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Landtagswahl in Bayern: Benjamin Adjei aus München bangt um Wiedereinzug


Wahl in Bayern
Zitterpartie: Politiker bangt um Einzug in den Landtag


09.10.2023Lesedauer: 3 Min.
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Bei der letzten Wahl hat er haarscharf gewonnen: Noch steht Benjamin Adjeis Wiedereinzug in den Bayerischen Landtag auf der Kippe.Vergrößern des Bildes
Bei der letzten Wahl hat er haarscharf gewonnen: Noch steht Benjamin Adjeis Wiedereinzug in den Bayerischen Landtag auf der Kippe. (Quelle: Eva Orthuber)

Die Grünen müssen nach der Landtagswahl in Bayern zwei Direktmandate abgeben. Auch Benjamin Adjei aus München verlor seinen Wahlkreis und muss weiter auf den Einzug warten.

Nach dem großen Wahlerfolg der Grünen bei der Landtagswahl vor fünf Jahren in Bayern muss die Partei zwei von ihren ursprünglich sechs Direktmandaten wieder abgeben. Denn in Würzburg und München unterlagen ihre Kandidaten der CSU. Benjamin Adjei aus der bayerischen Landeshauptstadt ist einer der Wahlverlierer. Der 33-Jährige muss derzeit noch um den Einzug in den Landtag bangen. Möglich wäre dieser nur noch über die Landtagsliste.

"Dass es nicht zum Halten des Direktmandats reicht, war recht schnell klar", sagt der gebürtige Tegernseer im Gespräch mit t-online. Dabei konnte Adjei sein Wahlergebnis mit einem Plus von 0,6 Prozentpunkten im Vergleich zur letzten Landtagswahl sogar steigern. Damals konnte sich der Grünen-Abgeordnete in einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit lediglich 32 Wählerstimmen gegen die Mitkonkurrentin der CSU durchsetzen.

CSU gewinnt Stimmkreis München-Moosach zurück

Doch dieses Jahr konnte die CSU die Wahl im Stimmkreis Moosach mit einem Vorsprung von rund 5 Prozent für sich entscheiden. "Es ist schade, wenn man gegen den Trend mehr Erststimmen bekommt, aber es dann nicht für das Halten des Direktmandats reicht", erzählt Adjei. "Das hätte ich mir anders gewünscht."

Anders als Adjei konnten die Spitzenkandidaten Katharina Schulze (Milbertshofen) und Ludwig Hartmann (Mitte) sowie Gülseren Demirel (Giesing) und Christian Hierneis (Schwabing) ihre Direktmandate verteidigen. Doch in ganz München hat die CSU rund vier Prozent hinzugewonnen.

"Am Anfang wurde viel über die Ampel geschimpft"

"Wir haben in München einen starken Wahlkampf geschafft, doch die CSU hat es trotzdem geschafft, Raum zu gewinnen", so Adjeis erste Wahlanalyse. Auslöser für den Anstieg könnte teilweise auch die Politik der Bundesregierung in Berlin gewesen sein. "Am Anfang des Wahlkampfes wurde sehr viel über die Ampel geschimpft. Zum Ende ging es allerdings um Inhalte für Bayern", erzählt der Landtagsabgeordnete.

Trotzdem sei die Art, wie in der Ampelkoalition mit Konflikten umgegangen werde, nicht "mustergültig". Man müsse zu Lösungen und Kompromissen finden und diese auch öffentlichkeitswirksam nach "außen" vermitteln. Das habe allerdings nicht immer geklappt. Schwierig sei es außerdem gewesen, gegen "populistische Parolen" der CSU anzukämpfen.

Wähler wandern von den Grünen auch zu den Freien Wählern

"Es wurde alles schlechtgeredet", sagt Adjei. Vor allem die Freien Wähler hätten offen am rechten Rand "gefischt". Das habe auch der AfD geholfen. Warum seine Partei rund 30.000 Wähler an die CSU und 20.000 Stimmen an die Freien Wähler verloren hat, wie aus Wahlanalysen vom Forschungsinstitut Infratest dimap hervorgeht, könne er derzeit noch nicht abschließend bewerten.

Weitere Gründe für diese Abwanderung könnten allerdings auch mit den Kompetenzwerten der Grünen, die aus den Wahlanalysen hervorgehen, zusammenhängen. Denen zufolge habe sich das Vertrauen der Bürger in die Klima- und Umweltpolitik sowie in die Flüchtlingspolitik der Grünen fast halbiert.

"Vielen Menschen ist jetzt bewusst geworden, dass Grüne in der Regierung unangenehme Themen ansprechen und sie auch verändern wollen", erklärt Adjei. Das bedeute, dass man allerdings auch die "Komfortzone" verlassen müsse. Die Frage, ob hinter dem schlechteren Abschneiden der Grünen auch ein Glaubwürdigkeitsproblem stecke, verneint der Abgeordnete allerdings deutlich. Die "Unwahrheiten", die die CSU erzähle, auch durch das "Verschieben" oder "Falschauslegen" von Statistiken, könnten stattdessen ein Grund für die Wählerwanderung sein.

Zustimmung für Spitzenpolitiker der Grünen sinkt

Auch die gesunkenen Zustimmungswerte von Grünen-Spitzenpolitikern wie Katharina Schulze und Ludwig Hartmann spielten dabei seiner Meinung nach keine Rolle. Die hohen Werte im Jahr 2018 seien eine "Luxussituation" gewesen. Adjei vergleicht diese Situation mit Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der zeitweise Umfragen zufolge der beliebteste Politiker in Deutschland gewesen sei.

Dass es im konservativen und rechten Lager wenig Sympathien für Politiker der Grünen gebe, tangiere die Partei schließlich nicht. Der gesamte politische Diskurs müsse allgemein wieder sachorientierter werden, so Adjei. "Weg von populistischen Aussagen, weil Populismus die Ränder stärkt."

Benjamin Adjei hofft weiter auf Wiedereinzug in den Landtag

Ein Beispiel für Populismus seien aktuelle Aussagen von Alexander Dobrindt, Chef der CSU-Landesgruppe im Bundestag. In einem ZDF-Interview sprach der Bundespolitiker am Sonntag vom politischen Kurs und der "Respektlosigkeit" der Ampelregierung, die zu einem Rechtsruck führe.

"Da wird es ganz schwierig", meint Adjei. Denn genau dieser "rechte Populismus" führe zum Aus der konservativen Parteien. "Das haben wir in vielen anderen Ländern bisher gesehen. Da muss die CSU aufpassen, dass es ihr nicht auch so ergeht."

Zuerst muss Adjei allerdings weiter um seinen Einzug in den Landtag bangen. Ein Mandat könnte er nur über die Landtagsliste erhalten. Dort befindet er sich auf Listenplatz 16. "Es wird gerade noch ausgezählt. Ich bin aber noch vorsichtig optimistisch, dass das was wird."

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Benjamin Adjei
  • br.de: "Landtagswahl: So hat München-Moosach gewählt"
  • statistik.bayern.de: Vorläufiges amtliches Endergebnis
  • tagesschau.de: "Wie Wählende in Bayern wanderten"
  • ardmediathek.de: "BR24 Wahl – Die Entshcheidung" vom 9. Oktober 2023
  • landtagswahl2018.bayern.de: Ergebnisse von der letzten Wahl
  • zdf.de: "Dobrindt: "Ampelparteien sind abgestürzt"
  • Eigene Recherchen
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