FC Bayern: Kampf um die Startelf – hier kracht es beim Rekordmeister

Der FC Bayern startet heute Abend bei Inter Mailand mit seiner bedingungslos besten elf in die Champions League. Dabei gibt es heiße Duelle und Härtefälle.

Julian Nagelsmann scherzte mit seinen Mitreisenden und lachte viel, als er am Dienstagabend aus dem Mannschaftsbus stieg und das Crowne-Plaza-Hotel betrat. Wenige Minuten später sprach der Trainer des FC Bayern im Untergeschoss des Quartiers an der Via Konrad Adenauer 3, das die Münchner in Mailand bezogen haben, bei seiner Abschlusspressekonferenz über seine Vorfreude auf den Champions-League-Auftakt der die Münchner. An diesem Mittwochabend starten die Bayern bei Inter in ihre Europa-Saison (ab 21 Uhr im t-online-Liveticker). Und sind zum Siegen verdammt.

Bayerns Ziel heißt Istanbul

"Dieses Jahr gibt es keine Ausreden mehr für Julian Nagelsmann. Er kann es sich nicht noch mal erlauben, gegen Villarreal aus der Champions League auszuscheiden oder gegen Gladbach mit 0:5 im Pokal zu verlieren", sagte Lothar Matthäus zuletzt im t-online-Interview: "Der Kader ist stark zusammengestellt, jede Position doppelt oder dreifach besetzt."

"Wir müssen liefern, liefern und nochmal liefern", bestätigte Torjäger Thomas Müller schon vor dem Abflug nach Italien. Und Vorstandschef Kahn fasste zusammen: "Wir beim FC Bayern sind zum Erfolg verdammt." Nach der Solo-Meisterschaft in seiner Debütsaison gilt das auch für Nagelsmann. Gegen Inter stehen er und seine neuen Bayern nach dem Abgang von Torjäger Robert Lewandowski vor ihrer bislang größten Probe. Nagelsmann kann und wird dabei keinerlei Kompromisse machen, sondern schlicht die bedingungslos beste Mannschaft aufs Feld schicken.

Das Problem: Zu der zählen sich deutlich mehr als elf Spieler. Die meisten Stammplätze für den Inter-Kracher sind bereits vergeben, es gibt aber auch ein paar Positionen, die noch äußerst umkämpft sind. Einige Entscheidungen habe er schon getroffen, "aber noch nicht für alle elf", sagte er auf t-online Nachfrage dazu.

Und das sind die heißesten Startelfduelle:

Marcel Sabitzer vs. Ryan Gravenberch vs. Leon Goretzka

Marcel Sabitzer vs. Ryan Gravenberch vs. Leon Goretzka: Nachdem er in der vergangenen Saison noch große Probleme hatte, ist der Österreicher endlich in München angekommen und hat den Sprung von der Verkaufsliste in die Stammelf geschafft. "Er ist positiv stur geblieben", sagte Nagelsmann: "Gegen Union war er unser bester Mann auf dem Platz, hat viele Konter wegverteidigt."

Neuzugang Gravenberch, der für 18,5 Millionen Euro im Sommer von Ajax Amsterdam kam, macht trotzdem mehr und mehr Druck. Zuletzt empfahl sich der 20-Jährige im Pokal bei Viktoria Köln (5:0) mit einem Tor und einer Vorlage.

Auch Leon Goretzka machte nach seiner Knie-OP bei seinem Comeback in Köln mit einem Tor auf sich aufmerksam. Im Training überzeugte der Nationalspieler diese Woche mit vollem Einsatz und drängt zurück in die Startelf – am liebsten sofort!

"Natürlich. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich so denke, aber ich bin auch nicht komplett bescheuert", sagte er auf t-online-Nachfrage in Köln: "Ich werde zusehen, dass ich Minuten sammle, fit werde, gut trainiere und dann schau'n mer mal." Goretzka hat eine lange Verletzung hinter sich und noch nicht allzu viele Trainingseinheiten. Laut Nagelsmann ist er "trotzdem ein Kandidat, weil er es gut macht und brennt".

Die t-online-Prognose: Sabitzer wird gegen Inter noch mal den Vorzug erhalten, weil Nagelsmann Goretzka behutsam aufbauen und keine erneute Verletzung riskieren will. Aber schon am Dienstag im Heimspiel gegen den FC Barcelona könnte er seinen Platz neben Joshua Kimmich aber wieder beanspruchen. Gravenberch könnte dafür am Wochenende in der Bundesliga gegen den VfB Stuttgart die nächste Bewährungschance erhalten.

Dayot Upamecano vs. Lucas Hernández vs. Matthijs de Ligt

Dayot Upamecano vs. Lucas Hernández vs. Matthijs de Ligt: Auch im Abwehrzentrum gibt es einen Dreikampf, aber um zwei Positionen. Bislang musste sich meist noch Starneuzugang de Ligt noch gedulden. Seinen Fitnessrückstand hat der Niederländer, dem die Rolle des Abwehrchefs zugedacht ist, jetzt aufgeholt.

