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FC Bayern: Zahltag für Trainer Julian Nagelsmann


Bayern-Trainer unter Druck
Es ist Zahltag für Julian Nagelsmann

Von Julian Buhl

Aktualisiert am 30.09.2022Lesedauer: 4 Min.
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Julian Nagelsmann: Gegen Leverkusen will der Bayern-Trainer drei Punkte einfahren.Vergrößern des Bildes
Julian Nagelsmann: Gegen Leverkusen will der Bayern-Trainer drei Punkte einfahren. (Quelle: IMAGO/Revierfoto)

Bayern-Trainer Julian Nagelsmann steht nach zuletzt vier sieglosen Bundesligaspielen gegen Leverkusen unter Druck. Er spricht vom Tag der Abrechnung.

Julian Nagelsmann wirkte sehr konzentriert und fokussiert auf die angespannte Situation, in der er mit dem FC Bayern nach zuletzt vier sieglosen Bundesligapartien momentan steckt. Nach seinem ungewohnt schmallippigen Auftritt, bei dem er unter der unmittelbaren Wirkung der 0:1-Niederlage vor knapp zwei Wochen beim FC Augsburg noch einen ziemlich ratlosen Eindruck hinterlassen hatte, hat er seine Sprache zwar wiedergefunden.

Vor dem wichtigen Heimspiel am Freitagabend (ab 20.30 Uhr im t-online-Liveticker) gegen Bayer Leverkusen wählte er seine Worte aber sehr genau. Ein-, zweimal lächelte der 35-Jährige während seiner Abschlusspressekonferenz. Dass die Stimmung bei ihm und den Münchnern insgesamt nach wie vor ziemlich gedämpft ist, war nicht zu übersehen – und schon gar nicht zu überhören.

Nagelsmann spricht vom Pay Day

"Ich nehme mir jede Kritik zu Herzen. Dass die letzten zwei Wochen mich total kaltlassen, wäre gelogen. Jeder erfährt lieber positive Dinge über sich als negative", sagte Nagelsmann. "Es ging einfach darum, dass ich keine Lust habe, die Spiele nicht zu gewinnen, weil ich gerne am Pay Day wieder deutscher Meister werden will und in der Champions League und im DFB-Pokal gerne weiter kommen würde als letztes Jahr."

Dieser Tag der Abrechnung sei heute zwar noch nicht, "aber wir brauchen Punkte und Siege", ist sich Nagelsmann bewusst. Momentan beträgt der Rückstand auf Tabellenführer Union Berlin fünf Zähler, der auf Borussia Dortmund drei.

Mit Leverkusen-Begegnung sowie dem nächste Woche beim BVB anstehenden Topspiel sieht Stefan Effenberg in seiner t-online-Kolumne nun "zwei richtungsweisende Partien" für Nagelsmann und die "bislang größte Herausforderung für ihn. Spätestens jetzt weiß er, wo er da eigentlich Trainer ist."

Der ehemalige Bayern-Kapitän warnte: "Er sollte die Situation nicht unterschätzen. Drei Punkte aus vier Spielen – das darfst du dir bei dem Klub nicht oft erlauben. Dort bist du zum Erfolg verdammt. Punkt."

"Ich hatte jetzt keine Rücktrittsgedanken"

Das ist Nagelsmann freilich bewusst. "Ich hinterfrage mich immer, jeden Tag", sagte er und stellte klar, "aber ich hatte jetzt keine Rücktrittsgedanken." Auch von sämtlichen Bossen wurde ihm noch einmal demonstrativ der Rücken gestärkt. "Wir sind absolut von ihm überzeugt", sagte Präsident Herbert Hainer am Mittwoch und ergänzte: "Wir werden am Freitag eine andere Mannschaft sehen – und auch eine siegreiche."

"Ich spüre eine persönliche Verantwortung", sagte der zuletzt immer stärker in die Kritik geratene Nagelsmann, "bin aber nicht für alles verantwortlich. In den letzten zwei Wochen ist mein Name schon inflationär gefallen – und wenig andere Namen."

So sei er beispielsweise auch "nicht dafür verantwortlich, dass die Nationalmannschaft gegen Ungarn verliert". Generell gelte: "Es ist ein Teamsport."

