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Scholz in Bayern: Beim Kanzler ist sogar der Urlaub politisch


Scholz in Bayern
Wieso beim Kanzler sogar der Urlaub politisch ist

Von Christof Paulus

24.07.2022Lesedauer: 3 Min.
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Bundeskanzler Olaf Scholz vor dem Treffen mit dem Sultan des Oman in Berlin (Archivbild): Inzwischen ist Scholz im Urlaub in Nesselwang – ein ganz besonderes Ziel.Vergrößern des Bildes
Bundeskanzler Olaf Scholz vor dem Treffen mit dem Sultan des Oman in Berlin (Archivbild): Inzwischen ist Scholz im Urlaub in Nesselwang – ein ganz besonderes Ziel. (Quelle: photothek/imago-bilder)

Ruhe haben, nicht erkannt werden, das brauchen viele Promis, um abzuschalten. Olaf Scholz urlaubt, wo ihn jeder kennt. Im Ostallgäu geht das aber.

Wenn ein Kanzler einen Urlaub plant, dann kann er nicht einfach dahin fahren, wo es ihm gefällt – obwohl das auch nicht unwichtig sein dürfte. Dass Olaf Scholz gerne im Ostallgäu ist, glaubt man jedenfalls sofort, wenn man am Bahnhof von Nesselwang ankommt. Am Freitag musste er noch einmal kurz zurück in die Hauptstadt, um dort über den in Schieflage geratenen Energiekonzern Uniper zu reden.

Hier im Allgäu ist dagegen die Welt noch in Ordnung: Einen Fahrkartenautomaten gibt es noch gar nicht, der Bahnhofskiosk ist genauso urig wie geschlossen, durch den Ort plätschert ein Bach und südlich erheben sich die Berge. Doch es gibt noch mehr darüber zu sagen als Alpen-Kitsch.

Olaf Scholz in Bayern: Was ein Kanzler-Urlaub alles braucht

Da sind die Menschen, die hier wohnen. Im Ostallgäu eilt ihnen der Ruf voraus, kautzig zu sein, ihre Ruhe haben zu wollen. Für den Kanzler trifft sich das dann gut, wenn er selbst in Ruhe gelassen werden will. Das klappe auch, versichern einem die Menschen im Ort. Und ohnehin bekomme man vom urlaubenden Kanzler nicht viel mit.

Scholz' Vorgänger Angela Merkel und Gerhard Schröder fuhren gerne nach Südtirol oder Italien. Dort wurden die beiden einst mächtigsten Menschen Deutschlands deutlich seltener erkannt als hier, im eigenen Land. Will auch Scholz in Deutschland etwas Ruhe, dürfte das fast nirgendwo so gelingen wie im stoischen Ostallgäu. Aber warum überhaupt im Inland bleiben?

Dazu muss man bedenken: So ein Kanzler-Urlaub ist immer auch eine politische Sache. Nicht umsonst sind weder Scholz noch seine Vorgänger dafür bekannt, für drei Wochen auf die Malediven zu fliegen. Gerade jetzt, in Zeiten hoher Inflation und knapper Ressourcen, sind bescheidene Urlaubspläne gefragt. Urlaub in Bayern könnte gut ankommen. "Er ist heimatverbunden", heißt es etwa im Nesselwanger Käseladen über den urlaubenden Kanzler im Ort.

Welche Dimensionen das haben kann, berichtete kürzlich die "Süddeutsche Zeitung": Weil Bayerns Ministerpräsident Markus Söder der Bundesregierung immer wieder vorwirft, nur Norddeutschland im Blick zu haben, könnte so ein Urlaub in Bayern signalisieren: Was Söder Scholz da vorwirft, stimmt gar nicht. Und eine Verbindung zum Allgäu hat der Kanzler obendrein: Sein Vater arbeitete hier einst. Und in Nesselwang, da war Scholz schon im vergangenen Jahr, bevor die Flutkatastrophe im Ahrtal zur Abreise zwang.

Sicherheit auch ein Faktor bei der Urlaubsplanung im Kanzleramt

Und dann spielt noch all das eine Rolle, was für die Öffentlichkeit kaum erkennbar sein darf: Wie gut kann der Kanzler dort bewacht werden, wo er Urlaub macht? Wie schnell ist er erreichbar, kann er die Reise sofort unterbrechen, falls nötig, wie nun im Fall um Uniper? Und all die Ruhe, das Abschalten, die sind dann vielleicht gar nicht mehr so wichtig. Denn damit rechnen kann ein Kanzler ohnehin nicht.

Viele Einblicke in den Urlaub des Kanzlers und seiner Vorgänger zeigen, dass sie auch unterwegs immer für Beratungen und Abstimmungen am Telefon zur Verfügung stehen. Auch die Öffentlichkeitsarbeit endet nicht.

Am Freitagmittag unterbrach Scholz den Urlaub, um eine Pressekonferenz zu geben. Das Thema: die steigenden Energiepreise. Da können die Nesselwanger sich noch so viel Mühe geben, dem Kanzler seine Ruhe lassen zu wollen: Die Welt dreht sich weiter. Und ein Kanzler wird immer gebraucht.

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