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Veranstalter sagt Mega-Konzert ab: Rammstein nicht auf der Theresienwiese


Rammstein-Konzert abgesagt
Schnellschuss in den Ofen

MeinungEin Kommentar von Jennifer Lichnau, München

Aktualisiert am 18.08.2022Lesedauer: 3 Min.
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Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) und Rammstein-Sänger Till Lindemann: Der große Traum vom Mega-Konzert ist vorerst geplatzt.Vergrößern des Bildes
Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) und Rammstein-Sänger Till Lindemann: Der große Traum vom Mega-Konzert ist vorerst geplatzt. (Quelle: Gonzales Photo/Sebastian Dammark /STL/imago images)

Groß angekündigt und dann doch abgesagt: das Mega-Konzert von Rammstein auf der Theresienwiese. Was hat sich Münchens Wirtschaftsreferent dabei gedacht?

Rammstein! An Silvester! Vor 140.000 Menschen, auf der Theresienwiese in München! Die Nachricht von dem Mega-Event hat nicht nur Rammstein-Fans begeistert und aufgewühlt, beinahe die ganze Stadt hat darüber diskutiert.

Doch so schnell das Thema in der vergangenen Woche hochgekocht war, so schnell war der Kas auch schon wieder bissen, wie man in Bayern sagt, zu Hochdeutsch: Das Thema ist schon wieder vom Tisch.

Rammstein-Konzert in München abgesagt: Zu wenig Zeit

Denn was Münchens Wirtschaftsreferent als große Chance für die Stadt und ihre Außenwirkung verkauft hatte, war ganz offensichtlich ein undurchdachter Schnellschuss. Das musste am Ende wohl auch der Veranstalter "Leutgeb Entertainment" einsehen, der das Konzert am Dienstag genauso öffentlichkeitswirksam, wie es angekündigt wurde, wieder abgesagt hat.

Auf Anfrage von t-online begründet das österreichische Unternehmen die Absage mit dem Stichwort Vernunft: Die verbleibende Zeit bis zu dem Silvester-Konzert reiche nicht aus, um ein Event in dieser Größenordnung sicher durchführen zu können. Ja, nun: Da bleibt nur zu sagen, genau das haben die Polizei und das Kreisverwaltungsreferat, das die Sicherheitskonzepte solcher Veranstaltungen prüft, von Anfang an gesagt.

Nur einer wollte das nicht hören: Clemens Baumgärtner (CSU). Der Wirtschaftsreferent und seine Partei bewarben das Mega-Event trotz aller Kritik als große Chance für München. Einige CSU-Abgeordnete des Stadtrats posierten sogar mit Rammstein-Fanartikeln für Instagram. Doch während die CSU im Stadtrat schon das vorläufige "Ja" gefeiert hat, wurden andere immer wütender.

Die Grünen beispielsweise warfen Baumgärtner vor, er wolle das Konzert "im Schnellverfahren" gegen die Expertise der Sicherheitsbehörden durchdrücken.
Und warum gerade der österreichische Unternehmer Klaus Leutgeb Mega-Events in München durchführen darf, während Münchner Veranstalter sich auf die Olympiahalle beschränken sollen, versteht der Verband der Münchner Kulturveranstalter (VdMK) überhaupt nicht.

Konzertveranstalter in München beschweren sich über "ungleichen Wettbewerb"

Seine 110 Mitglieder haben sich in einem Brief an die Stadtspitze über Baumgärtner beschwert. Bereits 2021 habe der Verband bei Baumgärtner für Großveranstaltungen wegen der Messe angefragt und nach eigenen Angaben nie eine Antwort erhalten. Leutgeb aber veranstaltet gleich mehrere Mega-Events auf dem Münchner Messegelände: Neben Gabalier wird auch Helene Fischer dort vor rund 100.000 Fans auftreten.

Auch von dem geplanten Rammstein-Konzert an Silvester haben die Münchner Kulturveranstalter wieder nur aus der Presse erfahren. Auf eine Antwort von Baumgärtner warten sie immer noch.

Clemens Baumgärtner sagt im Interview mit "München TV" etwas anderes: Gerade während der Pandemie habe es regelmäßige Treffen zwischen ihm und dem VdMK gegeben. Dort habe durchaus die Möglichkeit bestanden, über entsprechende Themen zu reden. Er habe ein offenes Ohr für alle, die München voranbringen möchten.

Und Rammstein zu Silvester sei eben ein "echtes Highlight". Zur Machbarkeit der Großveranstaltung zieht er den Vergleich zum Oktoberfest, bei dem auch Menschenmassen zur und von der Theresienwiese strömen. Was das Mega-Konzert von Rammstein angeht, da müsse der Veranstalter Leutgeb, das Sicherheitskonzept leisten. Aber er, Baumgärtner, sehe kein Grund, warum das nicht machbar sein sollte.

Googelt man Baumgärtner und Leutgeb, findet man ein Bild, das Clemens Baumgärtner, Klaus Leutgeb und Andreas Gabalier breit in die Kamera grinsend zeigt. Einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge stammt das Bild aus dem Jahr 2019. Da hätten Leutgeb und Baumgärtner beim ausverkauften Gabalier-Konzert im Ehrengastbereich des Olympiastadions gesessen und ihre großen Pläne angekündigt.

Entscheidet Baumgärtner aufgrund von Bekanntschaften?

Danach bemühten sich nach Angaben der "SZ" referatsübergreifend städtische Angestellte sowie Messemitarbeiter, um die Mega-Events möglich zu machen – mit dem "Ausnahmekünstler", wie Baumgärtner den österreichischen Volksrocker genannt haben soll.

David Süß, Betreiber des Clubs Harry Klein und Vorsitzender des Verbands der Münchner Kulturveranstalter stellte schon 2019 die berechtigte Frage, ob diese geballte Kompetenz des Stadtrats künftig auch anderen Veranstaltern zu Teil werde, oder ob andere an Auflagen, Kosten, Zugängen oder Bekanntschaften scheitern würden?

Und die Frage stellt er zu Recht in Richtung Baumgärtner. Denn während Baumgärtner mit Klaus Leutgeb schon zu Gabalier gevolks-rock'n'rollt hat und auch nicht um ein kumpelig anmutendes Foto verlegen war, warten die 110 Münchner Konzertveranstalter noch immer auf einen Termin beim Wirtschaftsreferenten.

Verwendete Quellen
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