Was die MiG-29 ausrichten kann
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Die Lieferung von Kampfflugzeugen an die Ukraine galt bisher als Tabu. Mehrere LΓ€nder machen damit nun Schluss. Doch was kann die alte MiG-29 heute noch ausrichten?
Polen und die Slowakei machen den Anfang. Schon lange bittet die ukrainische FΓΌhrung in ihrem Kampf gegen die russische Invasion um Kampfflugzeuge. Nun haben die polnische und die slowakische FΓΌhrung die Lieferung von MiG-29 angekΓΌndigt. FΓΌr die Nato ΓΆffnet sich damit eine neue Dimension in der UnterstΓΌtzung der Ukraine, die Kampfflugzeug-Grenze ist gefallen.
Polen wird der ukrainischen Luftwaffe nach Worten von PrΓ€sident Andrzej Duda in den kommenden Tagen vier Kampfjets vom Typ MiG-29 ΓΌbergeben. Weitere MiG-29 wΓΌrden derzeit gewartet und fΓΌr einen spΓ€teren Transfer vorbereitet, so Duda in Warschau nach einem Treffen mit dem tschechischen PrΓ€sidenten. Am Freitag legte dann der slowakische Regierungschef nach. MinisterprΓ€sident Eduard Heger teilte mit, die Ukraine solle insgesamt 13 Maschinen bekommen. Einige davon seien nicht einsatzfΓ€hig und zur Ersatzteilbeschaffung gedacht.
Die Lieferung der MiG-29 ergibt fΓΌr die Ukraine Sinn, denn immerhin sind ihre Piloten schon an den Kampfflugzeugen ausgebildet. Doch was kann der Jet eigentlich? Eines steht fest: Die MiG-29 ist etwas in die Jahre gekommen und hat viel von ihrem Glanz von damals verloren.
LegendΓ€res Jagdflugzeug mit modernen Waffen
Die Mikojan-Gurewitsch, kurz MiG-29 hatte ihren Erstflug am 6. Oktober 1977. Neben der Sowjetunion wurde sie in vielen anderen LΓ€ndern eingesetzt, auch in Polen.
Der Jet ist vor allem aufgrund seiner Schnelligkeit, AgilitΓ€t und Wendigkeit legendΓ€r. Er ist in der Lage, Geschwindigkeiten bis zu Mach 2,4 (2.900 Kilometer pro Stunde) zu erreichen und kann in der Luft mit einer maximalen G-Kraft von 9G manΓΆvrieren. Das macht die MiG-29 zu einem sehr beweglichen Flugzeug. Es ist in der Lage, schnell und effektiv zu reagieren sowie enge Kurven und Richtungswechsel zu fliegen. Dies ist besonders im Luftkampf nΓΌtzlich.
AuΓerdem ist der Kampfjet mit einem leistungsfΓ€higen Radar ausgestattet, der es dem Piloten ermΓΆglicht, Ziele aus groΓer Entfernung zu erkennen und zu verfolgen. Die MiG-29-Flieger der Nato wurden modernisiert und sind auch mit neuen Waffensystemen ausgestattet, darunter Luft-Luft-Raketen, Luft-Boden-Raketen und Bomben, mit denen Piloten eine Vielzahl von Zielen angreifen kΓΆnnen.
FΓΌr die Ukraine besonders hilfreich: Die MiG-29 kann auf kurzen Start- und Landebahnen operieren. Das befΓ€higt sie fΓΌr den Einsatz auf kleinen FlugplΓ€tzen oder in der NΓ€he von Kampfgebieten. Viele der ukrainischen FlugplΓ€tze wurden von Russland zerstΓΆrt, den Rest ihrer Luftwaffe muss die Ukraine verstecken. Theoretisch kann man die MiG-29 in einer Scheune parken und von einem geraden StΓΌck Autobahn starten lassen. Durch ihren Bremsschirm kann sie auch auf kΓΌrzeren StraΓen oder Landebahnen landen.
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"In einen wirklichen Krieg mΓΆchte ich mit diesem Flugzeug nicht gehen"
Die MiG-29 kann auΓerdem in schwierigen Wetterbedingungen fliegen, einschlieΓlich in schlechtem Wetter und bei schlechter Sicht.
Die polnische Luftwaffe hat ihre MiG-29-Flotte kontinuierlich modernisiert. Sie hat moderne Waffensysteme integriert und die elektronischen Sensoren und die Systeme im Cockpit aktualisiert. FΓΌr die polnische Luftwaffe ist die MiG-29 deswegen ein zuverlΓ€ssiges und leistungsfΓ€higes Flugzeug.
Aber die MiG-29 hat auch SchwΓ€chen, sie ist in die Jahre gekommen: Sie kann nicht in der Luft betankt werden, kann nur 45 Minuten in der Luft bleiben und maximal 700 Kilometer fliegen. Piloten kritisierten deswegen in der Vergangenheit, dass sie immer wieder zum Boden zurΓΌckkehren mussten. AuΓerdem habe das Flugzeug kein gutes Navigationssystem. "In einen wirklichen Krieg mΓΆchte ich mit diesem Flugzeug nicht gehen", sagte der deutsche Major Georg Pepperl, der den Jet jahrelang im Jagdgeschwader 73 flog, der Zeitung "Welt".
Insgesamt ist die MiG-29 also ein leistungsstarkes und vielseitiges Flugzeug, das sich in einer Vielzahl von Missionen bewΓ€hrt hat. Den Ausgang des Krieges werden eine Handvoll MiG-29 aber wohl nicht maΓgeblich beeinflussen. Dennoch kΓΆnnen sie helfen, ukrainische StΓ€dte vor russischen Raketen- und Drohnenangriffen zu schΓΌtzen. Weitreichender kΓΆnnte diese Erstlieferung in anderer Hinsicht sein: Sie kΓΆnnte das Tor fΓΌr weitere Kampfflugzeuglieferungen aus dem Westen geΓΆffnet haben. Damit hat die Ukraine in ihrem Γberlebenskampf gegen die russischen StreitkrΓ€fte heute bessere Chancen als gestern.