Risse im Verhältnis zur Mannschaft

Aber auch in seinem Verhältnis zur Mannschaft kam es zuletzt zu Rissen. Den kolportierten Vorwürfen, er sei speziell in der Kommunikation mit seinen Ersatzspielern zu wenig empathisch, widersprach Nagelsmann vehement: "Ich behaupte, dass ich ein ordentlicher Mensch bin und auch mit meinen Spielern so umgehe."

Mit Ryan Gravenberch hatte sich kürzlich im ESPN-Interview der erste unzufriedene Profi öffentlich über zu wenig Spielzeit beklagt. "Wenn ich ehrlich bin, habe ich mehr Spielminuten erwartet", sagte der Neuzugang, der für 18,5 Millionen Euro von Ajax Amsterdam gekommen war. "Man möchte spielen, aber der Trainer wählt andere Spieler aus. Ich muss das akzeptieren, aber es ist schwierig."

Auch Nagelsmann räumte ein, der 20-Jährige habe "für seine Fähigkeiten vielleicht ein bisschen zu wenig gespielt, was auch an der Konkurrenz liegt".

Nagelsmann schaut "alle Spiele" an

Der Bayern-Trainer stellte heraus, "dass ich sehr viel in den Job investiere", und gab auch gleich ein Beispiel dafür. In den vergangenen zwei Wochen habe er sich nämlich "alle Spiele" noch mal angesehen und daraus Anschauungsmaterial für seine Mannschaft zusammengestellt.

"Wir müssen nicht alles umkrempeln", betonte Nagelsmann. Dennoch habe er seinen "Jungs vier Botschaften" mitgegeben, die er nun auf dem Platz auch umgesetzt sehen will.

Einer dieser Punkte dürfte mit Sicherheit die Chancenverwertung sein. In den vergangenen vier Spielen gaben die Bayern zwar 95 (!) Torschüsse ab – heraus kamen dabei allerdings lediglich vier Treffer.

Dass Nagelsmann die schlechte Torquote wiederholt öffentlich bemängelte und konkrete Spieler wie Serge Gnabry und Leroy Sané nannte, im Gegenzug aber wenig Selbstkritik zeigte, soll in der Mannschaft alles andere als gut angekommen sein.

Das gilt auch für Nagelsmanns Wortwahl bei der Videoanalyse des 2:2 gegen den VfB Stuttgart, in der er sein Team laut "Sport Bild" als "Hühnerhaufen" bezeichnet haben soll.

Die Zahlen geben Nagelsmann Recht

Die Zahlen, die Nagelsmann auch vor dem Leverkusen-Spiel wieder nannte, geben dem Coach allerdings recht. Denn die Chancenverwertung seiner Mannschaft sank von 29 Prozent in der ersten Saisonphase in den vergangenen vier Partien auf 6 Prozent.

Ein Problem der Bayern ist auch, dass mehrere Spieler ihre starke Frühform dieser Saison mittlerweile schon wieder verloren haben. Vor allem die anfangs so starken Sadio Mané und Serge Gnabry geben den Verantwortlichen dabei Rätsel auf.

Beide Offensivspieler blieben in den vier sieglosen Bundesligaspielen sowie auch in der Champions League gegen Inter und Barcelona ohne eine einzige Torbeteiligung. Gnabry hat seinen Platz in der Stammelf deshalb bereits verloren.

Salihamidzic nimmt Mannschaft in die Pflicht

Die Mannschaft muss sich auch die vorwurfsvolle Frage gefallen lassen, warum sie in der Champions League, wo man mit zwei Siegen gegen Mailand und Barcelona gestartet ist, sehr wohl funktioniert, in der Bundesliga momentan aber nicht. Ein Einstellungsproblem?

"Unsere Spieler haben Qualität, Mentalität und Charakter, das wollen und werden sie zeigen" sagte Salihamidzic zu "Bild am Sonntag": "Die kommenden Spiele gegen Leverkusen, Pilsen und in Dortmund sind genau die richtige Bühne dafür."

Darauf setzt auch Nagelsmann, der trotz der angespannten Lage behauptete: "Ich schlafe identisch wie die Wochen davor auch." Damit das so bleibt, muss er die Herbst-Krise der Bayern schnellstmöglich beenden, am besten schon mit Siegen gegen Leverkusen und Dortmund. Denn sonst könnte sein Pay Day möglicherweise früher auf ihn zukommen als er denkt.

Verwendete Quellen
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