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Ukraine: Flugzeug MH17 aus Versehen abgeschossen


MH17 offenbar aus Versehen abgeschossen
"Es waren die Jungs von der Straßensperre Tschernuchin"

Von afp, t-online
Aktualisiert am 18.07.2014Lesedauer: 3 Min.
Russischer Milizenführer Strelkow, Absturzort der MH17: "ein zu hundert Prozent ziviles Flugzeug"Vergrößern des BildesRussischer Milizenführer Strelkow, Absturzort der MH17: "ein zu hundert Prozent ziviles Flugzeug" (Quelle: dpa / Reuters)
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Die Hinweise auf einen Abschuss der über der Ostukraine abgestürzten Passagiermaschine mit 298 Menschen an Bord verdichten sich. Wer aber das Flugzeug der Malaysia Airlines am Donnerstag beschossen haben könnte, ist noch unklar. Die Konfliktparteien in der Ukraine machen sich bislang in einem regelrechten Propaganda-Krieg gegenseitig für die Katastrophe verantwortlich. Doch es gibt klare Hinweise auf den wahren Ablauf der Tragödie.

Von der ukrainischen Regierung verbreitete Informationen legen nahe, dass pro-russische Separatisten die Passagiermaschine mit einem ukrainischen Militärflugzeug verwechselt und deshalb abgeschossen haben.

Der in Amsterdam gestartete Flug MH17 befand sich gerade über der Region um Donezk, als das Flugzeug um 15.20 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit vom Radar verschwand. Nur 17 Minuten später schrieb Igor Strelkow, der aus Russland eingewanderte "Verteidigungsminister" der "Republik Donezk" auf der russischen Internetplattform VKontakte: "Wir haben gerade eine An-26 abgeschossen" - ein Transportflugzeug aus sowjetischer Produktion, das auch im Dienst der ukrainischen Luftwaffe steht.

Schon mehrere Flugzeuge abgeschossen

Neben dem Eintrag auf dem sozialen Netzwerk war Videomaterial zu sehen, das stark den Aufnahmen vom Absturzort der malaysischen Maschine ähnelte. Zudem schrieb Strelkow, das von den Rebellen abgeschossene Flugzeug sei nahe der Mine Progress niedergegangen - unweit der Absturzstelle von MH17.

Kiew hatte zuletzt mehrfach beklagt, dass die Separatisten ukrainische Militärflugzeuge abgeschossen hätten, darunter Mitte Juni auch eine Antonow-26. Am Montag hatte das ukrainische Militär dann Russland vorgeworfen, eine Transportmaschine vom Typ An-26 abgeschossen zu haben. Am Donnerstag meldete Kiew dagegen keinen derartigen Verlust.

"Es war ein zu hundert Prozent ziviles Flugzeug"

Strelkows Eintrag auf VKontakte wurde kurze Zeit später wieder gelöscht, als bekannt wurde, dass in Wahrheit eine Passagiermaschine abgeschossen worden war. Die ukrainische Armee hatte den Post da aber schon aufgezeichnet und in einer englischsprachigen Übersetzung an die Presse weitergeleitet.

Zudem verbreitete der ukrainische Geheimdienst SBU Telefonmitschnitte zwischen zwei Rebellenführern, die abgehört worden seien. In den Tonaufnahmen sagt einer der beiden Abgehörten: "Es waren die Jungs von der Straßensperre Tschernuchin, die das Flugzeug abgeschossen haben, Major." Am anderen Ende der Leitung fragt jemand: "Ja und, Grek?" Die Antwort: "Es war ein zu hundert Prozent ziviles Flugzeug."

Rebellen löschen alle Einträge

Die Separatisten bestreiten, dass sie überhaupt in der Lage gewesen wären, eine in zehn Kilometern Höhe fliegende Maschine abzuschießen. Doch einige Stunden vor dem Absturz hieß es noch auf dem Twitter-Konto der "Republik Donezk", die Rebellen hätten der ukrainischen Armee Boden-Luft-Raketen vom Typ Buk entwendet.

Auch dieser Eintrag wurde wieder gelöscht. Die ukrainische Armee hatte noch vor dem Absturz der Boeing 777 bestätigt, dass die Separatisten über Buk-Raketen verfügten. Diese können nach Herstellerangaben Ziele in bis zu 25 Kilometern Höhe treffen.

Rebellen haben acht von zwölf Flugschreibern

Derweil teilten die Aufständischen mit, sie hätten acht von zwölf Flugrekordern der abgeschossenen Maschine in ihrem Besitz. Dies erklärte am Freitag ein Mitarbeiter des Rebellenkommandeurs Igor Girkin.

Girkin wäge derzeit ab, ob er internationalen Luftfahrtexperten für eine Untersuchung Zutritt zum Absturzgebiet gewähren solle, sagte der Mitarbeiter. Ermittler bräuchten eine Genehmigung der Führung der Aufständischen, bevor sie das Gebiet filmen oder fotografieren dürften.

Bekannter Aids-Forscher unter den Opfern

Zu den Opfern der in der Ostukraine abgestürzten malaysischen Passagiermaschine gehört auch der führende niederländische Aids-Forscher und frühere Vorsitzende der Internationalen Aids-Gesellschaft, Joep Lange. Das bestätigte eine Sprecherin der Stiftung PharmAccess, die Lange gegründet hatte und die Patienten leichteren Zugang zu Aids-Medikamenten verschafft. Langes Tod sei ein "großer Verlust", erklärte der Leiter der Stiftung, Onno Schellekens.

Der 59-jährige fünffache Familienvater war demnach auf dem Weg zur 20. Welt-Aids-Konferenz, die am Sonntag in Melbourne beginnt. In der Maschine saßen rund hundert weitere Konferenz-Teilnehmer. Lange engagierte sich schon sehr früh im Kampf gegen Aids. Zwischen 2002 und 2004 saß er der Internationalen Aids-Gesellschaft vor, die auch die Konferenz in Melbourne organisiert.

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