steiermark in der Zweiten Republik" gewesen, sagte Peter Hansak, der örtliche Landesrettungskommandant, der Nachrichtenagentur APA. Das Rote Kreuz habe bislang rund 200 Eltern und Angehörige sowie 300 Schülerinnen und Schüler betreut. Insgesamt seien 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Roten Kreuzes im Einsatz gewesen.

"Die Nachrichten aus Graz treffen ins Mark", erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen im Onlinedienst X. Es sei "schwer zu ertragen, wenn Schulen zu Orten von Tod und Gewalt werden". Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas zeigte sich "zutiefst schockiert" über die Gewalttat. Jedes Kind sollte "sich in der Schule sicher fühlen und frei von Angst und Gewalt lernen können", schrieb sie im Onlinedienst Bluesky.

Merz: "Teilen den Schmerz"

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigten sich bestürzt über den tödlichen Angriff. "Es erschüttert mich zutiefst, dass junge Menschen so jäh aus dem Leben gerissen wurden", schrieb Merz in einem Kondolenztelegramm an seinen Amtskollegen Stocker.

"Wir teilen den Schmerz und die Trauer der Angehörigen, ihnen gehört unser ganzes Mitgefühl", sagte Merz später bei einer Pressekonferenz mit dem niederländischen Ministerpräsidenten Dick Schoof in Berlin. Er wolle im Namen der Bundesregierung mitteilen, "dass ganz Deutschland mit unserem Nachbarn Österreich trauert".

Die österreichische Regierung verkündete eine dreitägige Staatstrauer. Am Mittwochvormittag um 10 Uhr soll es zudem eine landesweite Schweigeminute geben, wie der österreichische Bundeskanzler Christian Stocker bei einer Pressekonferenz in Graz ankündigte. Die "Solidarität des gesamten Landes" solle den Hinterbliebenen und Angehörigen der Opfer "in diesen dunklen Stunden ein wenig Trost spenden", sagte Stocker.

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