"Wir haben ihn alle mit den Leistungen auf dem Radar, die er vor drei Jahren bei Ajax gebracht hat", sagt Lothar Matthäus zu t-online, "in Italien hat er nicht so überzeugt. Bei Juventus hatten Bonucci und Chielini etwas mehr das Sagen als er." De Ligt macht nun aber auch auf Matthäus "einen sehr positiven Eindruck". Der 23-Jährige strahlt auch die mit Abstand größte Torgefahr aus.

Upamecano startete stark in die Saison, überzeugte mit Physis und Zweikampfstärke. Gegen Gladbach (1:1) leistete sich der 23-Jährige seinen ersten folgenschweren Patzer, der zum Gegentor führte. Der nächste folgte gegen Union Berlin (1:1) – nur Torhüter Manuel Neuer verhinderte den Gegentreffer zum 1:2 noch. Mit diesen Konzentrationsfehlern ist Upamecano – wie schon in der vergangenen Saison – ein Sicherheitsrisiko für Bayern.

"Wenn ich Pavard noch zu de Ligt, Upamecano und Hernández dazurechne, hat man vier zentrale Spieler, die zusammen knapp 250 Millionen gekostet haben. Da müsste schon eine gewisse Qualität vorhanden sein", sagt Matthäus und schränkt ein: "Bei Hernández sehe ich gewisse Probleme, wenn er auf einen ganz schnellen Gegenspieler trifft."

Die t-online-Prognose: Upamecano werden seine Patzer den Stammplatz kosten. Er muss auf die Bank. Hernández und de Ligt werden das Duo in der Innenverteidigung bilden.

Jamal Musiala vs. Leroy Sané

Jamal Musiala vs. Leroy Sané: Sané war es, der dem 19-Jährigen mit den rehbraunen Augen und den dürren Beinen den Spitznamen Bambi verpasste. Die beiden verstehen sich gut, konkurrieren jetzt aber auch um den linken Platz in der Bayern-Sturmreihe. Musiala ist DER Shootingstar der bisherigen Saison, lieferte schon fünf Tore sowie zwei Vorlagen in sechs Pflichtspielen.

"Er hat diese Leichtigkeit und Unbekümmertheit, auch mal ein Missgeschick wegzulächeln", sagt Matthäus: "Das ist das, was mich ein bisschen an Lionel Messi erinnert." Musiala habe "alles, was ein Weltklassespieler braucht. Und kann vielleicht irgendwann Weltfußballer werden. Das traue ich ihm zu!" Gegen Union ließ der zuletzt angeschlagene Musiala seine Leichtigkeit erstmals vermissen. "Ich hatte das Gefühl, er ist mit seiner Hüfte immer noch nicht bei 100 Prozent", sagte Nagelsmann: "Irgendwas schmerzt ihn, da will ich kein Risiko eingehen."

Sanés Formkurve zeigte dagegen zuletzt steil nach oben, auch wenn er sowohl gegen Gladbach als auch gegen Union einige gute Torchancen vergab. "Wenn er 100 Prozent Bock hat", sagte Nagelsmann kürzlich, "dann ist er einer der besten Spieler in Europa."

Die t-online-Prognose: Musiala bleibt aufgrund seiner Hüftprobleme zunächst auf der Bank. Sané bekommt dafür seine nächste Chance, zu zeigen, ob er 100 Prozent Bock auf Bayern hat.

Kingsley Coman vs. Serge Gnabry

Kingsley Coman vs. Serge Gnabry: Der Nationalspieler profitierte zu Saisonbeginn von der Rotsperre, die Coman noch aus dem Vorjahr mitschleppte und bildete zunächst gemeinsam mit Sadio Mané ein sehr erfolgreiches Sturmduo (drei Tore, vier Vorlagen).

Coman drängte nach seiner Sperre aber sofort zurück ins Team und Nagelsmann sagte auf t-online-Nachfrage: "Er hat eine Monster-Qualität, auf die wir ungern verzichten." Die zeigte Coman nun auch wieder in vier Pflichtspielen, in denen er drei Vorlagen lieferte und einen Treffer erzielte.

"King ist genial", sagte Kahn, "er ist absolute Weltklasse und eine Attraktion für die Fans – technisch in Höchstgeschwindigkeit einer der besten Spieler weltweit, einer der besten Dribbler und auch im Abschluss immer gefährlich."

Die t-online-Prognose: Coman verdrängt Gnabry aus dem Stammteam und wird gegen Inter beginnen. Gnabry könnte mit seiner Abschlussstärke aber auch als Joker weiter eine wichtige Rolle für Bayern spielen.