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Hamburg: "Dass ich für weniger als 50 Euro getankt habe, ist schon lange her"


Tankrabatte in Hamburg
"Es ist immer noch schweineteuer"


Aktualisiert am 02.06.2022Lesedauer: 3 Min.
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Daniel Freudenhammer: Er tankt nur für wenige Euro, weil auch seine Strecken, nur kurz sind.Vergrößern des Bildes
Daniel Freudenhammer: Er tankt nur für wenige Euro, weil seine Strecken kurz sind. (Quelle: Eva Puschmann)

Autoschlangen vor den Tankstellen suchte man in Hamburg vergebens. Obwohl ab dem 1. Juni die Spritpreise deutlich günstiger werden sollten, sind die Bürger zögerlich. Und auch die Preissenkung fällt geringer aus als von vielen erwartet.

Der von der Bundesregierung beschlossene Tankrabatt für Bürger ist offiziell in Kraft getreten. Auch in Hamburg. Doch anders als erwartet blieben am Dienstagmorgen die Schlangen vor den Zapfsäulen aus. Ab und zu fährt ein Pkw vor. "Wir haben mit mehr Leuten gerechnet", sagt die Mitarbeiterin einer Tankstelle im Stadtteil Eimsbüttel im Gespräch mit t-online.

Laut Bundesfinanzministerium soll der Diesel durch den Rabatt um 16,7 Cent günstiger werden, Benzin sogar um bis zu 35,2 Cent. Die Zahlen an den Anzeigetafeln der Tankstellen zeigen am Mittwochmorgen ein anderes Bild. Obwohl die Literpreise im Vergleich zum Vortag deutlich gesunken sind, liegen sie noch weit über den erwarteten.

Tankrabatt in Hamburg: "Da musste ich sofort rechts ranfahren"

Dennoch fällt der kleine Preisnachlass an der Tankstelle auf. "Ich war sehr skeptisch, ich war heute Morgen auch echt knapp mit Benzin und sehe nur: '1,86'. Da musste ich sofort rechts ran", erzählt eine Hamburgerin, die eigentlich ihre Tochter schnell in die Schule bringen wollte. "Dass ich für weniger als 50 Euro getankt habe, ist schon lange her", freut sie sich.

So geht es an diesem Morgen einigen. "Ich bin grade auf dem Weg nach Kiel und hab nur kurz angehalten, weil der Sprit so günstig ist", erzählt ein Autofahrer, der bei diesen Worten schon wieder in sein Auto steigt und losfährt.

"Ich wollte eigentlich gestern Abend schon tanken, dann ist mir eingefallen, dass es ab heute günstiger wird. Also bin ich jetzt ganz zufrieden", berichtet Tom Stammer. Als Auszubildender sei er auf sein Auto angewiesen. Gerade in den vergangenen Wochen haben die gestiegenen Spritpreise seine Ausgaben in die Höhe getrieben. "Ich bin schon gestern hier vorbeigefahren. Da lag der Preis noch bei 2,24 Euro. Bei einem Rabatt von 35 Cent auf Benzin passt es ja", so sein Fazit zu den aktuellen Preisen.

Anders sieht das Daniel Freudenhammer. Er tankt nur für 10 Euro. Er müsse nur eben um die Ecke fahren, bis zur Arbeit hat er es nicht weit. "Ich weiß zwar nicht, wo die Preise günstiger geworden sind", sagt er und schaut auf die Anzeigentafel: "Es ist immer noch schweineteuer. Aber da müssen wir jetzt durch." Sein Kollege im Hintergrund lacht und fügt ein "Halsabschneider" hinzu. Auch gestern habe er tanken müssen, für etwa zwei Euro – nun sind es 1,92 Euro. Eine Preissenkung ist seiner Meinung nach nicht zu erkennen.

Bürger sehen Maßnahme als ungeeignet an

Während sich die meisten Tankenden über niedrigere Preise freuen, hinterfragt ein Autofahrer die Maßnahme. "Ich glaube im Endeffekt nicht, dass der Tankrabatt etwas ausmacht", erklärt er. Ob Tanken das richtige Mittel sei, um Bürger zu entlasten, stellt er infrage. Er sei auf Dienstreise und müsse so oder so tanken. Der Preis für einen Liter Benzin spiele für ihn keine Rolle.

"Ich habe gar nicht mitbekommen, dass es einen Rabatt gibt", sagt hingegen Sena Permadi überrascht: "Ich finde es auf jeden Fall sehr sinnvoll, dass es die Preissenkung gibt. Wenn man viel fährt, wird es wirklich teuer." Am Montag sei er aus Aachen nach Hamburg gefahren und muss nun seinen Umzugswagen volltanken. Mehr als 70 Euro zeigt die Tafel an, als er den Zapfhahn zieht. Bei seiner Hinfahrt nach Hamburg habe der Kraftstoff noch 20 Cent mehr gekostet, erzählt er.

Mineralökonzerne können Preise weiterhin mitbestimmen

Im Vergleich zum Vortag sind die Spritpreise an diesem Morgen in Hamburg deutlich niedriger. Laut dem ADAC liegen sie aktuell dennoch weit über dem Normalniveau. "Der normale Spritpreis müsste ohne Senkung der Energiesteuer bei 1,85 bis 1,90 Euro liegen", erklärt Christof Tietgen auf Anfrage von t-online. Der Grundpreis, von dem derzeit ausgegangen werde, sei viel zu hoch. "Das Problem ist, dass der Mineralölmarkt so intransparent ist. Man weiß nicht, wer von der Quelle bis zur Zapfsäule sich ein paar Cent mitnimmt. Deshalb sind wir ganz glücklich, dass das Bundeskartellamt nun tätig werden und notfalls auch Strafen verhängen will", fährt er fort.

Leider gebe es keine gesetzliche Verpflichtung, die Energiesteuersenkung direkt an die Verbraucher weiterzugeben. Diese 17, beziehungsweise 35 Cent seien nur Maximalwerte, was die Mineralölkonzerne an die Verbraucher weitergeben können, aber nicht müssen, so Tietgen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
  • Telefonat mit Christof Tietgen vom ADAC Hansa
  • Gespräche mit Bürgern an verschiedenen Tankstellen
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