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Fritz von Weizsäcker: Wahn als Täter-Motiv – Sorge um verletzten Polizisten größer


Getöteter Fritz von Weizsäcker
Sorge um bei Messerangriff verletzten Polizisten

Von dpa, pdi

Aktualisiert am 21.11.2019Lesedauer: 3 Min.
Feuerwehrleute, Polizisten und medizinisches Personal stehen nach einer Auseinandersetzung, in deren Folge ein Mensch durch Messerstiche getötet wurde, vor der privaten Schlosspark-Klinik.Vergrößern des BildesFeuerwehrleute, Polizisten und medizinisches Personal stehen nach einer Auseinandersetzung, in deren Folge ein Mensch durch Messerstiche getötet wurde, vor der privaten Schlosspark-Klinik. (Quelle: dpa-bilder)
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Beim tödlichen Messerangriff auf Fritz von Weizsäcker hat ein Polizist versucht, den Arzt zu verteidigen. Dabei wurde er jedoch schwer verletzt. Nun musste er im Krankenhaus erneut operiert werden.

Ein Polizist, der beim tödlichen Angriff auf den Berliner Arzt Fritz von Weizsäcker verletzt wurde, ist nach Polizeiangaben erneut operiert worden. Es gehe ihm "den Umständen entsprechend". Der 33-Jährige habe nachoperiert werden müssen, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Der Beamte sei aber nicht in Lebensgefahr. Er hatte privat am Vortrag von Weizsäckers in der Schlosspark-Klinik teilgenommen und den Angreifer überwältigt.

Der Angreifer verletzte den Mediziner und Sohn des früheren Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker mit einem Messer am Hals tödlich. Der Polizist kam in ein Krankenhaus und wurde operiert. Sein Eingreifen verdiene "allergrößten Respekt", betonte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Berlin. Man hoffe, dass sowohl seine schweren körperlichen als auch die seelischen Wunden "schnellstmöglich und vor allem vollständig verheilen".

Motiv des Angreifer wohl bekannt

Der Angreifer, ein 57-Jähriger aus Rheinland-Pfalz, wurde unmittelbar nach der Tat festgenommen. Wegen einer akuten psychischen Erkrankung erließ ein Richter am Mittwoch einen sogenannten Unterbringungsbefehl – der Mann wurde in eine Psychiatrie gebracht. Wo das sei, sagte die Staatsanwaltschaft nicht. Das Motiv des Angreifers liege in einer "wohl wahnbedingten allgemeinen Abneigung des Beschuldigten gegen die Familie des Getöteten", hieß es vonseiten der Ermittler.

Details zu den Wahnvorstellungen wurden vom Sprecher der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, in Fernsehinterviews nicht genannt. Der Angreifer war zuvor nicht mit Straftaten in Erscheinung getreten.

Der 57-Jährige habe angegeben, die Tat geplant zu haben, hieß es. Im Internet sei er auf den Vortrag des Chefarztes in der Schlosspark-Klinik gestoßen. Der Mann sei am Dienstag mit der Bahn zu der Veranstaltung gefahren. Zuvor habe er noch in Rheinland-Pfalz ein Messer gekauft, um damit die Tat zu begehen. Für von Weizsäcker kam jede Hilfe zu spät.

Dem Angreifer werden Mord und versuchter Mord zur Last gelegt. Mehrere der etwa 20 Menschen im Publikum halfen, den Rheinländer festzuhalten. Er wurde festgenommen. Seine Wohnung in Rheinland-Pfalz wurde durchsucht.

Krankenhausgesellschaft gegen Zugangskontrollen

Der Angriff löste eine Debatte über die Sicherheit in Krankenhäusern aus. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hat sich am Donnerstag gegen Zugangskontrollen ausgesprochen. "Zugangskontrollen zu installieren, wie wir sie an Flughäfen kennen, ist bei uns nicht möglich", sagte der Präsident der Organisation, Gerald Gaß. "Wir würden die Abläufe im Klinikalltag massiv behindern." Auch bei Patienten würde dies für Unverständnis sorgen.

"Die Krankenhäuser sind ein öffentlicher Raum, deren Schutz eine Herausforderung ist", betonte Gaß. Dies versuchten Kliniken im Alltag "bestmöglich zu gewährleisten". Den tödlichen Messerangriff auf den Mediziner wertete Gaß als "absolute Ausnahme" – solche Taten seien ausgesprochen selten. Solche Extremereignisse ließen sich in einer offenen Gesellschaft auch nie ganz ausschließen.

In Krankenhäusern gebe es zum Beispiel Schulungen für Mitarbeiter und Deeskalationstrainings, schilderte Gaß. Es gehe darum, auffällige Menschen anzusprechen und zu versuchen, "Situationen frühzeitig zu erkennen und dadurch zu vermeiden", so Gaß.

Sicherheitsdienste kämen zum Teil in Rettungsstellen zum Einsatz: Die Ambulanzen, wo viele Patienten aufeinanderträfen, seien Problembereiche – auch weil die Patienten teilweise selbst in einer Ausnahmesituation und aufgeregt seien. Es komme dort öfter zu Streits bis hin zu körperlichen Übergriffen, wenn sich Patienten oder Angehörige "nicht schnell genug oder nicht aufmerksam genug betreut und behandelt fühlen", so Gaß.


Das Verbrechen löste auch in der Fachwelt Bestürzung aus. "Es ist ein großer Schock und erfüllt mich mit großer Trauer, dass ein hochintellektueller, dem Zeitgeist kritisch gegenüberstehender, unterhaltsamer und bodenständiger Mensch und Arzt wie Fritz von Weizsäcker nicht mehr unter uns weilt", schrieb sein Medizinkollege Michael Geißler, Sohn von CDU-Politiker Heiner Geißler, in einem Nachruf in der "Welt". Viele erfolgreiche Wissenschaftler und Ärzte seien von ihm klinisch und akademisch geprägt worden.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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