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Ukraine | Schwarzmeerflotten-Kommandeur angeblich getötet: Wer ist Wiktor Sokolow?


Wiktor Sokolow
Wer ist der angeblich getötete Kommandeur der Schwarzmeerflotte?

Von t-online, sic

Aktualisiert am 29.09.2023Lesedauer: 3 Min.
Kommandeur der russischen Schwarzmeerflotte: Wiktor Sokolow salutiert Reservisten während einer Zeremonie in Sewastopol. (Archivbild)Vergrößern des BildesKommandeur der russischen Schwarzmeerflotte: Wiktor Sokolow salutiert Reservisten während einer Zeremonie in Sewastopol. (Archivbild) (Quelle: Alexey Pavlishak/reuters)
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Der Kommandeur der russischen Schwarzmeerflotte wurde bei einem ukrainischen Angriff offenbar getötet, meldet die Ukraine. Wer ist der Mann, der schon in Syrien Kriegsverbrechen zu verantworten hatte?

Der ukrainische Raketenangriff auf Sewastopol am vergangenen Freitag hat die russische Schwarzmeerflotte mitten in ihr Herz getroffen. Die eingesetzten Marschflugkörper beschädigten nicht nur das Hauptquartier des Marineverbands auf der von Russland besetzten Halbinsel Krim schwer, sondern töteten laut ukrainischen Angaben angeblich auch den Kommandeur der Schwarzmeerflotte, Admiral Wiktor Sokolow. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben nicht. Wie bei Verlusten höherer Abgeordneter in der Vergangenheit üblich, äußerte sich Moskau nicht zu dem Vorfall.

Am 27. September zeigte das russische Fernsehen allerdings ein Interview mit Sokolow, der nach ukrainischen Angaben am 22. September getötet worden sein soll. Es ist aber unklar, ob es vor oder nach dem Angriff aufgenommen wurde.

Für die russischen Truppen auf der von Russland völkerrechtswidrig annektierten Krim dürfte der Raketenschlag dennoch wohl einer der folgenreichsten Angriffe seit Beginn der Invasion in die Ukraine sein. Laut einer Mitteilung der Spezialeinheiten der ukrainischen Streitkräfte, die den Einsatz als "Operation Krabbenfalle" bezeichnen, sei das Hauptquartier mitten während eines Treffens der Führungsebene der russischen Schwarzmeerflotte in Sewastopol getroffen worden.

Neben Sokolow sollen nach ukrainischen Angaben 33 weitere Offiziere ums Leben gekommen und mehr als 100 Menschen verletzt worden sein. Das Gebäude des Hauptquartiers sei unwiederbringlich beschädigt. Russland meldete zunächst nur einen vermissten Soldaten. Besonders Sokolows angeblicher Tod dürfte ein schwerer Schlag für Russlands Kriegsmarine im Angriffskrieg gegen die Ukraine sein. Wer ist der Mann, der zumindest bis Freitag das Kommando der Schwarzmeerflotte innehatte?

Wer ist Wiktor Sokolow?

Wiktor Sokolow wurde 1962 in Bendery, einer Stadt in der moldauischen Region Transnistrien, geboren. Er besuchte zwischen 1980 und 1985 das St. Petersburger Marineinstitut. In den folgenden Jahren stieg Sokolow innerhalb der russischen Marine immer weiter auf. So kommandierte er zunächst Minenabwehrfahrzeuge der russischen Pazifikflotte. Ab 2013 diente er als Vizekommandeur der Nordflotte.

In dieser Funktion war er ab Mitte 2016 für einen Verband der Nordflotte verantwortlich, den Moskau von November 2016 bis Januar 2017 zur Unterstützung des Regimes von Syriens Herrscher Baschar al-Assad im syrischen Bürgerkrieg schickte. Dazu gehörten der Flugzeugträger "Admiral Kusnezow" sowie der Lenkwaffenkreuzer "Pjotr Weliki".

Laut russischen Angaben führten Marineflieger während des zwei Monate andauernden Einsatzes 420 Luftangriffe durch. Ziele sollen laut dem Oberkommandeur der russischen Truppen in Syrien zufolge "Infrastruktureinrichtungen, Konzentrationen von Militanten und militärischer Ausrüstung, Feuerstellungen und Hochburgen illegaler bewaffneter Gruppen" gewesen sein. Doch so nüchtern die russische Militärführung die Angriffe beschreibt, waren sie keinesfalls.

