Spekulationen über russische Sabotage Überlebender äußert sich zum DHL-Absturz
Ein DHL-Flugzeug ist in ein Wohngebiet gestürzt. An Bord gab es Überlebende: Was können sie zu der Frage sagen, ob Sabotage eine Rolle gespielt hat?
Eines der Besatzungsmitglieder der in der litauischen Hauptstadt Vilnius abgestürzten DHL-Maschine hat laut Polizei erste Angaben zu dem Unglück gemacht. Litauens Polizeichef Arunas Paulauskas sagte im Fernsehen, der Verletzte habe sich im Krankenhaus geäußert.
Demnach gab es keine Anzeichen auf ungewöhnliche Aktivitäten an Bord oder im Inneren des Flugzeugs, sagte der Polizeichef. Es scheine, als ob der Flug bis zum Aufprall auf dem Boden routinemäßig verlaufen sei.
Könnten Fluginstrumente manipuliert gewesen sein?
Gleichzeitig betonte der Polizeichef allerdings: Dies bedeute nicht, dass es keine Sabotage gab. Denkbar sei zum Beispiel, dass ein möglicherweise an Bord geschmuggeltes Paket Instrumente des Flugzeugs manipulierte oder Funkfrequenzen störte.
Die Ermittler hoffen außerdem, wichtige Erkenntnisse aus den Daten des Flugschreibers zu erhalten. Bis schließlich alle Informationen zusammengetragen sind und sich ein eindeutiges Gesamtbild ergibt, soll es aber noch eine Weile dauern. An den Ermittlungen zur Absturzursache werden sich nach litauischen Angaben auch vier Experten aus Deutschland, zwei aus Spanien und zwölf aus den USA beteiligen, darunter fünf vom Flugzeughersteller Boeing.
Ärzte kämpfen um das Leben von Schwerverletztem
Die verunglückte Boeing 737 der spanischen Fluggesellschaft Swift Air war 31 Jahre alt. Am Montagmorgen stürzte sie rund 1,5 Kilometer vor dem Flughafen in Vilnius ab, als sie für DHL einen Flug absolvierte. Sie verfehlte in einem Wohngebiet nur knapp ein Haus. Drei der vier Besatzungsmitglieder wurden verletzt aus dem Wrack geholt und ins Krankenhaus gebracht, darunter auch ein 55 Jahre alter Deutscher.
Einer der beiden Piloten, ein 48 Jahre alter Spanier, starb noch am Unglücksort. Mindestens einer der drei Verletzten befindet sich laut litauischen Medien in kritischem Zustand.
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Brandsatz in DHL-Paket befeuert Sabotage-Verdacht
Der Verdacht, dass die Absturzursache möglicherweise auf russische Spionage zurückzuführen sein könnte, wird durch die Tatsache angeheizt, dass es sich bei dem Unglücksflugzeug um eine DHL-Maschine aus Leipzig handelte. Denn am dortigen DHL-Drehkreuz hatte sich im Sommer ein Paket selbst entzündet. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Brandsatz in diesem Paket eigentlich in einem Flugzeug zünden sollte.
Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und das Bundeskriminalamt (BKA) verschickten daraufhin im August einen Hinweis an Unternehmen aus der Luftfahrt- und Logistikbranche, in dem sie vor "unkonventionellen Brandsätzen" warnten, die von Unbekannten über Frachtdienstleister verschickt werden könnten. Es könnte sich um Sabotageakte von russischen Agenten handeln, wurde damals gemutmaßt.
Olaf Scholz: "Viele schlimme Formen hybrider Kriegsführung"
Vor diesem Hintergrund kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nun eine gründliche Untersuchung des DHL-Absturzes an. "Es könnte so sein", sagte er zu einer möglichen Verstrickung Russlands in den Crash am Montag. "Es gibt sehr viele schlimme Formen hybrider Kriegsführung, die wir in Deutschland feststellen", fügte er hinzu. Gleichzeitig warnte er vor Vorwürfen, bevor handfeste Belege vorliegen.
Auch Litauens Präsident Gitanas Nauseda warnte vor allzu wilden Spekulationen. Die Möglichkeit eines Sabotageakts dürfe weder überbetont noch heruntergespielt werden. "Ich wiederhole es noch einmal", sagte Nauseda. "Natürlich besteht die Möglichkeit einer Sabotage, wir können sie nicht ausschließen. Daher wird dies mit aller Ernsthaftigkeit ermittelt."
- delfi.lt: "DHL-Flugzeugabsturz: Feuerwehrleute geben Schaden bekannt, den Anwohner erlitten haben"
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters