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Ukraine-Krieg: Stadt ist "überrumpelt" von Geflüchteten


Krieg in der Ukraine
Flüchtlinge erreichen München – Stadt ist überrumpelt

Von Christof Paulus

Aktualisiert am 11.03.2022Lesedauer: 3 Min.
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Flüchtlinge aus der Ukraine sitzen in einem Bettenlager am Münchner Hauptbahnhof. Für die vielen Menschen aus der Ukraine hat die Stadt teils zu wenig Plätze organisiert.Vergrößern des Bildes
Flüchtlinge aus der Ukraine sitzen in einem Bettenlager am Münchner Hauptbahnhof. Für die vielen Menschen aus der Ukraine hat die Stadt teils zu wenig Plätze organisiert. (Quelle: Sven Hoppe/dpa-bilder)

Bilder von Flüchtlingen, die im Bahnhof auf dem Boden schlafen, beschämen viele in München. Der Oberbürgermeister schimpft, dann soll alles besser werden. Dafür werden aber zuvor andere Flüchtlinge aus ihrem Umfeld gerissen.

Ganz überraschend kann es nicht gewesen sein, dass in den vergangenen Tagen Hunderte Flüchtlinge in München angekommen sind. Vor über zwei Wochen hat Russland die Ukraine angegriffen, ein Land, in dem für einige Regionen München die nächste deutsche Großstadt ist. Natürlich würden Menschen versuchen wollen, hier anzukommen, das war klar. Und dennoch konnte die Stadt nicht verhindern, dass plötzlich Chaos ausbrach.

"Solche Bilder will ich nicht noch einmal sehen", schimpfte Oberbürgermeister Dieter Reiter am Mittwoch bei einem Besuch am Hauptbahnhof. Zuvor hatte unter anderem der Parlamentarische Geschäftsführer der Freien Wähler im Landtag, Fabian Mehring, die Zustände dort heftig kritisiert.

Ukrainische Flüchtlinge schlafen in München auf dem Boden

Berichte und Bilder von Menschen, die im Bahnhof am Boden übernachtet hatten, waren in den Tagen zuvor durch die Öffentlichkeit gegangen. Dass Strom, Toiletten und Schlafplätze fehlten, sei für die Landeshauptstadt "beschämend", sagte Mehring.

Im Bahnhofsgebäude waren einige Feldbetten aufgebaut, die jedoch bei weitem nicht für alle Ankommenden reichten. Reiter kündigte deshalb Mitte der Woche diverse Maßnahmen an, um die Situation zu verbessern. Doch das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht.

In den nächsten Tagen rechne man mit einem "erheblichen Anstieg des Bedarfs" an Übernachtungsplätzen, teilt die Sprecherin des Münchner Sozialreferats, Edith Petry, auf Anfrage von t-online mit.

Dabei waren die städtischen Unterkünfte bereits Mitte der Woche gefüllt. Jetzt mietet die Stadt weitere Räumlichkeiten an. Diese Woche fungierte bereits ein Gymnasium als Unterkunft. Es sind die kurzfristigen Lösungen, die helfen sollen.

Flüchtlinge in Fürstenfeldbruck werden verlegt

So auch in einer Einrichtung in Fürstenfeldbruck. Wie die Regierung von Oberbayern auf Anfrage von t-online bestätigt, wurden von dort in dieser Woche 135 Bewohnerinnen und Bewohner nach Waldkraiburg verlegt, um Platz für Neuankömmlinge aus der Ukraine zu schaffen. Für die Menschen, die bisher dort lebten, hieß das: Plötzlich ausziehen aus der vertrauteren Umgebung, ans andere Ende des Regierungsbezirks.

Umzüge in Aufnahmeeinrichtungen seien allerdings "kein ungewöhnlicher, sondern ein regelmäßiger Vorgang", sagt Wolfgang Rupp, Pressesprecher der Regierung von Oberbayern, die im Regierungsbezirk fürs Unterbringen der Flüchtlinge zuständig ist. Ohnehin sollen die Einrichtungen nur eine Übergangslösung sein, bevor es etwa in Gemeinschaftsunterkünfte geht.

Brisant ist, dass von dem Umzug Flüchtlinge aus dem Jemen und Afghanistan betroffen waren, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. Den Vorwurf, dass die Behörden zwischen Flüchtlingen erster und zweiter Klasse unterscheiden würden – weil die bisherigen Bewohner für weiße Europäer Platz machen mussten – will Rupp aber nicht gelten lassen.

Regierung von Oberbayern weist Vorwurf zurück

Solche Andeutungen seien "befremdlich" und "möglicherweise nur mit Unkenntnis zu erklären", teilt er mit. Viel mehr sei der Grund für die Verlegung gewesen, dass die Registrierung der neu ankommenden Flüchtlinge konzentriert in nur wenigen Einrichtungen vorgenommen werden soll – etwa in Fürstenfeldbruck. Daher seien die Plätze dringend benötigt worden.

Und die Dringlichkeit könnte sich in den nächsten Tagen noch erhöhen. Wie Sozialreferatssprecherin Petry mitteilt, geht die Stadt München aktuell von 800 Neuankömmlingen pro Tag aus. Aber was das genau heißt? Offen. Viele Menschen in der Stadt seien auch nur auf der Durchreise, manche brauchen nur ein Bett für eine Nacht.

Die Behörden ringen um einen Überblick. Viele von denen, die in der Stadt bleiben wollen, kommen zunächst im sogenannten Ankunftszentrum in der Maria-Probst-Straße unter. Sie werden dann im Anschluss auf die Unterkünfte verteilt, die der Regierungsbezirk, private Initiativen oder die Stadt stellen.

Münchens Oberbürgermeister ist zufrieden

Indes begutachtet Oberbürgermeister Reiter im Hauptbahnhof am Donnerstag die Lage erneut, einen Tag nach seiner klaren Ansage. Er zeigt sich zufrieden. "So sehr ich gestern geschimpft habe, so sehr kann ich heute loben", zitiert ihn der "Münchner Merkur", der wie tags zuvor vom Besuch berichtet. Verbesserung war auch dringend nötig.

Denn der Scheitelpunkt der Flüchtlingswelle aus der Ukraine dürfte noch lange nicht erreicht sein. Mit jedem Tag, in dem die Bombenangriffe auf Städte oder Krankenhäuser des Landes anhalten, machen sich mehr Menschen auf den Weg.

Und so organisiert die Stadt wieder kurzfristig Räume, etwa in der Berufsschule in der Riesstraße, wie es in dem Bericht des "Merkur" heißt. Die Bilanz der Nacht auf Freitag: 300 Plätze, alle schon belegt.

Verwendete Quellen
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