Russische Kriegsverbrechen in Syrien

Russland werden zahlreiche Kriegsverbrechen während seiner Intervention im syrischen Bürgerkrieg vorgeworfen. So zielten die russischen Angriffe oft auf Schulen, Krankenhäuser und Behausungen von Zivilisten ab. Dabei setzte Russland auch auf die sogenannte "Double Tap"-Strategie, bei der auf einen Luftangriff wenige Minuten später ein weiterer erfolgt, der bis dahin eingetroffenen Rettungskräften schaden soll.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte gab im vergangenen Januar die Zahl der zivilen Opfer durch russische Militäroperationen in Syrien mit 8.697 an, allein 2.112 Opfer waren minderjährig. Als Kommandant der Abordnung der Nordflotte war auch Admiral Sokolow für die Angriffe auf Zivilisten in Syrien verantwortlich.

Im August 2022 wurde er dann zum Kommandeur der Schwarzmeerflotte ernannt. Zuvor hatte Sokolow gut zwei Jahre lang die Leitung der Seekriegsakademie N. G. Kosnezow inne. Der Kreml wechselte die Führung des Marineverbands aus, nachdem die Schwarzmeerflotte und Militäreinrichtungen auf der Krim zum Ziel erfolgreicher ukrainischer Angriffe geworden waren. So versenkten Kiews Truppen mit Neptun-Raketen im April 2022 den Lenkwaffenkreuzer "Moskwa", das Flaggschiff der Schwarzmeerflotte.

Russland setzt in der Ukraine auf eine Strategie wie in Syrien

Russland setzt in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine auf eine ähnliche Strategie wie in Syrien. Immer wieder werden zivile Einrichtungen mit Raketen und Drohnen angegriffen, zudem fährt Russland dabei ebenfalls oft die "Double Tap"-Strategie. Für viele der Raketenangriffe ist die Schwarzmeerflotte verantwortlich. Zudem blockierten die russischen Kriegsschiffe zu Beginn des russischen Angriffskrieges ukrainische Getreideexporte über das Schwarze Meer. Die Folge: In der ganzen Welt stiegen die Preise für Getreideprodukte an; in ärmeren Ländern, wie im Norden Afrikas, verschärfte sich die Hungerkrise.

Trotz einer nicht vorhandenen Marine schaffte es die Ukraine immer wieder, der russischen Schwarzmeerflotte erhebliche Schäden zuzufügen. Dabei setzte die ukrainische Armee anfangs vor allem Neptun-Raketen und auch Seedrohnen, kleine unbemannte und oft mit Sprengstoff beladene Boote ein. Zuletzt haben die ukrainischen Streitkräfte bei ihren Angriffen mehrfach mit Marschflugkörpern russische Ziele getroffen, so wie am vergangenen Freitag das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte in Sewastopol.

Anmerkung: Der Text erschien zuerst am 25. September. In den Tagen darauf tauchten Bilder von Sokolow im russischen Fernsehen auf. Allerdings ist das Aufnahmedatum unbekannt. Diese Information wurde ergänzt.

Verwendete Quellen
  • Telegramkanal der ukrainischen Spezialkräfte
  • pravda.com.ua: ""Crab trap": Special Operations Forces strike Black Sea Fleet HQ during commanders' meeting" (englisch)
  • nbcnews.com: "Senior leadership among those killed in strike on Russia's Black Sea Fleet, Ukraine says" (englisch)
  • reuters.com: "Russian shakes up Black Sea fleet command after series of blows in Crimea - state agency" (englisch)
  • function.mil.ru: "В соответствии с решением Верховного Главнокомандующего Вооруженными Силами Российской Федерации В.В.Путина Министерство обороны России приступает к сокращению группировки Вооруженных Сил в Сирии" (russisch)
  • syriahr.com: "Russian intervention in Syria 88 months on | Subsiding military operations in Syrian desert and "de-escalation zone" amid routine joint patrols with the Turks" (englisch)
  • theguardian.com: "Russia committed war crimes in Syria, finds UN report" (englisch)
  • tass.ru: "Соколов, Виктор Николаевич" (russisch)
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